Metall statt Hafer

Daniela Eberspächer-Roth wollte schon als Fünfjährige Unternehmerin werden. Allerdings Bäuerin und nicht Chefin eines Industrieunternehmens. Doch dann ist sie 1990 in den Familienbetrieb Profilmetall eingestiegen; einem Unternehmen, das sich auf dünnwandige, rollgeformte Profile spezialisiert hat. Das hört sich weder nach Landwirtschaft noch nach einer Frauendomäne an, doch Daniela Eberspächer-Roth ist dort angekommen, wo sie immer sein wollte.

16.03.2018

Von TEXT: Simone Maier|FOTOs: Lea Weidenberg / Unternehmen

Metall statt Hafer

Schon als Kind habe ich viel ausprobiert, war immer auf Achse und ganz schön wissbegierig,“ lacht die sympathische Unternehmerin.

Daniela Eberspächer-Roth ist die Jüngste von drei Geschwistern. Die gebürtige Stuttgarterin ist aufgewachsen in Sindelfingen und dort auch zur Schule gegangen. Schon in jungen Jahren reiste sie viel. Sie war Au-pair in England, reiste mit dem Rucksack nach Israel und in die USA und erinnert sich gerne an ihr spannendstes Reiseland. „Japan in den frühen 90er-Jahren war ganz besonders eindrücklich. Die Japaner lehren einen, was es es heißt, dankbar zu sein. Auch ist diese Ehrfurcht vor dem Wissen in mir haften geblieben und die Wichtigkeit des Zusammenhalts einer Gemeinschaft,“ so die besonnene Unternehmerin. Zu verdanken habe sie das Azko, ihrer japanischen Mitbewohnerin im Diakonissenmutterhaus in Aidlingen. Mit ihr hat Eberspächer-Roth ein Jahr lang während des hauswirtschaftlichen Berufskollegs das Zimmer geteilt. Die beiden reisten auch gemeinsam nach Japan. Dort haben sie deutsche Kuchen gebacken und durften dafür bei Gastfamilien übernachten. „Von jeher finde ich es am Tollsten, zu Freunden in ein fremdes Land zu reisen. Zu sehen, wie die Menschen dort leben und arbeiten – das öffnet den Horizont,“ so Eberspächer-Roth. Azko wohnt übrigens mittlerweile in Frankfurt und betreibt dort eine Konditorei, in der sie deutsche Kuchen mit „japanischer Grazie“ backt. Kontakt haben die beiden immer noch.

Trotz guter Erfahrungen im Diakonissenmutterhaus war ihr ziemlich schnell klar, das sie keine Krankenschwester werden wollte. Trotzdem wollte sie „etwas Gutes für die Menschen tun.“ Und so entschied sie sich für ein BWL-Studium an der Dualen Hochschule in Stuttgart. „So viele Menschen haben Probleme mit ihren Finanzen und mit wirtschaftlichen Zusammenhängen, da könnte ich doch hilfreich sein,“ so die Unternehmerin. Gesagt, getan. Sie suchte sich die kreativen Ansätze in der Betriebswirtschaft und beschäftigte sich mit wirtschaftlichen Problemlösungen ganz nach dem Motto „Wirtschaft ist für die Menschen da.“

Zum Thema Finanzen war sie auch familiär vorbelastet. Denn ihr Vater, zwar promovierter Landwirt, aber als Steuerberater tätig, beriet in dieser Funktion den damaligen Chef eines Maschinenbauers in Schönaich. Als dieser sich mit der Nachfolgeregelung schwer tat, entschloss sich ihr Vater, den Betrieb als „Profilmetall“ neu zu starten.

