Meine Zeit mit Cézanne

Meine Zeit mit Cézanne

Der Spielfilm zeichnet die ambivalente Freundschaft zwischen dem Schriftsteller Emile Zola und dem Maler Paul Cézanne nach.

06.05.2016

Von Dorothee Hermann

Sie zählen zu den ganz Großen der europäischen Kulturgeschichte: Der Maler Paul Cézanne als Wegbereiter der Moderne und der kämpferische Naturalist Emile Zola, der die Bergwerksarbeiter in die Literatur holte und sich für den angeblichen Landesverräter Alfred Dreyfus einsetzte. Private Nickeligkeiten scheinen in der Rückschau sehr zu verblassen.

Doch genau solche Empfindlichkeiten interessieren die französische Regisseurin Danièle Thompson. Sie führt die beiden Künstler-Ikonen allzu familiär zurück auf ihre Vornamen „Emile“ (Guillaume Canet) und „Paul“ (Guillaume Gallienne), ganz so, wie sich die beiden einst im Gymnasium in Aix-en-Provence begegnet waren. Der Film zeigt die schwierige Freundschaft zwischen den beiden Giganten und lässt sie einander über Jahrzehnte eifersüchtig beäugen und Erfolg wie auch künstlerische Durststrecken stets daran messen, wie der andere gerade dasteht in den Augen der Welt und der eigenen Familie.

Die Ausstattung hat sich unglaublich viel Mühe gegeben: Manchmal weiß man kaum, wo man zuerst hinschauen soll – auf die Lichtreflexe auf den edlen Glaskrügen, Brokatvorhänge im Kerzenlicht oder die bunten Sonnenschirme der Damen. Wäre da nicht die statuarische Wucht, die „Emiles“ repräsentatives Arbeitszimmer mit den massiven Bücherregalen ausstrahlt. Der Film-Zola wirkt immer ein wenig gehemmt, eher farbloser Bankbeamter denn streitbarer Intellektueller.

„Paul“ dagegen hat etwas von einem gealterten Hippie (oder frühen Aussteiger). Er steht immer etwas im Schatten nicht nur des Selfmademans Zola, sondern auch von Malerkollegen wie Manet. Statt in Paris oder auf einem vom selbst verdienten Geld erworbenen Landsitz zu reüssieren wie Zola, zieht er sich nach jedem Misserfolg in die Provence zurück.

Leider bleibt der Film sehr an der Oberfläche und blättert statt der Wendungen dieser Männerfreundschaft nur eine Art besonders prächtigen Bildband vor dem Zuschauer auf. Das ist schade, denn die komplexe Beziehung zwischen Cézanne und Zola hätte sicherlich mehr hergegeben.

Prachtkulisse statt psychologische Finesse: eine Männerfreundschaft im 19. Jahrhundert.