Mit 23 schon Textil-Unternehmer

Modedesigner Dennis Dean Fischer will sehr hoch hinaus

Seine erste Kollektion brachte Dennis Fischer schon in der Schule auf den Markt. Vor einem Jahr übernahm er schließlich eine Textil-Manufaktur.

27.04.2016

Von BIANCA FRIESS

Diese Kleider hat Dennis Dean Fischer für das Lichterfest in Stuttgart entworfen. Es sind Show-Stücke, die nie in die Produktion gehen werden. Für seine eigentliche Kollektion „Dean“ konzentriert der 23-Jährige sich auf Basic-Mode für Frauen. Fotos: Klaus Franke

Diese Kleider hat Dennis Dean Fischer für das Lichterfest in Stuttgart entworfen. Es sind Show-Stücke, die nie in die Produktion gehen werden. Für seine eigentliche Kollektion „Dean“ konzentriert der 23-Jährige sich auf Basic-Mode für Frauen. Fotos: Klaus Franke

Pfullingen. Die Nähmaschinen rattern. Eine Frau näht dicke Jacken, einen Arbeitsplatz weiter entstehen blaue Hosen. Mitten in der kleinen Produktion steht Dennis Dean Fischer. Man sieht ihm an, dass er Wert auf Mode liegt: Er trägt Jeans und ein schwarzes, eng anliegendes Hemd. Die Haare hat er an den Seiten ganz kurz geschnitten, oben auf dem Kopf sind sie länger. Fischer sieht nicht älter aus als Anfang 20 - ist er auch nicht. Trotzdem ist er seit einem Jahr Geschäftsführer eines Textil-Unternehmens in Pfullingen.

Wie er mit 23 Jahren dazu kommt? "Ich habe einige Praktika ausprobiert - in der Textilbranche, aber auch in andere Bereichen", sagt Fischer. Schnell ist er aber zu dem Schluss gekommen, dass es beruflich etwas mit Mode sein muss. Auf dem Berufskolleg für Mode und Design in Metzingen machte er die Ausbildung zum staatlich anerkannten Modedesigner. Dass er sich früher oder später selbstständig machen wollte, sei ihm schon immer klar gewesen, berichtet Fischer. Jetzt ist es eben früher geworden.

Denn im Frühjahr 2015 bekam er die Möglichkeit, eine Produktion in Pfullingen inklusive Maschinen und Mitarbeiterinnen zu übernehmen. "Das war eine einmalige Chance", sagt Fischer: "Später hätte ich sonst womöglich bei Null anfangen müssen." Wie viel der Betrieb umsetzt, war nicht zu erfahren.

Das Unternehmen in Pfullingen gibt es schon seit mehr als 30 Jahren. Die 12 Mitarbeiterinnen stellen Bekleidung für kleinere Firmen her, die nicht im Ausland produzieren wollen. Dazu kommen außerdem zum Beispiel Eventkleidung für Werbeagenturen und Ausbesserungsarbeiten.

Als zweites Standbein baut Fischer sein eigenes Modelabel "Dean" auf: Basic-Mode im Hochpreissegment. Ein einfaches T-Shirt soll ungefähr zwischen 100 und 200 EUR kosten. Er möchte damit eine gute "Grundsubstanz für ein Outfit" schaffen, mit der jeder Kunde noch seinen persönlichen Stil ausleben kann. Und es soll qualitativ hochwertig werden: "Lieblingsteile sollen lange Lieblingsteile bleiben", lautet Fischers Leitsatz.

Im Winter 2017 kommt die neue Kollektion auf den Markt, schon zu Schulzeiten verkaufte Fischer selbst designte Kleidung. Damit hat er momentan eine Pause eingelegt: Er konzentriert sich ganz darauf, seinen Betrieb zu strukturieren.