Zu diesem Zeitpunkt war Daniela Eberspächer-Roth noch weit davon entfernt, jemals in den Metall-Betrieb einzusteigen. Stattdessen ging sie nach dem Studium als Betriebswirtin und Steuerfachangestellte in eine Kanzlei nach Metzingen, um sich dort ihre Sporen zu verdienen. Doch schon bald kam der Ruf aus Hirrlingen. Und mutig, wie sie schon immer war, hat sie es mit 26 Jahren gewagt. „Um als Frau und Papiertiger in der Metallbranche akzeptiert zu werden, war mir klar, dass ich eine fundierte Ausbildung brauchte,“ resümiert sie. Also absolvierte sie eine zweijährige Metallfacharbeiter-Ausbildung in Albstadt-Ebingen und lernte Präzision zu schätzen. „Ein Papierstück ist gleich mal zerrissen, aber ein Metallstück nicht,“ schmunzelt Eberspächer-Roth. So war sie immer freitags und samstags „allein unter Männern“ und fräste, feilte, bohrte und hämmerte. Es hat sich bezahlt gemacht. Heute weiß sie, wovon sie spricht. Als sie 1990 bei Profilmetall einstieg, hatte das Unternehmen zwölf Mitarbeiter. Zwei Jahre später bereits 25 und 1999, als ihr Vater aus dem Unternehmen ausstieg, waren es knapp 50 Mitarbeiter. In einer „zähen und traditionellen“ Branche hat sich das Unternehmen behauptet. Selbst als einzige Frau im fünfköpfigen Führungskräfteteam kann sie in der täglichen Arbeit nicht wirklich einen Unterschied zwischen Männern und Frauen ausmachen. „Die Menschen an sich sind alle so unterschiedlich. Ich glaube, dass einen im professionellen Umfeld der Hintergrund tatsächlich mehr prägt als das Geschlecht,“ so die Unternehmerin, die als „Feierabendbeschäftigung“ auch gerne noch als einzig weibliches Mitglied im Präsidium der IHK Reutlingen fungiert oder aber ehrenamtlich ihre Expertise als Handelsrichterin zur Verfügung stellt.

Gefunkt hat’s auf dem Motorrad

Als Profilmetall kurz nach ihrem Einstieg Anfang der 90er Jahre einen Techniker suchte, wählte ihr Vater aus über 50 Bewerbungen einen jungen, qualifizierten Mann aus: Manfred Roth. Bei einem Motorradfahrer-Gottesdienst war dann das erste Zusammentreffen der beiden außerhalb der Firma. „Die Sympathie war gleich da,“ so Eberspächer-Roth. Dann kam die Skiausfahrt des Betriebs. Danach war eigentlich alles klar. Um keine Gerüchte in der Firma aufkommen zu lassen, haben die beiden sich relativ schnell verlobt. „Außerdem wollte ich immer schon gerne einen Mann unter 30 heiraten,“ lacht die Unternehmerin. Also alles richtig gemacht.

Der Betrieb absorbierte die Familie sehr. „Nach dem Ausstieg meines Vaters 1999 hatte ich endlich wieder Eltern,“ so eine nachdenkliche Daniela Eberspächer-Roth. Auch wenn die Übernahme des Betriebs eine schwere Entscheidung für sie und ihren Mann war, so wagten sie es doch. „Mit motivierten Mitarbeitern und einem guten Netzwerk sind wir zuversichtlich gestartet,“ sagt sie. Doch die Krise 2008 traf das Unternehmen hart. Kurzarbeit und ein Umsatzrückgang von 50 Prozent waren die Folge, an der sie lange zu knabbern hatten. Doch hatten sie 2008 auch einen klugen Schachzug gemacht, indem sie eine Maschinenbaufirma in Marktheidenfeld kauften. „Wir haben immer an das Konzept geglaubt,“ so Eberspächer-Roth. Und der Erfolg gibt ihnen recht: Vom abhängigen Lohnprofilierer hat sich der Betrieb zum gefragten Engineering-Partner und Systemlieferant unterschiedlicher Branchen entwickelt. Mittlerweile zählt Profilmetall rund 110 Mitarbeiter und hat einen Jahresumsatz von über 15 Millionen Euro. Was macht sie, wenn sie nicht arbeitet? „Am liebsten etwas in der freien Natur,“ sagt sie. Noch heute fahren die Eheleute gerne Motorrad. Auf zwei Maschinen, versteht sich. Auch freut sie sich, wenn vier Tage gemeinsam Skifahren im Jahr drin sind. Oder aber sie streunt mit Jagdhund Baldur durch den Wald. Doch am liebsten setzen die beiden sich in ihren Defender und fahren an abgelegene Orte. Dieses Jahr geht’s zu Freunden nach Albanien.

Davon, was sie jungen Nachwuchskräften im Berufsleben wünscht, besitzt sie selbst ganz viel: Mut, Gelassenheit und Humor.

Das Unternehmerpaar Daniela Eberspächer-Roth und Manfred Roth führt das Unternehmen seit 1999. Präzise Profilieranlagen, Rollformwerkzeuge und Metallprofile in nahezu unbegrenzten Varianten kommen aus Hirrlingen und Marktheidenfeld.

Das Unternehmerpaar Daniela Eberspächer-Roth und Manfred Roth führt das Unternehmen seit 1999. Präzise Profilieranlagen, Rollformwerkzeuge und Metallprofile in nahezu unbegrenzten Varianten kommen aus Hirrlingen und Marktheidenfeld.

Metall statt Hafer