Dornstetten · Ausstellung

Mit gut gehüteten Apothekerschätzen auf Zeitreise gehen

Anlässlich des 200. Geburtstags der Stadtapotheke zeigt das Heimatmuseum Dornstetten zeigt eine Sonderausstellung.

15.06.2019

Von Sabine Stadler

Von links: Kurator Andreas Ammer, Apothekerin Mareile Jordan, Elle Brede, Leiterin der Tourist-Information und des Kulturamtes Dornstetten sowie Konrad Ammer in der Schauapotheke.

Von links: Kurator Andreas Ammer, Apothekerin Mareile Jordan, Elle Brede, Leiterin der Tourist-Information und des Kulturamtes Dornstetten sowie Konrad Ammer in der Schauapotheke.

Mikroskop, Feinwaage, Reagenzgläser und Wasseraufbereitungsfilter sind einige der historischen Utensilien, die es
in der Sonderausstellung „200 Jahre Stadtapotheke Dornstetten“ bis Mitte September im Heimatmuseum zu entdecken gibt. Die Besucher können dort den Wandel der Zeit in den Apotheken sowie in der Pflanzenheilkunde erleben.

1819 eröffnete am Marktplatz 10 in Dornstetten erstmals eine Apotheke in der Stadt. Auf deren 200-jährige Geschichte blickt die Ausstellung zurück, dazu
auf das Apothekerwesen, das seinen Ursprung im achten und neuen Jahrhundert mit dem Beginn der Arzneimittelherstellung hat. Früher war Apotheker ein Handwerksberuf, der nicht immer einen guten Ruf genoss und erst 1241 vom Ärzteberuf getrennt wurde.

Kurator Andreas Ammer hat unter Mithilfe seines Vater Konrad aus den gut gehüteten Schätzen im Keller der Stadtapotheke gemeinsam mit Apothekerin Mareile Jordan das Apothekerwesen der Vergangenheit zu neuem Leben erweckt. Die Ausstellung im Heimatmuseum schlägt einen Bogen aus der Zeit um 1800 bis zur heutigen Zeit,
in der sich die Verkaufsräume von Apotheken größer präsentieren und die Bevorratung von Arzneimitteln meist computergesteuert abläuft.

1804 wollte der Apotheker Seitz aus Sindelfingen eine Apotheke in Dornstetten eröffnen und wandte sich mit einer Eingebung an den Stadtmagistrat. Seitens des Oberamtes Freudenstadt war man der Auffassung, die Dornstetter sollten ihre Arzneien in Freudenstadt einkaufen. Dort war 1604 die erste Apotheke gegründet worden, davor kümmerten sich sogenannte „Bader“ um das Heilwesen. Nachdem die erste Anfrage für eine Apotheke in Dornstetten abgelehnt war, gab es 1818 eine erneute Anfrage durch Apotheker Richter. Ein königlich-württembergisches Dekret erteilte die Erlaubnis zur Eröffnung, welches durch das Oberamt 1920 nachträglich genehmigt wurde.

Die Stadtapotheke zog 1970
in die Hauptstraße 48 um und wurde bisher von 12 Inhabern geführt, darunter Martin Hermann Schweyer, Hermann Julius Schweyer und Hermann Schwantes. Apothekerin Mareile Jordan, die jetzige Inhaberin, hat den Betrieb von ihrem Vater Eberhard Jordan übernommen – einschließlich der Einrichtung, die bereits in die Jahre gekommen war. Weggeworfen wurde nichts; die alten Apothekerschränke mit ihren kleinen Schubladen sowie die Gerätschaften zum Herstellen von Pillen, Feinwaagen und viel weitere historische Schätze landeten im Keller und wurden jetzt für die Sonderausstellung im Heimatmuseum gesichtet, geordnet und liebevoll inszeniert. Weitere Leihgaben stammen von der früheren Inhaberin der Kronenapotheke, Ilse Härtling.

Bei der Schau, die den Wandel der Zeit erlebbar macht, können Baupläne ebenso bestaunt werden wie alte Bücher in Sütterlinschrift, ein Herbarium mit eingeklebten Kräutern aus vergangenen Zeiten und Leerpackungen alter Medikamenten. Auch die Zeit des Zweiten Weltkrieges, als jeder eine „Luftschutzapotheke“ im Haus haben sollte, wird dargestellt. Ein historisches Pillenbrett veranschaulicht, wie mühsam in früherer Zeit die Herstellung von Arzneien war. Die Schau ist reich bebildert und spart auch den Einblick in die Digitalisierung der heutigen Zeit nicht aus.

Die Besucher der Ausstellung können sich zu den regulären Öffnungszeiten mittwochs, freitags und sonntags zwischen 14 und 16.30 Uhr einen Einblick in die Historie der Pharmazie verschaffen. Die Schau bleibt bis Mitte September im 1. Obergeschoss des Fruchtkastens aufgebaut. Für Gruppen- und Sonderführungen wenden sich Interessierte unter der Rufnummer 07443 – 9620-30 an die Tourist-Info.

Der Arbeitsplatz eines Apothekers in den 1950er-Jahren. Bilder: Sabine Stadler

Der Arbeitsplatz eines Apothekers in den 1950er-Jahren. Bilder: Sabine Stadler