Rottenburg

Mehr als eine Erde

Der Journalist Franz Alt forderte in Rottenburg mehr Einsatz von regenerativen Energiequellen (28. November) und nannte dabei auch Holz als Energieträger.

08.12.2018

Von Roland Irslinger

Holz setzt beim Verbrennen dieselbe Menge an Kohlenstoff frei, die beim Wachstum der Atmosphäre entzogen wurde. Bei Kohle und Öl ist das genauso. Bei nachhaltiger Waldwirtschaft wird der Kohlenstoff aus der Verbrennung von Holz aber anschließend der Atmosphäre wieder entzogen. Holz ist ein klimaneutraler Brennstoff, nicht, weil es beim Verbrennen dieselbe Menge an CO2 freisetzt, die es beim Wachstum gebunden hat, sondern weil es beim Wachstum dieselbe Menge an CO2 bindet, die zuvor beim Verbrennen freigesetzt wurde. Bei Kohle und Öl ist das nicht der Fall.

Kommen Brennholz oder Holzpellets aus osteuropäischen oder tropischen Urwäldern, stimmt diese Rechnung nicht mehr. Urwälder lassen wir am besten in Ruhe, weil sie auch im Boden riesige Mengen an Kohlenstoff speichern.

Beim Verbrennen von Holz wird zwar CO2 frei, aber Holz ersetzt dabei fossile Brennstoffe. Dieser Substitutionseffekt macht die Holzverbrennung klimaneutral. Bei Lagerfeuern, offenen Kaminen und Holzkohlegrills ist das kaum der Fall. Kommt die Energie zum Heizen eines Tages aus Windkraft oder Geothermie, brauchen wir das Holz nicht mehr für klimaneutrales Heizen. Aber das wird noch dauern.

Bäume können natürlich auch Kohlendioxid binden, das aus der Verbrennung von Kohle und Öl stammt. Deshalb sind Wiederbewaldungsprogramme geeignet, den Klimawandel zu bremsen. Um alles CO2 aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe in Wald zu binden, bräuchten wir allerdings mehr als eine Erde.