Für den "Leichtathleten des Jahres" wird es ernst

Marathon: Arne Gabius feiert in London Premiere

Arne Gabius tritt am kommenden Sonntag erstmals bei dem Marathon in London an.

21.04.2016

Von DPA

Rechnet sich im Marathon mehr Chancen aus als auf der Bahn: Arne Gabius. Foto: dpa

Rechnet sich im Marathon mehr Chancen aus als auf der Bahn: Arne Gabius. Foto: dpa

Stuttgart. Arne Gabius trabt mal wieder am Gefängnis von Stammheim vorbei, das durch die RAF berühmt geworden ist. "Die Freiheit des Läufers", scherzt er beim Fotoshooting. Am Stadtrand von Stuttgart wohnt und rennt Deutschlands bester Marathonläufer - wenn er gerade nicht in Kenia im Trainingslager ist. Gegen Afrikas Asse tritt der 35-Jährige am Sonntag beim Klassiker in London an. Das ist seine Generalprobe für die Olympischen Spiele von Rio de Janeiro. "Da laufen die Besten, da will ich auch hin. Ich will ja nicht nur in Rio auf sie treffen, sondern auch vorher. Man muss die Konkurrenz suchen", sagt Gabius.

Bei seinem ersten Rennen über die 42,195-Kilometer-Distanz, 2014 in Frankfurt, lieferte der Ausdauerspezialist mit 2:09:32 Stunden das beste Debüt eines Deutschen in der Leichtathletik-Geschichte ab. Beim zweiten, ein Jahr später ebenfalls am Main, verbesserte er den 27 Jahre alten nationalen Rekord auf 2:08:33 Stunden. Beide Male waren die Rennen auf den Sportler vom LT Haspa Marathon Hamburg zugeschnitten. Jetzt muss er sich ganz allein behaupten im Feld von Weltklasseathleten. Und auch seine Frau Anne wird nicht mit dem Fahrrad an der Strecke sein und ihm die Trinkflaschen reichen - die Hobbyläuferin gibt an der Themse ihr Marathon-Debüt. Gabius peilt eine Bestzeit an, so selbstbewusst ist er. Seit dem Vorjahr in Frankfurt fühlt sich der EM-Zweite von 2012 über 5000 Meter als echter Marathonläufer: "Ich glaube, dass ich für den Marathon sehr gut vorbereitet bin."

Längst beschäftigt sich der Mediziner auch mit seiner Olympia- Teilnahme. In Rio wird es keine Tempomacher geben - und vielleicht auch keine überirdische Siegerzeit. 2012 in London gewann Stephen Kiprotich aus Uganda in 2:08:01 Stunden, vier Jahre zuvor triumphierte Samuel Kamau Wanjiru in Peking in 2:06:32 und 2004 in Athen Stefano Baldini in 2:10:55. Prognosen wagt Gabius nicht, aber beim Marathon stehen seine Chancen möglicherweise besser als auf der Bahn: Bei den Weltmeisterschaften 2009 und 2013 sowie bei den Sommerspielen 2012 schied er im Vorlauf aus.

Seine zweite Karriere im Langstreckenlauf soll aber auf der Ziellinie von Rio noch nicht beendet sein. "Ich probier s aus, wie lange es geht. Meine Frau wird mir schon sagen, wenn ich mal Stopp machen muss, wenn es anfängt, lächerlich zu werden", sagt er. "Sie wird dafür sorgen, dass ich nicht den Absprung verpasse."