VfB Stuttgart

Mit maximalem Frust in die Ferien

Nach der 0:3-Blamage in Würzburg fordert der Trainer von seiner Mannschaft eine komplett andere Einstellung. Die Probleme will Hannes Wolf vor der Rückrunde „schonungslos aufarbeiten“.

19.12.2016

Von WOLFGANG SCHEERER

Während die Würzburger jubeln, herrscht bei den VfB-Akteuren Frust  wie bei Simon Terodde. Foto: Eibner

Während die Würzburger jubeln, herrscht bei den VfB-Akteuren Frust wie bei Simon Terodde. Foto: Eibner

Das hatten sich alle ganz anders ausgemalt. Mit dem elften Saisonsieg wäre der VfB jetzt Herbstmeister, hätte den Anspruch auf die direkte Rückkehr in die Fußball-Bundesliga auch mit der Platzierung untermauert.

Doch nun gehen Mannschaft und Trainer mit dem schalen Gefühl der Enttäuschung in die Winterpause – ohne heute noch einmal zu besprechen, warum es beim 0:3 (0:2) bei Zweitliga-Aufsteiger Würzburger Kicker jetzt ähnlich schief gelaufen ist wie diese Saison schon einmal beim 0:5 in Dresden. Die Spieler starteten sofort in die Weihnachtsferien. „Wir werden das alles im Januar aufarbeiten“, sagte Trainer Hannes Wolf. Die Profis sollen jetzt erst einmal bei ihren Familien den Kopf freibekommen und Kraft tanken für die Rückrunde.

Kopflos und hilflos waren die chancenlosen Stuttgarter dem Rückstand in Würzburg hinterher gerannt, zeigten mächtig Nerven: Rico Benatelli hatte in der 27. Minute den Ball nach einem Pfosten-Abpraller eingeschoben. Die Würzburger kämpften weiter wie in einem Pokalfight, und immer wieder ließ sich der VfB überlaufen. Clemens Schoppenhauer (40.) und Nejmeddin Daghfous (80.) besiegelten die fünfte Stuttgarter Saisonniederlage.

Peinlicher Auftritt

Der wegen einer Erkrankung unter der Woche erst nach gut einer Stunde eingewechselte Kapitän Christian Gentner bemängelte: „Wir machten zu viele Fehler und hatten zu schnell Ballverluste.“ Aber auch der Ausfall des rot-gesperrten Abwehrchefs Timo Baumgartl und der späte Einsatz Gentners entschuldigten die peinliche Vorstellung nicht.

„Wir haben eine gruselige Pleite kassiert. Ich bin maximal enttäuscht“, sagte Wolf sichtlich genervt. Während sein Würzburger Kollege Bernd Hollerbach von der Gier sprach, die sein Team auszeichne, waren es genau solche Tugenden, die der junge VfB-Coach vermisste. „Ein bisschen Kicken, das ist zu wenig. Das ist seit langem das Problem beim VfB. Da will ich nichts schönreden“, beklagte Wolf. „Wir waren nicht auf dem Platz, das war einfach Schrott.“

Trotzdem wolle er „nicht den Stab brechen“ über der Mannschaft, forderte aber unmissverständlich eine andere Einstellung: „Es geht um die Kultur des Gewinnen-Wollens. Deshalb ist es bis Mai noch ein sehr harter Weg.“ Dennoch trennen den VfB auf dem dritten Tabellenplatz einer „verrückten Liga“ (Wolf) nur zwei Punkte von Spitzenreiter Eintracht Braunschweig (34), der sich am 17. Spieltag wie die jetzt zweitplatzierten Hannoveraner (32) mit einem Unentschieden begnügen musste. „Wir werden das alles genau analysieren“, versprach Top-Torjäger Simon Terodde, der gestern ebenfalls auf verlorenem Posten stand und lediglich eine Chance hatte (69.), aber den möglichen Anschlusstreffer verpasste. Nichts fruchtete gegen die bissigen Würzburger, die vor 12 475 Zuschauern im ausverkauften Stadion ihr bestes Saisonspiel zeigten und mit jetzt 27 Zählern auf gutem Weg zum Klassenerhalt sind. „Noch fehlen allerdings 13 Punkte“, warnte Bernd Hollerbach vor allzu großer Euphorie.

Die hat beim VfB nach zuvor ordentlicher Saison unter Wolf ausgerechnet zum Schluss einen Riesendämpfer erhalten. „Insgesamt ist es alles ziemlich gut gelaufen“, sagte der Cheftrainer noch kurz vor der letzten Partie des Jahres, um der Hinrunden-Bilanz danach den Satz hinzuzufügen: „Leider überwiegen jetzt gerade Frust und Enttäuschung.“

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Erstellt:
19.12.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 33sec
zuletzt aktualisiert: 19.12.2016, 06:00 Uhr

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