Mössinger Mahnung an Dobrindt

Mössingen sieht sich vom Land abgehängt, wenn nicht die Endelbergtrasse bald realisiert wird und die Bahnstrecke elektrifiziert. Deshalb verabschiedeten die Stadträte nun einen blauen Brief ans Verkehrsministerium in Berlin.

27.04.2016

Von jjc

Mössingen. Der Mössinger Gemeinderat will mit einer Stellungnahme zum Bundesverkehrswegeplan Druck aufs Bundesministerium für Verkehr machen. Am Montag diskutierten die Stadträte eine Vorlage für ein Papier, das die lokalen Lückenschlüsse als zentral für die regionale Entwicklung bewertet. Neben dem Bundesressort gehören der Landesminister, der Regionalverband und der Landkreis zu den Adressaten.

Wichtigste Punkte sind der vierspurige B 27-Lückenschluss bei Ofterdingen, die so genannte Endelbergtrasse, sowie die Elektrifizierung der Bahnstrecke von Tübingen bis Hechingen. Wie jüngst berichtet, taucht der B 27-Ausbau im Verkehrswegeplan immerhin mit höchster Priorisierung auf: Er beseitigt einen Engpass, hat hohe städtebauliche Bedeutung und einen hohen Nutzen-Kosten-Faktor. Dennoch ist alles andere als sicher, wann Bund und Land diese Priorisierung auch wirklich umsetzen. „Zeitnah und mit hoher Priorität“ will der Gemeinderat laut Papier die Maßnahme verwirklicht sehen.

Anders sehe es aus bei der Elektrifizierung der Zollernbahn: Die habe der Verkehrsminister in seinem Wege-Plan nicht berücksichtigt. Dadurch sind die Regionen südlich von Tübingen „massiv benachteiligt“. Berlin solle den Ausbau der Strecke also ebenfalls in den „vorrangigen Bedarf“ aufnehmen.

„Die Welt ist hinter

Tübingen zuende“

Im Bürgersaal des Mössinger Rathauses diskutierten die Stadträte am Montagabend ausgiebig über ihren Brief nach Berlin. UB-Rat Peter Kölle äußerte seine Sorge über die Auf- und Abfahrtsschleife der Endelbergtrasse im Bereich Schlattwiesen: Diese sei nämlich unabdingbar, um in Zukunft ein ständiges Verkehrschaos im Bereich der Ofterdinger Schleife zu vermeiden. Oberbürgermeister Bulander verwies auf eine am 12. Mai angesetzte Bürgerversammlung zum Thema in der Aula der Friedrich-List-Realschule. Bezüglich der straßenbaulichen Planung und den diesbezüglichen Formulierungen der Stellungnahme war sich der Rat ohnehin weitgehend einig.

Für Diskussionen sorgte vielmehr die geforderte Elektrifizierung der Steinlach-Strecke der Bahn: Diese ist nicht Teils des Bundesverkehrswegeplans und hat somit deutlich schlechtere Realisierungschancen. Bliebe es beim Dieselbetrieb, könnten die Züge mit der Fertigstellung des Tiefbahnhofs in Stuttgart dort nicht mehr einfahren. Somit wäre laut OB Bulander „die Welt hinter Tübingen zu Ende“. Florian Seidel (SPD) erinnerte dabei an die Hybridfahrzeuge der Bahn. Er wurde ebenfalls durch den Fachbereichsleiter Ordnung und Verkehr, Kurt Räuchle, auf die anstehende Bürgerversammlung verwiesen – dort würden auch Verantwortliche der Bahn Rede und Antwort stehen.

Die zweigleisige Ausführung der Bahnstrecke stand im Zentrum des Redebeitrags von Rätin Cordula Funk (SPD): Wie die Stadtverwaltung hält auch sie diese für unabdingbar, um „Pendlern den täglichen Weg zur Arbeit zu erleichtern und zusätzliche Umweltbelastung durch Umstiege aufs Auto zu verhindern“.

Der Entwurf der Eingabe wurde letztendlich ohne Gegenstimme bei einer Enthaltung verabschiedet – und wird somit in Kürze dem Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg, der Nahverkehrsgesellschaft, dem Regionalverband, den Landkreisen Tübingen und Zollernalb sowie der Stadt Tübingen zugestellt.

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Erstellt:
27.04.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 23sec
zuletzt aktualisiert: 27.04.2016, 01:00 Uhr

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