Mimosas

Mimosas

Western am Schauplatz Marokko, wo zwei Halunken und ein Priester einen Leichnam über das Atlas-Gebirge transportieren.

01.01.2017

Von Dorothee Hermann

Shakib ist ein spilleriger Typ, der nicht einmal ein Auto steuern kann. Doch die Leute sagen von ihm, er sei ein guter Beifahrer. Als in der armseligen Kleinstadt Männer um Tagelöhnerjobs anstehen, erhebt sich allgemeines Murren, als ausgerechnet Shakib (Shakib Ben Omar) für einen Job ausgesucht wird.

Es könnte auch um Startnummern einer Taxi-Rallye durch die marokkanische Wüste gehen, denn der Film des spanischen Regisseurs Oliver Laxe spielt gewissermaßen in zwei Welten, wobei sich nicht ganz aufklärt, welche die Halluzination und welche die Realität ist.

Shakibs Auftrag fällt anders aus als erwartet: Er soll dafür sorgen, dass eine Karawane sicher an ihr Ziel gelangt. Auf ihre Weise ist die Karawane ebenso schlecht für ihren Weg gerüstet wie der schmächtige Mann: Auf Pferden und Maultieren unterwegs, wählen die Reisenden nicht den langen Weg durch die Ebene, den die Tiere gut bewältigen könnten, sondern die beschwerliche Route quer durchs marokkanische Atlas-Gebirge, wo die Reittiere bald nur noch auf einem Ziegenpfad vorankommen. Das christliche Gleichnis vom breiten und vom schmalen Weg mag einem einfallen, doch der Film bezieht sich außer dem Western eher auf eine muslimische Spiritualität.

Die Karawanenreisenden sind keine einheitliche Gruppe: Einige begleiten einen sterbenden Scheich, der sich (oder seine Leiche) sicher in der uralten Ruinenstadt Sijilmasa wissen will. Zwei Männer (Ahmed und Said) haben sich dem Zug offenbar mit finsteren Absichten angeschlossen.

In ihren langen Kaftanen, den Turban auf dem Kopf, sehen die Figuren aus, als hätten sie aus einer unvordenklichen Vorzeit überdauert. Erstaunlicherweise ist es Shakib, dem sein Job ein Rätsel ist, der am beharrlichsten daran festhält, den Scheich an sein Ziel zu geleiten, westerntypische Hinterhalte und Showdowns hin oder her.

Landschaften der Gesetzlosigkeit mit Bewaffneten und schmächtigen Propheten, diesmal in Marokko.