Horb · Betreuung

Mehr Geld für die Kinderbetreuung

Horb will seine Kitas stärken, einen Waldkindergarten schaffen und die Öffnungszeiten bestimmter Kindergärten verlängern. Die Gebühren sollen aber nicht steigen, sondern teils sogar sinken.

23.05.2019

Von Philipp Koebnik

Es gibt wieder mehr Kinder, auch in Horb. Was einerseits wohl für viele ein Grund zur Freude ist, stellt die Verwaltung vor die Aufgabe, sich auf einen steigenden Bedarf an Plätzen in Kindertageseinrichtungen einzustellen. Während die geburtenschwachen Jahrgänge nun in die Schulen wechseln, drängen die geburtenstarken in die Kindergärten. Oder, wie es Nicole Schäfer vom Fachbereich Familie, Bildung und Kultur in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend ausdrückte: „Es werden wenige Plätze für viele Kinder frei.“

Die Kommunen sind gesetzlich verpflichtet, den örtlichen Bedarf an Kita-Plätzen zu planen. In Horb besteht die Herausforderung darin, die Unterschiede der insgesamt 20 Kitas in der Kernstadt und in den Teilorten (Einwohner- und Geburtenzahl, Zu- und Wegzüge, Entwicklung der Kinderzahlen, Bedarfsänderungen, Entwicklung durch neue Baugebiete) in Einklang zu bringen und zugleich ein gesamtstädtisches Konzept zu erstellen. Da manche Faktoren kaum planbar sind, wird die Bedarfsplanung ständig aktualisiert.

Aktuell gibt es in den Horber Kindertageseinrichtungen 51 Gruppen mit 980 Plätzen für Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren. Es gibt sogenannte Regelgruppen (RG), die eine Vor- und Nachmittagsbetreuung mit Unterbrechung am Mittag anbieten. Außerdem gibt es Gruppen mit verlängerten Öffnungszeiten (VÖ), wobei die Betreuungszeit insgesamt 6 Stunden am Stück umfasst. Darüber hinaus gibt es Gruppen mit um eine Stunde verlängerten Öffnungszeiten (VÖ+Gruppe), die also eine Betreuungszeit von 7 Stunden anbieten. Hinzu kommen Ganztagesgruppen (GT) mit einer Betreuungszeit von 8 bis 11 Stunden am Stück.

Der Trend ist klar: In den vergangenen Jahren haben sich die Zahl der Mischgruppen aus RG und VÖ-Gruppen sowie die Zahl der GT-Gruppen im Vergleich zu den reinen Regelgruppen deutlich erhöht. Gab es 2014 noch 19 reine Regelgruppen, sind es inzwischen nur noch neun.

Für das Kindergartenjahr 2019/20 ist geplant, das Regelöffnungszeitenangebot zu reduzieren. Zugleich sollen reine RG in Gruppen mit VÖ oder in GT-Gruppen umgewandelt werden. Dabei geht die Verwaltung davon aus, dass diese Gruppen zum Teil weniger Plätze benötigen, weil nicht alle Kinder das erweiterte Angebot nutzen. Unterm Strich werden 0,15 neue Personalstellen geschaffen. Die Stadt rechnet mit jährlichen Mehrkosten von 7500 Euro. Generell bemüht sich die Stadt nicht nur um Erzieher-Fachkräfte, sondern auch um Fachkräfte aus anderen Bereichen, etwa Logopäden, die durch eine 25-tägige Fortbildung zu Betreuern werden sollen. Die Kosten dafür will die Stadt übernehmen.

Für das kommende Kindergartenjahr sind gesamtstädtisch rein rechnerisch nur noch 11 Plätze frei – in einer Flächenstadt mit 17 Teilorten reicht das nicht aus. Deshalb soll der Kindergarten im Finkenweg auf dem Hohenberg wiedereröffnet werden; der Kindergarten in Mühringen soll eine zweite Gruppe eröffnen; außerdem soll ein Waldkindergarten auf der Schütte gegründet werden. Für die Schaffung dieser 57 bis 67 zusätzlichen Plätze rechnet die Verwaltung mit jährlichen Ausgaben von 310 000 bis 360 000 Euro.

Der Kindergarten im Finkenweg wurde bis 2014 von der evangelischen Kirchengemeinde betrieben. Sie möchte das jedoch nicht erneut, weshalb geplant ist, dass der katholische Zweckverband für Kirchengemeinden diese Aufgabe übernimmt.

Wo die Regelöffnungszeiten in VÖ umgewandelt werden, sollen die VÖ-Gebühren an die RG-Gebühren angeglichen werden. Denn sonst, so argumentiert die Verwaltung, wären jene Eltern benachteiligt, für die die Regelöffnungszeiten ausreichend waren. In den Kindertageseinrichtungen in Mühringen, Bittelbronn und Dettensee werden die Öffnungszeiten bereits zum September dieses Jahres geändert und die Gebühren entsprechend angepasst.

Mindereinnahmen und Mehrkosten

Durch die Angleichung der VÖ-Gebühren an die RG-Gebühren kalkuliert die Verwaltung mit Mindereinnahmen von jährlich 70 000 bis 80 000 Euro. Jedoch: Der Erhalt der Regelöffnungszeiten würde die allgemeine Ausweitung der Öffnungszeiten nicht aushebeln. Die Regelöffnungszeit müsste somit zusätzlich zu einem Ausbau der VÖ+ und der GT-Zeiten finanziert werden. Außerdem müsste wegen des wachsenden Bedarfs an VÖ-Zeiten die aktuell noch vorhandenen, reinen Regelgruppen in RG/VÖ-Mischgruppen umstrukturiert werden. In Summe brächten diese Maßnahmen Mehrkosten von zirka 192 500 Euro mit sich. Durch das neue Öffnungszeitenkonzept werden diese zusätzlichen Kosten vermieden. Folglich würden 112 500 Euro eingespart.

Die Pläne der Stadt stießen beim Gemeinderat auf ein sehr positives Echo. Das Gremium stimmte der Beschlussvorlage bei einer Enthaltung (ULH) zu.

Im Kindergartenjahr 2019/20 erreicht Horb eine Versorgungsquote von rund 39,5 Prozent. Das bedeutet, der Zahl von 707 Kindern im Alter zwischen 0 und 3 stehen 279 Plätze gegenüber. Zum Teil sind diese Plätze jedoch mit Kindern über 3 Jahren belegt, weshalb die Zahl der tatsächlich zu besetzenden Plätze 258 beträgt. Die reale Versorgungsquote liegt mithin bei 36,5 Prozent.

Die Betreuungsquote bezieht sich auf die Kinder, die im Alter zwischen 0 und 3 Jahren eine Betreuung in Anspruch nehmen. Von den 707 Kindern trifft das aktuell auf 169 zu, woraus sich eine Quote von 23,9 Prozent ergibt. Der Auslastungsgrad beschreibt die Zahl der vorhandenen Plätze im Verhältnis zu den belegten Plätzen. Derzeit stehen tatsächlich vorhandenen 186 Plätzen 152 belegte Plätze gegenüber. Das entspricht einem Auslastungsgrad von rund 82 Prozent.

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Erstellt:
23.05.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 32sec
zuletzt aktualisiert: 23.05.2019, 01:00 Uhr

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