Serienzeit

Missbrauch, Blut und Kinderlieder

Die neue Serie „Der Kastanienmann“ (Netflix) ist nichts für schwache Nerven. Es geht um Kindesmissbrauch, Pflegefamilien und einen Täter, der im Blutrausch auf einem Rachefeldzug ist.

21.10.2021

Von Beate Bias

Danica Curcic, Hauptdarstellein in „Der Kastanienmann“

Danica Curcic, Hauptdarstellein in „Der Kastanienmann“

Frankfurt (Oder). In der dänischen Serie „Der Kastanienmann“ sticht und sägt sich ein Serientäter durch sechs Folgen. Seine Opfer sind Frauen, die keine guten Mütter waren. Sie haben weggeschaut und nicht eingegriffen, wenn Stiefväter zum Täter wurden. Den Frauen werden die Hände abgeschlagen und die Augen ausgestochen. Alles sehr dunkel, gruselig und düster. Wer schwache Nerven hat, sollte sich gegen den Plot entscheiden. Wer sich aber einlässt, erlebt eine der besten Serien, die Netflix derzeit zu bieten hat.

Die Morde beginnen mit einer Rückschau in das Jahr 1987. Der Polizist Marius wird zu einem Bauernhof gerufen. Im Keller des Hauses findet er einen Raum voller Kastanienmännchen – und drei Leichen. Nur ein verletztes und verängstigtes Pflegekind ist noch am Leben. Es ist das letzte, was der Polizist vor seinem Tod sieht.

In der Gegenwart wird die erste tote Frau auf einem Spielplatz entdeckt. Am Tatort finden die Ermittler Naia Thulin (Danica Curcic) und Mark Hess (Mikkel Boe Følsgaard) ein Kastanienmännchen. Auf der Figur können Kriminaltechniker einen Fingerabdruck sichern. Er gehört Kristina, der kleinen Tochter von Sozialministerin Rosa Hartung, gespielt von Iben Dorner („Tatort: Borowski und das Haus am Meer“). Aber wie ist das möglich? Das vermisste Mädchen soll seit einem Jahr tot sein, der geständige Mörder sitzt im Gefängnis. Hess und Thulin stehen vor einem Rätsel. Können sie den Fall aufklären, bevor der Serientäter wieder zuschlägt?

Hinter den Taten steckt viel mehr als pure Mordlust. Die Vorlage für den Film hat der dänische Autor Søren Sveistrup („Kommissarin Lund – Das Verbrechen“) geliefert. Ein Bestseller, der inzwischen in 28 Sprachen übersetzt wurde. Das Fazit für die Serie: Das Casting ist hervorragend, die Geschichte auch. Etwas banal ist das Finale. Um den Spannungsbogen auf der Spitze zu halten, kommt die Lösung aus der Nähe und dem Nichts. Trotzdem sehr sehenswert. Beate Bias

„Der Kastanienmann“, (Original: Kastanjemanden), erste Staffel mit sechs Folgen, Netflix