Freizeit

Mit dem Segelschiff von Freiberg bis ins Schwarze Meer

„Da sieht man Dinge, die man sonst nur von Fotos kennt“, sagt Klaus-Peter Amberger über seine Bootstour durch Süddeutschland.

10.10.2016

Von Bianca Bernhard

Auf seiner Bootstour sah der Tierarzt Klaus-Peter Amberger viele Flussstädte im Süden Deutschlands. Grafik: Uhland2

Auf seiner Bootstour sah der Tierarzt Klaus-Peter Amberger viele Flussstädte im Süden Deutschlands. Grafik: Uhland2

Über 30 Jahre alt, 9,30 Meter lang, 3,30 Meter breit und 90 Tonnen schwer: Das Boot „Marianne“ von Dr. Klaus-Peter Amberger und seiner Ehefrau Dr. Gisela Amberger macht einiges her. Auf ihrer Bootstour zwischen den Berufs- und Tourismusschiffen sieht das Boot jedoch plötzlich recht klein aus. Wie klein muss die „Marianne“ wohl wirken, wenn sie mit gehisstem Segel im Schwarzen Meer schwimmt?

Als Kind fing der 65-jährige Tierarzt an, mit seinen Eltern segeln zu gehen. Im Erwachsenenalter begann Klaus-Peter Amberger damit erst wieder mit 50 Jahren. Er ist Mitglied im Horber Yachtclub und segelte auf dem Bodensee. „Mit der Zeit überlegt man: Der Bodensee ist zwar toll, aber jetzt ist es Zeit, für etwas Neues“, berichtet Amberger von seinem Entschluss, seine Tour Richtung Schwarzes Meer zu starten. Vor zwei Jahren kaufte Amberger am Bodensee ein 30 Jahre altes Boot, das der Vorbesitzer selbst baute. Ein ursprüngliches Segelschiff, was Amberger hauptsächlich als Motorboot nutzt. Dieses restaurierte er und taufte es auf „Marianne“ – der Zweitname seiner Ehefrau Gisela.

Im August vergangenen Jahres begann die Bootstour für den Tierarzt und seine Ehefrau. Mit einem Lastwagen ließen sie ihr restauriertes Motorboot nach Freiberg bei Stuttgart transportieren. Seither schipperte Klaus-Peter Amberger mit einer wechselnden Bootscrew in zwei bis sieben Tage-Etappen über das Wasser: Zuerst den Neckar entlang, dann den Main, danach den Main–Donau–Kanal und bis in die Donau. Mit dabei war entweder seine Frau, sein Sohn oder Freunde der Familie. Maximal zu viert fuhren Amberger und seine Passagiere durch Baden-Württemberg bis nach Niederbayern.

Dabei legten sie an den Häfen entlang der Strecke an und besuchten die Hafenstädte auf ihrer Strecke. „Wenn man sich das Land nicht mit dem Boot oder dem Fahrrad erschließt, dann weiß man gar nicht, wie schön Deutschland sein kann“, erzählt Amberger mit einem Lächeln im Gesicht. Neben größeren Städten wie Mannheim, Heidelberg oder Frankfurt steuerte der 65-Jährige in den vergangenen zwei Jahren auch kleinere Häfen wie den in Bad Wimpfen oder Wertheim an. Am besten gefallen habe ihm die Stadt Aschaffenburg mit ihrem mittelalterlichen Kern und dem Schloss Johannisburg. Vor drei Wochen legte der Tierarzt in Deggendorf an. Am Wochenende um den Tag der Deutschen Einheit fährt Amberger von dort aus weiter nach Passau.

Um sich auf so ein Abenteuer einzulassen, müsse man schon den nötigen Trieb in sich tragen, sagt der Kapitän. „Und das geht natürlich nur, wenn man den Ruhestand vor Augen hat und die nötige Zeit mitbringt.“ Denn ab kommenden Januar übernimmt der Tierarzt Rüdiger Hummel die Kleintierpraxis in Horb.

Bei Nacht schläft die Crew auf dem Boot. Bis zu vier Personen finden in der „Marianne“ Platz: Zwei in der Doppelkabine im Bug, eine in der kleineren Hundeboje im vorderen Bereich des Bootes. Dazwischen befinden sich eine Toilette mit Waschbecken, eine Sitzecke und eine kleine Küche, inklusive Kühlschrank und Gasherd. Die Sitzecke kann zu einem vierten Schlafplatz umgebaut werden. An Deck des Bootes befindet sich neben einer Sitzecke das Steuerboard des Bootes, ausgestattet mit Karten und einem Plotter – ein Navi für Boote.

Die Bootstour war für den Tierarzt Amberger nicht immer problemfrei. „Das ist wie sonst im Leben: Irgendwas ist immer“, sagt er. Hauptsächlich auf der Donau blieb das Segelschiff von Amberger schon mal im Schlamm stecken. „Da muss man Fuchs und Has‘ sein, wenn man nicht auf den Sandbänken aufsitzen will“, sagt Amberger. In Schweinfurt bekam „Marianne“ einmal Motorprobleme. Besonders unpraktisch war dabei der Zeitpunkt: Während der Weltmeisterschaft im Juli 2016 waren alle Bootsmonteure im Umkreis mit Fußball schauen beschäftigt. Der ADAC Pannendienst konnte nur kurzfristige Hilfe leisten. Erst am nächsten Deutschlandfreien Spieltag reparierte ein gelernter Bootsmonteur den Motor und Amberger konnte mit seiner Crew an Bord weitertuckern.

Zwischen Oktober und Mai wird der Bootsverkehr auf den Flüssen eingestellt, deshalb wird „Marianne“ am kommenden Wochenende vermutlich das letzte Mal für dieses Jahr von Deggendorf aus losfahren und dann an Land der Drei-Flüsse-Stadt Passau überwintern. Im kommenden Jahr wird Amberger in seinem Beruf als Tierarzt kürzer treten. Der 65-Jährige will seine Arbeit reduzieren und die Praxis langsam an einen Nachfolger übergeben. 2017 kann er dann mehr Zeit auf seinem Boot verbringen. Die Route bis ins Schwarze Meer hat er schon geplant: Von Passau aus möchte er an Wien vorbei in den Osten Europas schiffen. Von der Slowakei über Ungarn, Kroatien, Serbien und Rumänien ist das Endziel Bulgarien. Dort will Amberger den großen Mast seiner „Marianne“ hissen und im Schwarzen Meer segeln. Um so viele Flusskilometer zurücklegen zu können wird er – auch mit ständig wechselnder Bootscrew – längere Touren unternehmen. „Ich denke, dass ich dann immer mindestens zwei Wochen unterwegs sein werde“, sagt der Tierarzt über seine Pläne. Irgendwann in noch ferner Zukunft kann er sich vorstellen, das Mittelmeer anzusteuern. Und noch weiter in der Zukunft würde er auch wieder im Bodensee segeln. Aber das sei noch einige Jahre entfernt.

Ambergers Frau Gisela. Bild: bib

Ambergers Frau Gisela. Bild: bib

Klaus-Peter Amberger auf seiner „Marianne“. Privatbild

Klaus-Peter Amberger auf seiner „Marianne“. Privatbild

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Erstellt:
10.10.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 37sec
zuletzt aktualisiert: 10.10.2016, 01:00 Uhr

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