Der softeste Dogma-Film. Aber sehr anrührend.

Mifune

Der softeste Dogma-Film. Aber sehr anrührend.

24.11.2015

Von Stefanie Hentschel

Mifune

„Dogma 95?, das sind die Wackel?Filme mit dem schlechten Licht. Die „nackten?, „ungeschminkten? Filme, wo die Schauspieler richtig pinkeln und richtig vögeln und endlich mal nicht nur so tun als ob.

„Mifune? von Sören Kragh-Jacobsen, die dritte Tochter der Dogma?Familie, trägt zwar auch kein Make?up, aber immerhin Höschen und BH. Da wackelt nichts. Bei Gegenlicht erkennt man in „Mifune? zwar genausowenig wie in Vinterbergs „Fest? und von Triers „Idioten?, aber die Kamera hält vergleichsweise ruhig, und das Bild wird nicht zu Beginn jeder Einstellung von neuem scharf gestellt.

Der dritte Beitrag der dänischen Puristen ist bei weitem der softeste, sowohl was die Auslegung der Gebote als auch was die Geschichte angeht. Zwar halten die Figuren auch hier jede eine hübsche kleine Wundertüte voller Geheimnisse bereit, aber die sind längst nicht so gewaltig wie die, die im Laufe des Vinterbergschen Familienfestes ans trübe Licht kommen.

Anonyme Anrufe, ein bekloppter Bruder, eine totgeschwiegene Ehefrau, ein unsittlicher Beruf. Darüber kann man reden. Und man wird es auch tun, freiwillig und ohne sich bloßzustellen. Wieder ziehen sich die Figuren in ein einsames Haus zurück, in dem die Außenwelt mit ihren Vertuschungs?Mechanismen fern ist, aber die Menschen einem unausweichlich im Nacken sitzen.

Doch anders als in den beiden Vorgänger-Filmen verläßt in „Mifune? am Ende, nachdem auch der letzte Krümel Oberfläche mit den Fingernägeln abgekratzt worden ist, niemand das Haus, um draußen irgendwie alleine weiterzumachen. Alle bleiben, und ein Liebespaar tanzt im Kerzenlicht. Versöhnung statt Verunsicherung ? der erste Dogma?Film mit Happy?End. Die Musik, zu der sich das glückliche Paar wiegt, kommt allerdings nicht aus dem Off, sondern wird satzungsgetreu deutlich sichtbar vor der Kamera gefiedelt. Da stimmt dann doch wieder alles.