Jetzt bloß nicht abheben

Matti Sorgius im Kader der U-16-Nationalmannschaft / Größte Nachwuchs-Hoffnung der Young Tigers

12.01.2017

Von Hansjörg Lösel

Auch zwei Gegenspieler können Matti Sorgius nicht stoppen: Der Kapitän der Young Tigers nennt Draymond Green von den Golden State Warriors als sein Vorbild. „Er ist auch so ein emotionaler Typ“.Archivbild: Ulmer

Auch zwei Gegenspieler können Matti Sorgius nicht stoppen: Der Kapitän der Young Tigers nennt Draymond Green von den Golden State Warriors als sein Vorbild. „Er ist auch so ein emotionaler Typ“.Archivbild: Ulmer

Tübingen hat wieder einen Nationalspieler: Matti Sorgius überzeugte U 16-Bundestrainer Alan Ibrahimagic beim Camp in Heidelberg, wurde nominiert fürs Turnier in Frankreich im April – dort kann er sich für die Europameisterschaft im
August in Montenegro empfehlen. „Das wäre ein Traum“, sagt der
1,95 Meter große Kapitän der Young Tigers.

Im Reutlinger Nils Schmitz steht ein weiterer Spieler der Tigerle im vorläufigen Aufgebot der U 16-Nationalmannschaft, doch Sorgius gilt als derzeit wohl größtes Tübinger Talent. „Er ist einer der wenigen seiner Altersklasse in Deutschland, der gegen alle fünf Positionen verteidigen kann“, sagt JBBL-Trainer David Rösch. Und: „Er hat das Führungs-Gen.“ Den Zug zum Korb, Energie und Kampfeswille nennt Sorgius selbst als seine Stärken – vielleicht darin begründet, dass er sich schon früh immer gegen den älteren Bruder durchsetzen wollte. Denn begonnen hat alles mit einem Korb an der heimischen Garage: Dort spielten die Sorgius-Kinder stundenlang mit der Nachbarschaft. Diese Freude am Spiel hat sich Matti bewahrt, deshalb steht er auch gerne morgens um sieben Uhr zum Wurftraining in der Halle: „Es ist eigentlich gar nicht schwer, morgens früher aufzustehen, denn es macht ja Spaß“, sagt Sorgius. Seine Trainingswoche ist verplant: Von Montag bis Freitag täglich mindestens eine Einheit, dazu die Spiele am Wochenende. „Er ist sehr fleißig“, sagt Rösch, „sonst wäre er aber auch nicht dort, wo er jetzt ist.“ Von der Geschwister-Scholl-Schule, Partnerschule der Tigers, wird der Youngster unterstützt.

Von der Grundschul-AG bis zum Jugendbundesliga-Team der Young Tigers hat Sorgius alle Stationen des Tübinger Nachwuchs-Programms durchlaufen. Stets an seiner Seite: Mirjan Broening. „Seit ich Sport mache, kenne ich ihn“, sagt Sorgius. In der Leichtathletik und beim Fußball waren beide einst Konkurrenten, im Basketball Teamkollegen. Mit dem TSV Lustnau holte Sorgius auch als Kicker einige Titel, seit zwei Jahren konzentriert er sich aber auf Basketball. Nicht zuletzt aufgrund eines Wachstums-Schubs. Bei 1,95 Metern ist Sorgius angekommen, aller Voraussicht nach wird er aber nicht mehr allzu viel wachsen.

Deshalb will ihn Rösch vor allem für die Außenpositionen fit machen: Seine Zukunft sei auf der Position zwei oder drei, also als Shooting Guard oder Small Forward. Und so feilt Sorgius an seinem Distanzwurf, eine „Baustelle“ (Rösch) sei auch das Dribbling. Doch der 15-jährige unterscheide sich durch seine Entschlossenheit von Gleichaltrigen, sagt Jugendtrainer Rösch: „In der Altersklasse sind viele darauf aus, dass es schön aussieht, aber nicht, ob es effektiv ist.“

Anders Sorgius: Was er anpackt, schlägt sich in der Statistik nieder – mit 21,8 Punkten pro Partie und 7,0 Rebounds ist der Kapitän der Tigerle effektivster Spieler der Tübinger U 16. Dabei war eine so starke Saison nicht zu erwarten: Zum Ende der Vorbereitung riss ein Band im Sprunggelenk, trotz einiger Wochen Pause fand Sorgius aber schnell seinen Rhythmus.

In der JBBL-Saison, die am Wochenende in Ludwigsburg weiter geht, hofft Sorgius auf die Playoffs, eventuell gar das Top4. Bereits 2018 steht dann das Abitur an – und der Sprung in den Profi-Kader der Tigers? „Natürlich träumt man davon“, sagt Sorgius. Dass zuletzt Spieler aus der eigenen Jugend wie Jan Georg, Jef Hiller oder Tim Deschner diesen Sprung geschafft haben, hat er genau registriert: „Das ist noch mal eine Extra-Motivation.“ Jetzt darf der Jung-Basketballer bloß nicht abheben, dann scheint der Weg in die Bundesliga vorgezeichnet. „Er ist einer, der Perspektive hat“, sagt Rösch.

Mit 15 schon in der U 19 und im Oberliga-Aktiventeam

In einem Monat wird Matti Sorgius 16 Jahre alt, doch er hat bereits Basketball-Erfahrung im Herren-Bereich: In der Oberliga erzielt er für den SV 03 Tübingen II im Schnitt 13,3 Punkte pro Partie. Und auch in der U 19 behauptet er sich gegen bis zu drei Jahre ältere Konkurrenten: „Sorgius spielt mit unglaublich viel Energie, von seiner aggressiven Spielweise profitieren wir immens“, sagte Trainer Manu Pasios nach dem Heimsieg der Tübinger NBBL gegen Urspring – Sorgius hatte sieben Punkte erzielt, kommt im Schnitt auf 7,8 Punkte und 3,5 Rebounds pro Partie. Die Tübinger Coaches achten auf die Dosierung der Einsätze, der Youngster soll schließlich nicht verbrannt werden: „Wir passen auf, dass die jungen Spieler nicht die Lust verlieren“, sagt JBBL-Trainer David Rösch.

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Erstellt:
12.01.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 12.01.2017, 01:00 Uhr

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