Kreis Tübingen · Verkehr

Mehrere Bahnhöfe in der Region werden modernisiert

Das Land und die Deutsche Bahn wollen dafür sorgen, dass in Baden-Württemberg zahlreiche Bahnhöfe in den kommenden Jahren modernisiert und barrierefrei umgebaut werden.

18.12.2019

Von ST

Der Tübinger Hauptbahnhof. Archivbild: Hans-Jörg Schweizer

Der Tübinger Hauptbahnhof. Archivbild: Hans-Jörg Schweizer

Der Bahnhof in Tübingen und der Halt in Kiebingen haben gute Aussichten, in den nächsten Jahren modernisiert zu werden. Sie stehen auf einer Prioritätenliste des Landes bei den Stationen mit täglich über und unter 1000 Reisenden jeweils auf Platz eins. Aus dem Kreis Tübingen ist noch Nehren genannt – auf Rang fünf.

Die Landesregierung hat Eckpunkte für eine Rahmenvereinbarung mit der DB Station & Service zur Modernisierung von Bahnhöfen von 2020 bis 2029 gebilligt. Verkehrsminister Winfried Hermann sagte gestern: „Bahnhöfe und Haltepunkte sind entscheidend für die Nutzung des Nahverkehrs auf der Schiene. Deshalb ist es so wichtig, dass sie attraktiv und barrierefrei sind und zum Einsteigen einladen.“ Der Regionalbereichsleiter Südwest der DB Station & Service, Michael Groh, sagte: „Das Programm hilft uns, den Bahnverkehr durch die Modernisierung zahlreicher Stationen im Land für mehr Menschen attraktiv zu machen.“ Die dafür erforderlichen 430 Millionen Euro teilen sich die Bahn (200 Millionen Euro), das Land (150 Millionen Euro) und die Kommunen (80 Millionen Euro).

Ein Sprecher der Bahn in Stuttgart wollte auf TAGBLATT-Nachfrage nichts Genaues sagen. Er verwies: „Der nächste Schritt ist die Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung im Frühjahr 2020. Dann gehen wir auf die beteiligten Kommunen zu, um abzustimmen, was wo erforderlich ist.“

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer sagte dem TAGBLATT: „Wir haben die Gespräche mit der DB über den Umbau des Busbahnhofs und die Modernsierung des Bahnhofs in Kenntnis dieses Programms geführt. Wir gehen daher fest davon aus, dass Tübingen im Programm prominent berücksichtigt sein wird.“ Den finanziellen Beitrag der Kommunen erbringe Tübingen bereits zu einem guten Teil durch die Investitionen in den Bahnhofsvorplatz und die Anschlüsse an das Bahnhofsgebäude. Ziel sei es, dass Bahnhof und Busbahnhof „mit allen geplanten Elementen möglichst gleichzeitig modernisiert und fertiggestellt werden. Die gesamte Maßnahme Ist deutlich mehr als die Summe ihrer Teile.“

Im Koalitionsvertrag hatten Grüne und CDU eine Landesinitiative „Bahnhof der Zukunft“ als Bahnhofsmodernisierungsprogramm II (BMP II) vereinbart. Nach langen Verhandlungen mit der Bahn konnten nun die Eckpunkte dafür dem Landeskabinett zur Entscheidung vorgelegt werden. Der Kabinettsbeschluss ist am Dienstag erfolgt. Am Mittwochmittag gab das Land in einer Pressemitteilung Details bekannt.

Sämtliche Stationen wurden in enger Abstimmung zwischen Bahn und Land nach einheitlichen und transparenten Kriterien gereiht und sollen nun entsprechend ihrer Priorität angegangen werden. Als Kriterien wurden die Zahl der Reisenden, eine mögliche Knotenfunktion (Verknüpfung mehrerer Linien), der technische Sanierungsbedarf, die betriebliche Notwendigkeit und die vollständige Umsetzung von noch nicht voll abgeschlossenen barrierefreien Umbaumaßnahmen herangezogen. Die Liste der Stationen wurde nochmals unterteilt in größere (über 1000 Reisende pro Tag) und kleinere (unter 1000 Reisende pro Tag) Bahnhöfe, auch um an kleineren, vor allem im ländlichen Raum liegenden Stationen, Verbesserungen vornehmen zu können.

