Wirtschaft · Schnelles Netz für 2000 Euro

Mössingen möchte die Gewerbegebiete mit Glasfaser versorgen. Unklar ist · ob die Betriebe das wollen

Viele Unternehmen seien längst auf Breitbandanschluss angewiesen, erklärt Hans-Erich Messner, Erster Landesbeamte. Schnelles Internet ist ein Standortfaktor.

27.04.2017

Von Moritz Siebert

Blick auf das Gewerbegebiet Schlattwiesen: Noch nicht alle Betriebe in Mössingen sind mit schnellem Internet versorgt. Luftbild: Franke

Blick auf das Gewerbegebiet Schlattwiesen: Noch nicht alle Betriebe in Mössingen sind mit schnellem Internet versorgt. Luftbild: Franke

Deswegen haben auch Kommunen und der Landkreis Interesse an einem leistungsfähigen Netz in den Ortschaften. „Wir wollen den Wirtschaftsstandort stärken“, sagt Messner.

Förderprogramme für den Ausbau gibt es etliche – auch Mössingen möchte nun mit Hilfe von Bundesmitteln das Netz in den Gewerbegebieten zukunftsfähig machen. „Eigentlich sieht es gar nicht so schlecht aus“, meint Oberbürgermeister Michael Bulander. Klar sei aber, dass Nachholbedarf bestehe. Lücken gibt es in den größeren Industrie-Arealen. Das Gebiet „Vor Dörnach“ am östlichen Ortsausgang ist komplett unterversorgt.

Um Geld vom Bund abzugreifen, ist die Stadt auf die Kooperation der Betriebe angewiesen: 80 Prozent der Unternehmen in einem Gebiet, die nur über eine geringe Übertragungsleistung verfügen, müssten zusagen – und 2000 Euro aus eigener Tasche beisteuern. Bevor also keine Informationen über die Mössinger Netzlücken vorliegen, kann auch kein Geld aus Berlin fließen. Beim Förderprogramm gilt das Windhundprinzip: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Am Dienstag hatte die Stadt deswegen zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Etwas enttäuscht sei er schon, sagte Bulander: Mit größerem Interesse habe er gerechnet, zumal oft kritische Anfragen zu diesem Thema aus den Reihen Mössinger Unternehmer kämen. 250 Einladung hatte die Stadtverwaltung verschickt. Vertreter aus dem Landratsamt, Wirtschaftsförderer Claudius Mähler, Bulander selbst und der Netz-Experte Alexander Schmid vom Planungsbüro „Geodata“ informierten – drei Gewerbetreibende.

„Wir wissen nicht, wie groß der Anteil ist in den Gewerbegebieten“, erklärte Messner. Es gehe darum, das zu ermitteln. „Wir sind auf Infos angewiesen“, betonte auch Schmid und verspricht: „das Netz, das heute gebaut wird, soll die nächsten Jahrzehnte halten.“

Acht schriftliche Zusagen von Mössinger Unternehmern lägen bereits vor, teilte Mähler mit. Bei den Anwesenden herrschte teilweise Unklarheit, ob sie schnelles Netz überhaupt benötigen oder wie leistungsstark die Übertragungsrate im eigenen Betrieb überhaupt ist. Dazu komme das Problem, dass viele Betriebe in ihren Gebäuden Mieter sind und die Vermieter über eine Zusage entscheiden müssten. Sicher sei, dass ein Glasfaseranschluss den Wert des Grunds um deutlich mehr als 2000 Euro erhöhe, versicherte Messner.

Entmutigen lassen will sich die Mössinger Stadtverwaltung nicht wegen der mäßigen Resonanz. Sie wird erneut Betriebe anschreiben. Und: „Wir bauen darauf, dass diejenigen, die gekommen sind, Multiplikatoren sind“, so Messner.

Glasfaser-Förderung für Gewerbegebiete

350 Millionen Euro stellt der Bund insgesamt bereit, um unterversorgte Gewerbegebiete an das Glasfasernetz anzuschließen. Eine Förderung ist möglich, wenn sich 80 Prozent der Betriebe in einem Gebiet beteiligen, die eine Übertragungsrate unter 30 Mbit/s haben. Die betroffenen Unternehmen müssen aber 2000 Euro beisteuern. Diese Zuschuss-Summe gilt je Grundstück. Dass heißt, wenn auf einem Grundstück mehrere Betriebe angesiedelt sind, kann der Betrag geteilt werden. Sofern der Antrag bewilligt wird, übernimmt der Bund 50 Prozent der Gesamtkosten. Der Höchstbetrag pro Projekt liegt bei 1 Million Euro. Das Land bezahlt 20 Prozent, die restlichen 30 Prozent bleiben bei der Kommune.

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Erstellt:
27.04.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 28sec
zuletzt aktualisiert: 27.04.2017, 01:00 Uhr

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