Einfach ist das nicht für ihn - auch wegen seines Alters. Es fängt zum Beispiel bei Mietwagen an: Fischer darf keinen Transporter mieten, dazu muss man bei den meisten Anbieter mindestens 25 Jahre alt sein. Auch in Finanzierungsfragen ist sein Alter eine Hürde: Es dauerte lange, bis eine Bank ihm den Kredit für die Geschäftsübernahme gab. In Verhandlungen mit Geschäftskunden kann er sich aber gut durchsetzen: "Ich traue mich einfach, Kontra zu geben", sagt er. Dass der Aufbau des Geschäfts viel Arbeit werden würde, war Fischer von Anfang an klar. Wie viel Aufwand es tatsächlich bedeutet, hätte er aber nicht gedacht.

Zur Unterstützung beschäftigt er Gabriele Kammerer, die schon seit vielen Jahren in der Textil-Branche arbeitet. Als die beiden sich privat kennengelernt haben, hat sie ihm ihre Unterstützung zugesagt. "Anfangs habe ich ihn einfach aus Spaß an der Sache unterstützt", sagt sie. Mittlerweile kümmern sich die beiden zusammen um den Kundenbereich und die Produktentwicklung. Fischers Mutter Dagmar Fischer ist außerdem für Finanzen und Personal zuständig.

Es lief nicht alles glatt seit der Übernahme, direkt beim ersten Auftrag ging einiges schief. Dabei haben Fischer und Kammerer aber auch viel gelernt: Zum Beispiel, wie wichtig die Kommunikation mit Kunden ist. "Ehrlichkeit hilft", sagt Kammerer. Auch ihre Mitarbeiterinnen in Pfullingen wollen die beiden nach dem ersten Jahr nicht mehr missen.

Eine davon ist Olga Belinski. Sie arbeitet seit elf Jahren in der Produktion. Skeptisch war sie nicht, als Fischer das Unternehmen übernahm: "Ich habe von Anfang an gedacht, dass das klappt." Mit Kammerer habe Fischer schließlich auch eine gute Helferin: "Die beiden sind ein gutes Team", sagt Belinski.

Aber kann Fischer sich vorstellen, seine Produktion irgendwann ins Ausland zu verlagern - wie viele andere Textilunternehmen auch? "Egal wie groß und bekannt wir werden, wir wollen immer zu 100 Prozent in Deutschland produzieren", sagt Fischer. Es gebe schließlich immer noch viele Menschen, die das Siegel "Made in Germany" wertschätzen. Das Hauptziel des 23-Jährigen ist es, die deutsche Textil und Bekleidungsindustrie wieder aufleben zu lassen - zumindest mittelfristig gesehen.

Auf lange Sicht steckt Fischer sich noch höhere Ziele: "Ich möchte eine eigene, weltweit bekannte Marke aufbauen", sagt er.

Diese Kleider hat Dennis Dean Fischer für das Lichterfest in Stuttgart entworfen. Es sind Show-Stücke, die nie in die Produktion gehen werden. Für seine eigentliche Kollektion „Dean“ konzentriert der 23-Jährige sich auf Basic-Mode für Frauen. Fotos: Klaus Franke

Diese Kleider hat Dennis Dean Fischer für das Lichterfest in Stuttgart entworfen. Es sind Show-Stücke, die nie in die Produktion gehen werden. Für seine eigentliche Kollektion „Dean“ konzentriert der 23-Jährige sich auf Basic-Mode für Frauen. Fotos: Klaus Franke

Viele Neugründungen in der Branche

Gründungen 2015 wurden in Deutschland ungefähr 300 000 gewerbliche Existenzen gegründet, berichtet das Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IFM), knapp 34 000 davon in Baden-Württemberg. In der Textil- und Bekleidungsbranche wurden deutschlandweit 2014 ungefähr 900 neue Existenzen gegründet.

Start-Up-Szene Auch der deutsche Start-Up-Monitor nahm die Gründerszene in Deutschland unter die Lupe. Die untersuchten Gründer waren 2015 im Durchschnitt 35 Jahre alt. 13 Prozent der Start-Ups wurden von Frauen gegründet. Die Jungunternehmen beschäftigen im Schnitt 15 Mitarbeiter, die meisten Start-Ups wurden in einem Team gegründet. 40 Prozent bezeichneten ihre Geschäftslage als gut. bf

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Erstellt:
27.04.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 33sec
zuletzt aktualisiert: 27.04.2016, 06:00 Uhr

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