Ladehemmung abgehakt

Mit erneutem Doppelpack raus aus der Krise

Thomas Müller hat in der Nationalmannschaft endgültig zu seiner Treffsicherheit zurückgefunden.

10.10.2016

Von THOMAS GOTTHARDT

Müller versucht es per Fallrückzieher  ohne Erfolg. Foto: dpa

Müller versucht es per Fallrückzieher ohne Erfolg. Foto: dpa

Hamburg. Jeder merkt, wie ihn die Frage nervt. Warum klappt es jetzt wieder mit dem Toreschießen, jedenfalls in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft? Warum hat es bei der Euro 2016 in Frankreich nicht funktioniert?

Fragen über Fragen, die letztendlich weder Thomas Müller, auch kein Bundestrainer Joachim Löw oder ein Psychologe klären kann.

In den bisherigen zwei WM-Qualifikationsspielen gegen Norwegen und gegen Tschechien (jeweils 3:0) hat die Offensivkraft des FC Bayern München jeweils zwei Tore erzielt. In der Bundesliga sind ihm nach Spieltag Nummer sechs noch keine Treffer gelungen, einmal schlug er in der Champions League zu. Und davor in Frankreich ging Müller ebenfalls torlos vom Platz. Das zu den nackten Zahlen.

Nach der Partie am Samstag, nach der er wegen seines Doppelpacks zum „Spieler des Spiels“ gekürt worden war, saß er nun auf dem Podium und sollte das alles erklären. Bei jedem anderen Spieler wären trockene, sinnlose Phrasen-Sätze rausgekommen, aber Müller machte eine Show daraus. Mit ernstem Gesichtsausdruck verkündete der 27-Jährige: „Ich war natürlich in einer tragischen Situation vor dem Spiel, und dementsprechend bin ich froh, dass ich mich aus dem Sumpf befreien konnte.“ Und da er schon beim Kalauern war, schob er noch den Versuch einer Erklärung nach: „Es ist interessant und irgendwo auch lustig, dass jetzt, wenn WM draufsteht, es gleich wieder funktioniert.“

Gut, so einfach wird es wohl nicht sein, aber tatsächlich ist das auch nicht das große Problem. Jeder Stümer hat in seiner Karriere solche Phasen, in denen er partout nicht trifft, hatte Joachim Löw schon vor der Partie zum Besten gegeben. Und Müller, der mit fünf Treffern und drei Vorlagen zum besten Torschützen der WM 2010 in Südafrika ausgezeichnet wurde, setzte den Gedanken fort. „Das Fußballgeschäft ist, wie es ist. Ich habe immer wieder betont, dass ich versuche, mich so wenig wie möglich von den positiven wie auch negativen Momenten beeinflussen zu lassen. Ich höre auf meinen Trainer und meine innere Stimme.“

Erinnerungen an die EM

Morgen in Hannover wird der gebürtige Bayer doch noch einmal an die EM erinnert werden. Denn am 1:0-Vorrundensieg gegen die Nordiren in Paris macht Müller sein Turnier-Dilemma fest. „Da habe ich eine Situation nicht ganz so gut gelöst, dazu zweimal Aluminium erwischt. Wenn da einer von beiden Bällen ins Tor reingeht, wäre die Diskussion während der Europameisterschaft überhaupt nicht da gewesen“, sinnierte er über Zusammenhänge und Zufälligkeiten

Aber Thomas Müller ging es zu diesem Zeitpunkt spät abends im Bauch des Volksparkstadions schon wieder viel zu viel um Thomas Müller. „Wir sind eine Mannschaft“, sagte er und bezog sich ausdrücklich nicht nur auf den mittlerweile offiziellen Namen der DFB-Auswahl. Er wollte die kollektive Leistung herausheben: „Ich habe in dieser Partie viele Spieler gesehen, die ihre Aufgabe erfüllt haben“, sagte Müller. der mit seinen Toren 35 und 36 den früheren Mittelstürmer Ulf Kirsten (34) in der Ewigen Torjägerliste hinter sich gelassen hat. Thomas Gotthardt