Es ist wieder soweit: Die Fassade des Tübinger Kino Museum erstrahlt farbiger als sonst, und auch auf den Leinwänden in fünf Kinos der Region ist das Programm außergewöhnlich und bunt. Vor rund 850 geladenen und zahlenden Gästen im schon vorab ausverkauften Kino Museum fiel am Mittwochabend der Startschuss für die 35. Französischen Filmtage. Bis zum kommenden Mittwoch werden Tübingen und die Region damit zum Fenster für die frankophone Filmwelt. 

Die Französischen Filmtage sind eröffnet

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Stefanie Schneider, SWR-Landessenderdirektorin und von 1992 bis 2003 Festivalleiterin der Französischen Filmtage, moderierte die Eröffnungsfeier im großen Kinosaal, die in die anderen beiden Säle des Kino Museum übertragen wurde. Schneider begrüßte Alexander Homann auf der Bühne, der als belgischer Botschafter in Berlin unter anderem für die Wallonie-Bruxelles zuständig ist – die diesjährige Gastregion der Filmtage. Die französischsprachige Gemeinschaft Belgiens produziert jährlich über hundert Filme. Davon werden in Tübingen sieben Langfilme und mehrere Kurzfilme zu sehen sein. Was das Besondere am belgischen Film ist? Laut Homann sind es Humor und eine gewisse Selbstironie.

Zahlreiche Filmschaffende – ob Regisseure, Schauspieler oder Komponisten – sind auch in diesem Jahr in der Universitätsstadt zu Gast. Mit einem glamourösen Staraufgebot kann Tübingen im Laufe der Festival-Woche kaum auftrumpfen. Zu den großen Namen unter den geladenen Gästen zählt jedoch Med Hondo, der trotz seiner unumstrittenen Bedeutung insbesondere für das afrikanische Kino und wegen unbequemer Themen wie Rassismus und Kolonialismus eher einem Kenner-Publikum bekannt ist.

Mélanie Chebance, Attachée für Film und Medien der französischen Botschaft, attestierte der französischen Komödie in den deutschen Kinos einen Aufschwung, plädierte jedoch auch für Filme, welche die dunklere Seite der Gesellschaft beleuchten. Dieser Spagat gelingt dem diesjährigen Eröffnungsfilm „En liberté!“. Die herrlich überdrehte, teils surreal-makabre Komödie dreht sich um Korruption, Justizirrtum und die schwierige Rückkehr in ein normales Leben nach dem Knast. Dabei schwingt der Film um eine junge Polizistin an der Côte d’Azur immer wieder gelungen zwischen Brutalität und Sanftmut hin und her. „Ich bin sehr traurig, dass ich heute nicht hier sein kann“, ließ Regisseur Pierre Salvadori die Zuschauer per Video-Botschaft wissen: Sein Film feiert derzeit auch in Frankreich Premiere. Gemeinsam mit ihm schickten die beiden Hauptdarsteller Adèle Haenel und Pio Marmaï Grüße nach Tübingen.

Vielleicht hat sich Festivalleiter Christopher Buchholz bei den Belgiern etwas abgeschaut: Nach dem Kurzfilm in Agenten-Thriller-Manier, der das vielköpfige Festivalteam vorstellte, ließ er eine gehörige Portion Selbstironie durchblicken, in dem er sich selbst das Wort abschneiden und seinen Assistenten Florian Bauer schließlich das Festival für eröffnet erklären ließ.