Großeinsatz in Riederich: Mit Bagger gegen Gasflaschen

Gasaustritt in einem Betrieb: 10 Mitarbeiter verletzt, 100 Menschen in Sicherheit gebracht

Auch wenn bei Redaktionsschluss nicht alle Einzelheiten bekannt waren, so ist doch klar, dass es am Montag im Industriegebiet Riederich bei Reutlingen zu einer brandgefährlichen Situation gekommen ist.

20.08.2018

Von uk

Auf dem Gelände einer Entsorgungsfirma war Gas ausgetreten, Mitarbeiter klagten über Reizungen der Augen und Atemwege. Die Industriestraße wurde komplett gesperrt, mehrere Betriebe wurden evakuiert und rund 100 Menschen in Sicherheit gebracht.

Wie die Polizei mitteilte, war ein 25-jähriger Baggerführer gegen 12.30 Uhr im Außenbereich der Firma damit beschäftigt, Abfälle umzuschichten, als er offenbar mit der Baggerschaufel gegen einen Container stieß, in dem sich mehrere Gasflaschen befanden. Zwei der Flaschen wurden dabei beschädigt, so dass Schwefelwasserstoff und Stickoxide austraten. Sehr wahrscheinlich habe es sich um Kältemittel gehandelt, sagte der Reutlinger Kreisbrandmeister Wolfram Auch dem TAGBLATT. Zehn leicht verletzte Personen wurden vorsorglich in umliegende Kliniken nach Reutlingen, Bad Urach und Münsingen gebracht. Etwa 160 Menschen aus dem betroffenen und aus den angrenzenden Betrieben sowie einer nahen Unterkunft für Geflüchtete hatte das DRK untersucht. Ungefähr 100 Personen wurden in die Gutenberghalle, eine nahe gelegene Mehrzweckhalle, gebracht und mit Getränken versorgt.

„Ich weiß nicht, warum die da mit dem Bagger hantiert haben“, sagte Einsatzleiter Harald Hacker vor Ort unserer Zeitung. Die Polizei sperrte die Zufahrten zum Industriegebiet ab und forderte im etwas abseits gelegenen Wohngebiet per Lautsprecherdurchsagen die Anwohner/innen auf, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Neben 12 Polizeibeamten und der Riedericher Feuerwehr waren die Feuerwehren von Metzingen und Dettingen vor Ort, die einen sogenannten Gefahrstoffzug bildeten. Insgesamt war die Feuerwehr mit 63 Einsatzkräften und 14 Fahrzeugen aktiv. Im Einsatz waren außerdem 41 Einsatzkräfte des DRK mit 20 Fahrzeugen.

Nach etwa 90 Minuten konnte die Feuerwehr die beschädigten Gasflaschen sichern. Die Einsatzkräfte legten die Flaschen später in einen Behälter mit Wasser: „Wir haben festgestellt, dass nirgendwo mehr was rausblubbert“, so Auch. Das Wasser solle noch untersucht werden. In der Luft hatte sich das Gas zu diesem Zeitpunkt, also etwa drei Stunden nach dem Unfall, schon längst verflüchtigt.

Schließlich überprüften die Messtrupps die umliegenden Betriebe auf Gasrückstände, um sie wieder freizugeben. Gegen 16.30 Uhr war der Einsatz abgeschlossen und die Industriestraße konnte wieder freigegeben werden. Die Spezialisten des Arbeitsbereichs Gewerbe/Umwelt des Polizeipräsidiums Reutlingen haben die Ermittlungen aufgenommen.