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Mit Brief und Siegel

Das Empfinger Unternehmen Unitex darf neuerdings auch zertifizierte CPA-Atemschutzmasken produzieren und verkaufen.

29.08.2020

Von Manuel Fuchs

Die CPA-Masken rechts (eine aufgestellt, eine in Verpackung) von Unitex wurden aktuell zertifiziert und für den Verkauf freigegeben. Bilder: Manuel Fuchs

Die CPA-Masken rechts (eine aufgestellt, eine in Verpackung) von Unitex wurden aktuell zertifiziert und für den Verkauf freigegeben. Bilder: Manuel Fuchs

Sandra Burkhardt, Gründerin und Inhaberin des Empfinger Unternehmens Unitex Filter & Staubschutz, blickt auf 20 Jahre Erfahrung mit der Entwicklung und Herstellung von Textilprodukten zurück. Im April dieses Jahres traten Kunden mit der Frage an sie heran, ob Unitex neben Abdeckhauben Fahrräder, Staubvorhängen für Baustellen und ähnlichen Produkten auch Masken anfertigen könne, die die Ausbreitung des Corona-Virus eindämmen würden. Burkhardt investierte, kaufte Maschinen, suchte Mitarbeiter, beschaffte Stoffe, und bald produzierte Unitex waschbare Baumwollmasken für einen von Lieferengpässen geprägten Markt.

Gleichzeitig begann Burkhardt, zu prüfen, welche Standards ein Produkt erfüllen muss, um als CPA-Atemschutzmaske zertifiziert zu werden, und wie sie ein solches Produkt in ihrem Empfinger Unternehmen herstellen könnte. Seit dieser Woche liegt der Dekra-Prüfbericht vor. Er bescheinigt den Unitex-Faltmasken, dem aktuellen Prüfgrundsatz für Corona SARS-Cov-2 Pandemie Atemschutzmasken zu entsprechen. Die zuständige Marktüberwachungsbehörde hat die Verkehrsfähigkeit der neuen Unitex-Masken ebenfalls bestätigt, sodass der Serienproduktion eigentlich nicht mehr im Wege steht.

Schweißen statt nähen

Anders als bisherige Produkte werden diese Faltmasken jedoch nicht genäht, sondern geschweißt. Um in die Produktion einzusteigen, muss das Unternehmen seinen Maschinenpark um- beziehungsweise aufrüsten: Aus den Textilbahnen müssen zunächst die einzelnen Elemente der Masken herausgestanzt werden. In einem ersten Schritt will Unitex fünf seiner Nähmaschinen-Arbeitsplätze durch manuelle Ultraschweißmaschinen ersetzen, an denen die Stanzteile zusammengefügt werden. Schließlich müssen der Metallbügel sowie die Trageriemen angebracht und die fertige Maske verpackt werden.

150000 Masken pro Monat, so schätzt Burkhardt, könne Unitex mit fünf Maschinen im Dreischichtbetrieb produzieren, wenn sich die Abläufe eingespielt haben. Eine Erweiterung auf zehn Ultraschweißmaschinen sieht sie als den nächsten logischen Schritt. Mittelfristig, also wenn diese zehn Maschinen ausgelastet sind, möchte Burkhardt die Maskenproduktion in ein neues Gebäude überführen; als Produktionsziel nennt sie mindestens 5 Millionen Masken im Monat. Sollten Unitex öffentliche Aufträge oder industrielle Großaufträge akquirieren können, würde sie die Produktion sofort in neue Geschäftsräume auslagern.

Aktuell steht sie im Kontakt mit Großhändlern und anderen interessierten Unternehmen. Je größer die Charge, desto preiswerter könne sie die Masken anbieten, sagt sie und nennt nach einigem Überlegen 1000 Stück als Untergrenze. „Lieber 5000“, schiebt sie nach, und dies auch nur, wenn die Produktion großer Mengen bereits stabil laufe. Klar: Je größer der Auftrag, desto besser lassen sich Ressourcen planen.

Die neuen Maschinen sind teuer, erklärt Burkhardt, aber ohne sie lassen sich keine Aufträge bedienen. Andererseits sei es deutlich leichter, an Aufträge zu kommen, wenn die Maschinen bereit stehen. Die Geschäftsfrau hat einen konstruktiven Blick auf dieses Henne-oder-Ei-Problem: „Es ist ein Hand-in-Hand-Arbeiten“, sagt sie. Anfragen von Händlern und Großunternehmen sowie externe Investoren kämen ihr in der jetzigen Situation besonders gelegen.

Kooperationspartner gesucht

Außerdem hofft Burkhardt auf Kooperationspartner – beispielsweise Unternehmen, die in der Textilverarbeitung aktiv sind und über ausreichend Kapazitäten an Mitarbeitern und Maschinen verfügen. Sollten diese auch Mundschutze produzieren wollen, „stelle ich gern meine Kenntnisse zur Verfügung“. Hinter den oberflächlich einfachen Produkten stecke nämlich eine Menge Know-how, erklärt Burkhardt – das könne man nicht mal eben einfach so nachmachen.

Welche weiteren Ausbaustufen der Maskenproduktion bei Unitex bevorstehen, kann sie noch nicht sicher sagen: Einen Direktverkauf ab Werk schließt sie nicht kategorisch aus, individualisierte Masken beispielsweise mit aufgedruckten Firmenlogos plant sie hingegen nicht: Der zusätzliche Arbeitsschritt sei aufwendig, und in den großen Mengen, die sie produziere, bestehe dafür wenig Nachfrage.

Medizinischer Mundschutz

Ein weiteres Eisen hat Unitex im Feuer: Das Prüfungsverfahren für medizinische Mundschutzmasken nach EN 14683 Typ II läuft noch. „Hier erwarten wir in den kommenden Tagen einen Endbericht und erhoffen uns auch hier ein gutes Ergebnis“, sagt Burkhardt. Dank eines Kooperationspartners im europäischen Ausland könne Unitex ab sofort etwa drei Millionen Stück von Masken dieses Typs liefern; bei Bedarf könnten die Produktionskapazitäten auch aufgestockt werden.

Pläne für die kommenden 20 Jahre in der Textilbranche hat Sandra Burkhardt: „Mein Ziel ist es aus meinem Familienunternehmen ein weltbekanntes Unternehmen mit ‚Made in Germany‘ zu machen.“ Sie möchte außerdem weitere Produkte in diesem Bereich entwickeln und in die Umsetzung bringen, „da wir unsere persönliche Sicherheit nicht von den Wirtschaftsmächten und dem Preiskampf mit China abhängig machen können“.

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Erstellt:
29.08.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 09sec
zuletzt aktualisiert: 29.08.2020, 01:00 Uhr

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