Ärgernis

Wenn der Postmann gar nicht klingelt

Kein Skonto mehr möglich, wichtige Rechnungen kommen zu spät: Die Horberinnen und Horber trifft der Personalmangel bei der Deutschen Post hart.

26.09.2022

Von Benjamin Breitmaier

Die Post hat in Horb gerade massive Probleme, ihre Briefe rechtzeitig zuzustellen. Bild: Karl-Heinz Kuball

Die Post hat in Horb gerade massive Probleme, ihre Briefe rechtzeitig zuzustellen. Bild: Karl-Heinz Kuball

Es kann vorkommen. Rechnung nicht bezahlt, Mahnung mit Gebühr, keine große Sache. Aber was, wenn der Empfänger gar nicht mal die Chance hatte, die Rechnung rechtzeitig zu bezahlen? Es war nur eine kurze Anfrage am vergangenen Freitag, 23. September, in der Facebook-Gruppe Horber Stadtgeflüster: „Kam bei Euch die Post in letzter Zeit regelmäßig an, oder gab es manchmal Probleme mit der Zustellung?“ Innerhalb weniger Stunden gab es eine Flut von Antworten: „Gestern kam die Post mit Absendedatum 07. und 08.09. Ganz blöd, wenn Rechnungen dabei sind, die 10 Tage Skontofrist haben“, „Heute kam ein Riesen Stapel mit Post auf die ich 1 Woche gewartet habe. Wohne in Nordstetten!“, „Gibt mega Probleme! Bin stinksauer! 10 Tage kam keine Post und dann auf einmal alles.. jetzt wieder seit Tagen nichts“ – es sind nur einige Sätze, die auf ein massives Problem hindeuten. Die Meldungen kommen aus Dettensee, aus Nordstetten, Dettingen, Isenburg, nahezu jedem Horber Teilort.

„Auch bei mir kamen am vergangenen Dienstag 12 Briefe auf einmal an, teils mit dem Datum 5., 8. und 12. September, am Mittwoch, Donnerstag und Freitag kam dann wieder keine Post“, meint NECKAR-CHRONIK-Leserin Siska van der Ploeg.

Bei einer derartigen Flut von Problemen bei der Zustellung können Einzelfälle nahezu ausgeschlossen werden. Frage an die Pressestelle der Deutschen Post. Die Antwort kommt innerhalb von Stunden. Die Sprecherin gibt Einblicke in einen Konzern, der aktuell durch stürmische See segelt. Das Unternehmen macht in seiner Antwort kein Geheimnis daraus, dass es in Horb massive Probleme gibt. Wörtlich heißt es in dem Schreiben: „Leider erfolgt die Zustellung in und um Horb derzeit nicht in der Qualität, wie es unsere Kundinnen und Kunden gewohnt sind.“ Sie nennt mehrere Gründe für die Probleme.

Grund 1, Pandemie: „Die Infektionswelle, die derzeit ganz Deutschland erfasst, geht auch an uns nicht spurlos vorbei. Dabei gehen die Infektionszahlen auch mit einer Zahl von positiven Fällen insgesamt in unseren Betriebsstätten einher“, heißt es auf die Anfrage der NECKAR-CHRONIK. Aufgrund der „dynamischen Entwicklung“ könne das Unternehmen nicht ausschließen, dass es „in vereinzelten Regionen vorübergehend auch einmal zu Verzögerungen in den Betriebsabläufen kommen wird“.

Grund 2, der Arbeitsmarkt: Die Sprecherin: „Aufgrund der aktuellen Situation auf den deutschen Arbeitsmärkten sind Arbeitnehmer momentan generell stark umworben. Dies trifft auch auf diese Region zu und ist in der Logistikbranche besonders stark spürbar.“

Wegen eines „deutlich erhöhten Krankenstands“ könne es leider punktuell zu Verzögerungen in der Post- und Paketauslieferung kommen. Das Unternehmen tue alles dafür, dass die Verzögerungen maximal einen Tag betragen. Die Sprecherin fügt ein Zusage an: „Wir nehmen jede einzelne Beschwerde unserer Kunden ernst und sind immer bereit, den konkreten Fällen nachzugehen.“ Dafür haben die Kunden Kontaktmöglichkeiten über unterschiedliche Kanäle, wie den klassischen Telefonanruf auf der zentralen Kunden-Hotline 0228/4333112 und Social-Media-Kanäle.

Das Unternehmen macht außerdem den Kundinnen und Kunden ein Angebot, wie die Situation verbessert werden könnte: „Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber und auch in dieser Region stets auf der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“ Auch in Horb sei man auf der Suche nach „Verteilern für Pakete“ in Teilzeit sowie „Postboten für Pakete und Briefe“ im unbefristeten Vollzeit-Verhältnis.

Das Unternehmen weist außerdem darauf hin, dass bei den rund 49 Millionen Briefen am Tag 88 Prozent schon am nächsten Werktag die Empfängerin oder den Empfänger erreichen – an sechs Tagen in der Woche.

Was das Unternehmen allerdings nicht sagt: Wann ein Ende der Unregelmäßigkeiten in Horb abzusehen ist oder wer die Mahngebühren bezahlt, die den Horberinnen und Horbern aufgebrummt wurden, weil ihre Rechnungen nicht rechtzeitig ankamen.

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Erstellt:
26.09.2022, 18:03 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 53sec
zuletzt aktualisiert: 26.09.2022, 18:03 Uhr

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