Mia madre

Mia madre

In der Tragikomödie von Nanni Moretti wird eine Filmemacherin mit dem bevorstehenden Tod ihrer Mutter konfrontiert.

04.11.2015

Von Klaus-Peter Eichele

14.11.2015 Mia madre
01:46 min

14 Jahre nach seinem überwältigenden Drama „Das Zimmer meines Sohnes“ befasst sich der italienische Regisseur Nanni Moretti ein weiteres Mal mit dem Tod. Diesmal ist es kein Kind, das aus dem Leben gerissen wird, sondern eine schon betagte Frau, die im Sterben liegt – was von vornherein einen etwas lockereren Umgang mit dem traurigen Thema ermöglicht.

Gleichwohl ist es für die Filmemacherin Margherita (Margherita Buy) ein Schock, als sie erfährt, dass ihre herzkranke Mutter nicht mehr lange leben wird – auch, weil es in ihrem Leben ohnehin schon drunter und drüber geht: der Ehemann ist weg, die Teenie-Tochter verschweigt ihr alles Wichtige und bei den Dreharbeiten ihres neuen Films, eines sozialkritischen Dramas über eine Fabrikbesetzung, herrscht das nackte Chaos: Die Regisseurin plagt die Angst vor der Bedeutungslosigkeit ihrer Arbeit und ein extra aus den USA eingeflogener Möchtegern-Star (John Turturro) bringt mit seiner überkandidelten Art und dem Unvermögen, sich mehr als einen Satz zu merken, die Crew an den Rand des Nervenzusammenbruchs.

Obwohl Margherita ständig zwischen Filmset und Klinik hin- und herhetzt, nagt an ihr das schlechte Gewissen, sich nicht genug um die Sterbende zu kümmern – zumal ihr Bruder (Moretti himself) sich eigens eine Auszeit genommen hat und die Mutter am Krankenbett mit Selbstgekochtem verwöhnt. Auch zu Hause findet die gestresste Frau keine Ruhe, weil mindestens die Wohnung unter Wasser steht – sofern es sich dabei nicht um einen der Alpträume handelt, die sie neuerdings massenhaft heimsuchen.

Wie viele Filme Morettis, hat „Mia madre“ autobiografische Züge. Seine eigene Mutter ist während der Dreharbeiten zu „Habeus papam“ gestorben, und seine künstlerischen Selbstzweifel stellt er nicht zum ersten Mal zur Schau. In der Film-Geschichte wollen die beiden Stränge, Schaffenskrise und die Angst vor dem Verlust eines geliebten Menschen, allerdings nicht so recht zusammenwachsen. Noch isolierter stehen die Szenen von den teils slapstickhaft aus dem Ruder laufenden Dreharbeiten.

Dem Vorwurf eines inkonsistenten Films kann man aber entgegenhalten, dass das Leben nun mal ein Sammelsurium von traurigen, lustigen und banalen Begebenheiten ist, die sich eher selten zu einer durchkomponierten Erzählung fügen. Auch wenn „Mia madre“ nicht zu seinen besten Filmen zählt, ist und bleibt Moretti ein genauer Beobachter der kleinen Dinge des Alltags, denen dann doch größere Bedeutung zukommt, als es auf den ersten Blick scheint.

Tragikomisches Porträt einer Frau, die (auch) vom Sterben ihrer Mutter aus der Bahn geworfen wird.

Zum Artikel

Erstellt:
04.11.2015, 15:55 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 17sec
zuletzt aktualisiert: 04.11.2015, 15:55 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.