Bei den Bahnhöfen mit über 1000 Reisenden pro Tag steht Tübingen auf Rang 1. Es folgen Herrenberg (Rang 12), Reutlingen (19) und Metzingen (21). Bei den Stationen unter 1000 Reisenden täglich steht Kiebingen ganz vorne. Nehren folgt auf Rang 5, Sondelfingen auf Platz 23, Reutlingen West und Waldenbuch auf den Rängen 28 und 29. „So kommen wir am Ende auch zu einer gerechteren Verteilung der eingesetzten Mittel und bevorzugen nicht einseitig ausschließlich Stationen im Verdichtungsraum“, wird Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) zitiert. „Schließlich ist uns jede mobilitätseingeschränkte Person gleich wichtig, egal ob sie auf öffentliche Verkehrsmittel in der Stadt oder auf dem Land angewiesen ist.“

Das BMP II folgt dem im Jahr 2018 ausgelaufenen ersten Bahnhofsmodernisierungsprogramm aus dem Jahr 2009. Es erhält jedoch einen wesentlich umfassenderen Ansatz, der nicht nur den barrierefreien Ausbau weiterer Haltestellen des Schienenpersonennahverkehrs vorsieht, sondern darüber hinaus auch den Ausbau des Stationsumfelds zur Mobilitätsdrehscheibe sowie die Verbesserung der Nutzung und Aufenthaltsqualität innerhalb von Bahnhofsgebäuden berücksichtigt.

„Wenn alle diese Verbesserungen zusammenkommen, können wir zurecht von „Bahnhöfen der Zukunft“ sprechen. Sie sind die attraktiven Stadttore der heutigen Zeit, vernetzen alle Formen der Mobilität, bieten ein angenehmes Umfeld und barrierefreien Zugang für jeden Reisenden und erleichtern damit letztlich die Entscheidung jedes Einzelnen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen“, so Hermann.

Das BMP II besteht aus drei Teilprogrammen (Modulen), welche in den Jahren 2020 bis 2029 umgesetzt werden sollen:

- Modul I „Barrierefreie Haltestelle“ umfasst dabei den barrierefreien Umbau von Bahnsteigen und deren Zugängen, die Sanierung von Bahnsteiganlagen und die Verbesserung von DB Stationsgebäuden.

- Modul II „Stationsumfeld / Mobilitätsknoten“ unterstützt die Verknüpfung verschiedener Mobilitätsformen im Umfeld der Station (z. B. Park&Ride, Bike&Ride, Bushaltestellen, Echtzeitinformationsanzeiger, E-Ladestationen etc.).

- Mithilfe von Modul III „Kommunale Stationsgebäude“ unterstützt das Land die Sanierung und dauerhafte Bereitstellung von Räumen zur Nutzung im Zusammenhang mit dem SPNV/ÖPNV in Stationsgebäuden, die von der Bahn veräußert wurden oder in den nächsten Jahren noch werden.

Die Teilprogramme können jeweils auch getrennt in Anspruch genommen werden.

Der Bedarf in Baden-Württemberg ist anhaltend hoch. Rund 400 Stationen sind noch teilweise oder vollständig barrierefrei umzubauen. Mithilfe des BMP II können in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich rund 50 Stationen umgebaut werden.

Die dafür erforderlichen Mittel von rund 430 Millionen Euro teilen sich die Bahn (200 Mio. Euro), das Land (150 Mio. Euro) und die Kommunen (80 Mio. Euro).

Das Verkehrsministerium wird als Nächstes die abgestimmten Eckpunkte in eine Rahmenvereinbarung mit der Bahn einfließen lassen. Diese soll im Frühjahr 2020 unterzeichnet werden. Anschließend soll unmittelbar in die Planungen für die Umsetzung der Maßnahmen und die Klärung der Investitionsbereitschaft der betroffenen Kommunen eingestiegen werden.