Melchor Rodriguez, el angel rojo

Melchor Rodriguez, el angel rojo

Doku über einen Anarchisten aus Sevilla, der im Bürgerkrieg tausenden politischen Gegnern das Leben gerettet hat.

05.06.2016

Von Dorothee Hermann

Er war ein ungewöhnlicher Gefängnisdirektor, der noch mitten im Krieg vor allem Humanist blieb. Nach der Bombardierung Madrids durch deutsche und italienische Flieger ließ Melchor Rodríguez es nicht zu, dass eine aufgebrachte Menge die faschistischen Gefangenen in der Stadt lynchte. Dem Gebrüll der Bewaffneten (von der eigenen Seite) hat der Anarchist und Gewerkschafter Rodríguez nur die Stimme der Humanität entgegenzusetzen. „Wir haben kein Recht, sie umzubringen. Wir dürfen die Revolution nicht mit Blut beflecken.“

Dem spanischen Filmemacher Alfonso Domingo gelingt es in seiner außergewöhnlichen Dokumentation, die aufgeheizte Atmosphäre im Madrid der Bürgerkriegsjahre von 1936 bis 1939 ganz nah an den Zuschauer heranzurücken. Archivaufnahmen in der O-Ton-Qualität zeitgenössischer Wochenschauen tragen ebenso dazu bei wie die erstaunliche Persönlichkeit von Melchor Rodríguez, dessen Vorbild in einer erneut für Hass und Hetze anfälligen Gegenwart besonders bewegt.

Der Regisseur war lange Kriegsreporter. Nun holt er unermüdlich vergessene Vorkämpfer des spanischen Bürgerkriegs wieder ans Licht: Als Gefängnisdirektor rettete Melchor Rodríguez tausende von politischen Gegnern, indem er verhinderte, dass sie zur Erschießung abgeholt wurden. Den Übernamen „Der rote Engel“ gaben ihm die Faschisten, während bei manchen der eigenen Leute Zweifel aufkeimten, ob er nicht ein Verräter sei. Das Franco-Regime inhaftierte ihn kurz nach Kriegsende – in Abmilderung der eigentlich verhängten Todesstrafe.

Der Film lässt Angehörige, Weggefährten, Historiker und Schriftsteller zu Wort kommen und beleuchtet auch die politischen Enttäuschungen im Vorfeld der Volksfrontregierung.

 

Hommage an ungewöhnlichen Akteur des Spanischen Bürgerkriegs, für den Humanität mehr zählte als Strategie.