Ehrenamt

Mit 30 Kilo im Kreuz durch die Rauchkammer

Die Empfinger Feuerwehr lud bei ihrem Aktionstag die Besucher „zom selber Probiera“ – und auch unser SÜDWEST PRESSE-Autor versuchte sich als Atemschutzträger.

24.04.2018

Von Emil Henger

Selber probieren – und zur Schere greifen – durften Besucher beim Aktionstag der Feuerwehr Empfingen. Bild: Henger

Selber probieren – und zur Schere greifen – durften Besucher beim Aktionstag der Feuerwehr Empfingen. Bild: Henger

Bei der Feuerwehr herrschte am Sonntag Hochbetrieb. Die Löschfahrzeuge der Empfinger und Wiesenstetter Abteilungen standen schön aufgereiht nebeneinander, es gab mehrere Stationen, an denen die Besucher ihre Geschicklichkeit ausprobieren durften. Zwischendrin Festbänke, von denen sich das Geschehen drumherum bestens verfolgen ließ. Bei herrlichem Wetter taten das viele Familien mit Kindern, und auch der Schreiber dieser Zeilen wollte bei einem Selbstversuch mal ein wenig in die Welt eines Atemschutzträgers eintauchen.

Ziemlich mitgenommen sieht ein knallroter Kleinwagen aus, um den sich einige Feuerwehrleute und Kinder geschart haben. Patrick Brendle muss sich tief herunterbeugen, um der kleinen Vivien Brändle zu sagen, was passiert, als er die Schere am Kofferraum ansetzt. Der groß gewachsene Feuerwehrmann erklärt, dass die Tür aus vielen Blechteilen bestehe, er hebt die knapp 20 Kilogramm schwere Schere in die Höhe und betätigt einen Schalter. Staunend sieht das Mädchen zu, wie sich das Gerät in das Blech frisst. Brändle, in Feuerwehrmontur gekleidet, stellt sich danach erst einmal ein wenig abseits und genehmigt sich einen Schluck Mineralwasser. Die Hitze kann einen schön schaffen.

Deckel zu, Feuer aus

Ein paar Meter daneben haben ein paar Steppkes großen Spaß und spritzen ein nachgemachtes Feuerwehrauto an, während ein gutes Stück weiter mit einer Pfanne experimentiert wird. Gerät das Küchenutensil in Flammen, sollte man nie mit Wasser löschen, so wie es ein Feuerwehrmann demonstriert – das gibt nämlich eine Fettexplosion, die Flammen schießen in die Höhe. Besser machen es Cleo Brenner und Dominik Letzgus: Das Mädchen und der Bub legen einfach den Deckel auf die Pfanne, die Flammen ersticken. Eine Löschdecke ist ideal, notfalls tut es auch ein Handtuch.

Orientierung durch Wärmebildkamera

Im Gerätehaus geht es gemütlicher zu, zumindest auf den ersten Blick. Es gibt eine Bastelecke, Schautafeln mit vielen Informationen, ein Schlauchboot, das mit Kufen (zur Rettung auf dem Eis) ausgestattet ist, kann bestaunt und bestiegen werden, und wem die Sommersonne im Freien zu lästig ist, nimmt in der Kaffee-Ecke Platz. Und dann gibt es noch, nennen wir es, die Rauchkammer. In die will der Schreiber dieser Zeilen hinein.

Zigmal habe ich bei Feuerwehrübungen zugeschaut, wenn einige der 27 Atemschutzträger in vernebelte Gebäude eindringen und Personen retten. Nun will ich es wissen. Genau wie Xaver Kleindienst, der sich ebenfalls bei Stephan Metzler angemeldet hat. Der Atemschutzträger erklärt jeden Handgriff, den er an uns vornimmt. Das Atemschutzgerät wird auf den Rücken geschnallt, die Brille abgelegt und die Atemschutzmaske angelegt. „Kriegst du Luft?“, fragt Metzler. „Ja“, erwidere ich und denke für mich, ein bisschen mehr könnte es schon noch sein. Als die Sauerstoffflasche angeschlossen ist, kann ich ruhig und tief durchatmen. Helm aufgesetzt, dann bekomme ich die Wärmebildkamera in die Hand gedrückt. Ich stehe als Erster vor der Türe.

„Du bist der Truppführer“, sagt mir der Feuerwehrmann. „Aha“, denke ich, und frage, was ich machen soll, wenn ich drin bin. „Ich gehe mit“, sagt Metzler zu meiner Beruhigung. „Ihr müsst in der Hocke reingehen, denn im Ernstfall steigen der Rauch und die Hitze nach oben“, fordert Metzler uns auf, ehe er die Türe aufmacht. Innen drin: dichter Rauch. Ohne meine Brille sehe ich die Anzeigen auf der Wärmebildkamera verschwommen. Feuerwehrleute mit Sehschwäche bekommen eine Maskenbrille, die direkt hinter der Maske festgeklemmt wird. Ich entdecke Stephan Metzler als weiße Silhouette. Menschen, sofern sie noch Körpertemperatur haben, werden mit der Wärmebildkamera in Weiß abgebildet. Metzler gibt sich große Mühe, erklärt die Funktionsweise und das Verhalten der Atemschutzträger im Ernstfall. Das Atemschutzgerät drückt auf den Rücken, ich kippe fast nach hinten. Im Ernstfall müssen die Feuerwehrleute 30 bis 35 Kilogramm mitschleppen.

Aha, Bandscheiben

Ich knie dann abwechselnd auf das rechte, mal auf das marode linke Knie. Da wird mir bewusst: Du bist auch nicht mehr der Jüngste. Dann geht es wieder raus. Helm und Maske ab. Obwohl es in der Halle warm ist, weht mir eine angenehme Kühle um die Nase. Auch Xaver Kleindienst hat den Ausflug in die Rauchkammer gut überstanden. Und Bürgermeister Ferdinand Truffner. Den wollte ich eigentlich noch fragen, ob er im Nebel den Durchblick hatte. Vergessen. Abkühlung geht vor.

Der zweite Selbstversuch läuft im Freien und sieht ganz einfach aus. Obwohl: Als ich die 25 Kilogramm schwere Schere hochhebe und einen Holzblock beim Jenga-Spiel aus dem Klötzchenturm ziehe, wird mit bewusst: Aha, ich habe ja noch Bandscheiben.

Für die Gastgeber war der Aktionstag ein voller Erfolg. Marc Link, einer der führenden Organisatoren war wie Kommandant Dieter Eger bestens zufrieden über die Resonanz beim Aktionstag. Kreisbrandmeister Dieter Jahraus fand das Interesse der Bevölkerung „phänomenal“.

Zum Artikel

Erstellt:
24.04.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 25sec
zuletzt aktualisiert: 24.04.2018, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!