Kommentar

Mesut Özil ist kein Naivling

Politik sei nicht sein Ding, sagte Mesut Özil kürzlich. Dafür jedoch haut der ehemalige deutsche Fußball-Nationalspieler, derzeit unter Vertrag beim englischen Premier-League-Klub FC Arsenal, aber ganz schön auf die mediale Pauke.

17.12.2019

Von Thomas Gotthardt

Noch gut in Erinnerung ist der Wirbel, den Özil zusammen mit seinem damaligen Teamkollegen Ilkay Gündogan im Sommer 2018 verursacht hatte. Beide hatten kurz vor der WM-Nominierung den umstrittenen türkischen Staatspräsidenten Erdogan getroffen. Das kam kurz vor den Präsidentschaftswahlen in der Türkei in Deutschland nicht gut an.

Nun wieder ein klares politisches Statement, mit dem er Haltung an den Tag gelegt hat. Der türkischstämmige Fußballer hatte bei Twitter die Verfolgung der muslimischen Minderheit der Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang kritisiert und das Schweigen mehrheitlich muslimischer Staaten angeprangert. In einem auf Türkisch verfassten Beitrag schrieb Özil, in China würden „Korane verbrannt, Moscheen geschlossen, islamische Schulen verboten“. Er kritisierte: „Die Muslime schweigen. Ihre Stimme wird nicht gehört.“

Deutlicher geht es nicht. Mesut Özil, der mit dieser Kritik nicht alleine ist, ist nicht der naive Fußballer, den viele in ihm gesehen haben. Er wird auch gewusst haben. dass sein Klub politische Äußerung mit diesem Inhalt nicht nett findet. Denn wer will es sich schon mit dem lukrativen chinesischen Markt verderben? Wegen der Äußerungen nahm am Sonntag der chinesische Staatssender CCTV die Live-Übertragung des Spiels zwischen dem FC Arsenal und Manchester City aus dem Programm. So schnell schlägt die Macht zurück.