Ruhige, eigenwilliger Film über die erotischen Eskapaden eines bürgerlichen Ehepaars.

Malen oder lieben

Ruhige, eigenwilliger Film über die erotischen Eskapaden eines bürgerlichen Ehepaars.

24.11.2015

Von Heike-Melba Fendel, epd

Malen oder lieben

Langsam, aber keineswegs langatmig stellen die Brüder Arnaud und Jean-Marie Larrieu in ihrem zweiten Spielfilm "Malen oder Lieben" die gut 50-jährige Madeleine (Sabine Azéma) vor. Sie geht einem nicht näher bezeichneten Beruf und einem sehr genau gezeichneten Hobby nach: der Landschaftsmalerei. Sie dilettiert, das ist ihr egal. Sie ist ein eifriger Mensch, eher neugierig als spießig.

Als ein blinder Fremder sie beim Malen in der Natur überrascht und anbietet, ihr ein zum Verkauf stehendes Haus inmitten alter Nussbäume zu zeigen, folgt sie ihm und seiner Logik: "Wissen Sie", sagt er, "Hausbesitz ist auch eine Emotion." Auch Madeleines Mann William (Daniel Auteuil), der mit der Leere seines frühen Ruhestands hadert, lässt sich von der halb verfallenen Pracht des abseitigen Bauernhauses beeindrucken. Bei der Besichtigung entdeckt das Ehepaar sein Begehren füreinander wieder. Die beiden haben Sex - hinter verschlossenen Läden, noch bleibt die Inszenierung diskret.

Ausführlich sieht man, was Franzosen auch tun, wenn sie für sich sind: kochen, essen, Rotwein trinken. Währenddessen wechseln die Jahreszeiten, die Besucher aber bleiben gleich, es sind nur zwei, der Blinde (Sergi Lopez) und seine schöne dunkelhaarige Frau (Anmira Casar). Sie heißen Adam und Eva. Es ist jenes vorbewusste Begehren, das Menschen scheinbar absichtslos zueinander zieht. Und es geht über Kreuz, jede mögliche Beziehungsachse lädt sich allmählich erotisch auf, wie auch der langsame Film, in dem wenig passiert - bis es passiert. Die folgende Verwirrung des bürgerlichen Paares wirkt gleichzeitig possierlich und irrational.

Man kann "Malen oder Lieben" als Groteske sehen, sich über eine allzu platte Metaphorik (Adam und Eva, der sehende Blinde) mokieren und sich fragen, ob das neuerliche Erwachen von Sinnlichkeit und Begehren in fortgeschrittenem Alter wirklich abendfüllend ist. Aber die beiden Regisseure traumwandeln sicher im Aberwitz.

Arnaud und Jean-Marie Larrieu haben einen eigenwilligen Film gemacht. Ein bisschen sentimental ist er durchaus, ein bisschen peinlich auch. Aber weil die Regisseure das im Sinne ihrer Figuren gezielt in Kauf genommen haben, ist er auf seine Weise sehr cool.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 03sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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shevad 05.07.200612:00 Uhr

Überraschend frivol, mit leisem Witz und grandiosen Darstellern kontert das französische Ensemble-Kino gegen den Stumpfsinn aus Übersee.

ingrid 26.06.200612:00 Uhr

Leer, langweilig, inhaltsleer- das Leben der Protagonisten und leider auch der ganze Film. Alles ist beliebig: Haus kaufen, Insel gehen,Fremdgehen- das dann auch noch so unerotisch. Habe mich selten so gelangweilt .

Christian 16.06.200612:00 Uhr

Die Wiederentdeckung der Freiheit durch Swingersex im Vorruhestand?
Sehr pessimistisches Perspektiven, die der französische Fiilm da bietet.