Horb · Literatur

Mit den Ferien kommt die Leselust

Seit dem 13. Juli läuft wieder die Aktion „Heiss auf Lesen“ in der Horber Stadtbibliothek. Bücher stehen bei Kindern noch immer hoch im Kurs.

20.07.2020

Von Florian Dürr

Bibliotheksleiterin Monika Bauer. Bild: Florian Dürr

Bibliotheksleiterin Monika Bauer. Bild: Florian Dürr

Serien, Podcasts, Hörbücher – die Auswahl an Unterhaltungsmedien ist heute vielfältiger denn je. Wer – und vor allem welches Kind – denkt noch an traditionelle Bücher zum Lesen, wenn auf „Spotify“ ein Klick auf die Play-Taste ausreicht, um sich „Die drei ???“ ins Wohnzimmer zu holen? Manchmal scheint es, als hätte das Geräusch beim Umblättern der Buchseiten nicht mehr den Reiz, den es einmal hatte. Vor allem nicht für Kinder, die mit all den Unterhaltungsangeboten aufgewachsen sind.

Doch Monika Bauer, die Leiterin der Horber Stadtbibliothek, widerlegt diesen subjektiven Eindruck: „Ich habe nicht das Gefühl, dass Streamingdienste bei Kindern die große Konkurrenz sind. Im Gegenteil: Es gibt viele Kinder, die regelmäßig in die Bibliothek kommen und sich Bücher ausleihen.“ Vor allem, wenn es in Richtung Sommerferien geht – und die Aktion „Heiss auf Lesen“ wieder vor der Tür steht.

Denn die bietet über das Lesen hinaus einiges mehr, zum Beispiel kleine Preise für Kinder zwischen 8 und 14 Jahren, die in den zehn Wochen vom 13. Juli bis 18. September mindestens drei Bücher lesen. Ein Anreiz, der bisher schon zu 43 Anmeldungen für die Aktion geführt hat – und das, obwohl „Heiss auf Lesen“ erst vor einer Woche startete. Im vergangenen Jahr lag die Teilnehmerzahl über den gesamten Zeitraum zwischen 60 und 70 Kindern. 43 Anmeldungen in der ersten Woche sind damit jetzt schon ein voller Erfolg.

Und das, obwohl die Corona-Pandemie die Umsetzung der Aktion beeinflusste: „Wir hatten dieses Jahr keine Auftaktveranstaltung und die Preise sind nicht so groß wie in den vergangenen Jahren“, klagt Bauer. In der Krise hätten die Sponsoren eben andere Sorgen. „Wir wissen noch nicht, was die Kinder bekommen werden, aber wir wollen ihnen auf jeden Fall eine Anerkennung für ihre Leistung geben – je nachdem, was bis September möglich ist“, sagt Bauer.

Insgesamt hätte die Werbung für „Heiss auf Lesen“ aber gut geklappt, weil die Schulen mitgeholfen haben. Und auch, weil sich die Aktion, die in Horb seit 2014 jedes Jahr stattfindet, inzwischen etabliert hat. „Kinder, die letztes Jahr mitgemacht haben, sind dieses Mal auch wieder dabei. Manche machen schon seit drei, vier Jahren mit“, berichtet Bauer.

150 Bücher stehen bereit

Dieses Jahr stehen den jungen Leseratten insgesamt 150 Bücher mit dem Logo „Heiss auf Lesen“ in der Horber Stadtbibliothek zur Verfügung. „Die meisten davon sind Neuerscheinungen aus dem letzten Viertel-bis Halbenjahr“, erklärt Bauer. Insgesamt hat die diesjährige Aktion die Stadt Horb zwischen 1500 und 2000 Euro gekostet, schätzt die Bibliotheksleiterin.

Hauptsächlich erzählerische Literatur, vom Krimi über Fantasy-Romane bis zu den Fußball-Büchern – „da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Wir wollen mit unserer Auswahl das gesamte Themenspektrum abdecken“, sagt Bauer. Geschichten über die Videospielserie „Minecraft“ oder die Fantasy-Romanreihe „Warrior Cats“ stünden bei den Kindern hoch im Kurs – aber auch alte Klassiker wie die der Jugendbuchserie „Die drei ???“ dürften im „Heiss auf Lesen“-Regal in der Horber Stadtbibliothek nicht fehlen.

Drei Bücher auf einmal können die Kinder für vier Wochen ausleihen. Wer ein Buch zu Ende gelesen hat und es zurückbringt, bekommt in der Bibliothek einen Stempel in sein persönliches Logbuch und kann darin eine Bewertung abgeben – oder mit Bauer über das Gelesene sprechen. „Für Kinder ist das wichtig, auch etwas über das gelesene Buch zu schreiben, wie es ihnen gefallen hat. Aber auch für das Leseverstehen, also haben sie verstanden, was sie da gelesen haben“, erklärt Bauer, betont aber: „Wir kontrollieren das nicht, es ist freiwillig.“ Es sei denn, ein Kind hat nur 30 Seiten des Buches gelesen, dann frage sie schon, woran es gelegen hat.

Sinn und Zweck von „Heiss auf Lesen“ sei: „Spaß am Lesen zu haben“, betont Bauer. Bei Kindern, die auf die weiterführende Schule kommen und mit Klassenarbeiten und Mittagsunterricht viel um die Ohren haben, nehme die Motivation während des Schuljahres zwar ab, aber: „Je näher die Sommerferien rücken, desto eher leihen die Kinder wieder Bücher aus“, erzählt Bauer. Und auch wenn „Heiss auf Lesen“ Mitte September wieder endet, gebe es immer wieder einige Kinder, die dran bleiben, regelmäßig und vor allem gerne lesen.

Buch-Blind-Date

In diesem Jahr bietet die Horber Stadtbibliothek zum ersten Mal für Erwachsene ein Pendant zu „Heiss auf Lesen“. „Blind Date mit einem Buch“ heißt die Aktion, bei der verschiedenste Romane verpackt werden und auf der Außenhülle nur mit dem ersten Absatz der Geschichte und dem Genre versehen werden. Ähnlich wie bei den Kindern das Logbuch, ist für die Erwachsenen ebenfalls ein Fragebogen für eine Bewertung des Buches mit dabei.

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Erstellt:
20.07.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 25sec
zuletzt aktualisiert: 20.07.2020, 01:00 Uhr

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