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sportvereine erhalten ab 2017 durch den sogenannten Solidarpakt III deutlich mehr Geld. Der Stundensatz für Übungsleiter wird erstmals seit den 1960er Jahren von 1,80 auf 2,50 Euro erhöht. Davon profitieren auch Vereine in Tübingen und Umgebung.

13.05.2016

Von TEXT: Andreas Straub|FOTOs: Fotos: Fabian Knisel/Post-SV Tübingen (2), Andreas Straub (1)

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Von 2017 bis 2021 stehen in Baden-Württemberg insgesamt 87,5 Millionen Euro mehr zur Sportförderung zur Verfügung. Zahlreiche Sportvereine werden profitieren. Im November 2015 haben die baden-württembergische Landesregierung und der organisierte Sport ihre Unterschriften unter den sogenannten Solidarpakt III gesetzt. Insbesondere wird seit den 1960er Jahren erstmals die Übungsleiterpauschale erhöht. Statt bislang 1,80 Euro gibt es ab dem Jahr 2017 pro Stunde 2,50 Euro. „Keine Frage: die deutliche Anpassung ist ein gutes Ergebnis. Allerdings ist sie auch das Minimum dessen, was der Sport braucht, um ihm neu übertragene gesellschaftliche Aufgaben erfolgreich zu bewältigen“, sagt der Chef des Württembergischen Landessportbunds, Klaus Tappeser, der das Abkommen mit ausgehandelt hat. Der Solidarpakt sei eine solide Basis, löse aber nicht alle Probleme. So müssten endlich bürokratische Anforderungen abgebaut werden und Sportvereine beispielsweise vom Mindestlohn ausgenommen werden, so Tappeser. Der Post-SV ist in Tübingen eine Marke, der jährliche Nikolauslauf weit über die Region bekannt. Entstanden aus einer Betriebssportgruppe der Deutschen Post, ist der Verein mittlerweile für alle interessierten Läufer offen und zählt 450 Einzel- und Familienmitglieder. Der Post-SV wird von der steigenden Übungsleiterpauschale signifikant profitieren. Zusätzliche Gelder, die durch den neuen Solidarpakt in Sportstätten fließen, betreffen den Verein hingegen nicht. „Wir laufen nur draußen, vorwiegend im Schönbuch“, berichtet Heinrich Hempel. Der 54-jährige Architekt ist der erste Nicht-Postler, der dem Verein vorsteht. Der Post-SV setze ausschließlich auf lizensierte Übungsleiter, für die es pro Stunde künftig 2,50 Euro gibt. „Verglichen mit Marktpreisen um die 20 Euro, die wir für einen externen Trainer, der beispielsweise auch in einem Fitnessstudio arbeitet, zahlen müssen, ist das immer noch wenig“, so Hempel. „Trotzdem ist die Erhöhung ein Schritt in die richtige Richtung und hilft uns.“ Die internen Trainer des Post-SV seien getragen vom „Ehrenamtsgen“. „Was für einen externen Trainer nur ein Job ist, ist für einen internen Leidenschaft“, sagt Hempel. Die Lauf- und Nordic-Walking-Treffs sind offen für jedermann. „Es ist genau dieser Geist, der einen Verein ausmacht.“ Das zusätzliche Geld helfe, Angebote zur Kräftigung und Koordination, im Triathlon- und im Jugendbereich auszubauen.

Ähnlich ist es beim TV Rottenburg (TVR), dessen Vertreter sich mit dem neuen Solidarpakt zufrieden zeigen. „Die Richtung stimmt, auch wenn es mehr sein sollte“, sagt Vorstand Klaus Maier. Das Abkommen bringe fünf Jahre Planungssicherheit. „Das ist die erste signifikante Steigerung seit Ewigkeiten“, ergänzt TVR Geschäftsführer Norbert Vollmer. Jahrelang seien Kosten für Unterhalt, Personal und externe Dienstleister gestiegen, die Sportvereine hätten jedoch nicht mehr Geld erhalten. „Jetzt gibt es erstmals nennenswert mehr“, sagt Vollmer. „Wir sind dankbar für diesen Verhandlungserfolg.“ Jedoch würden weiterhin nur Sportgeräte mit Anschaffungskosten ab 2000 Euro gefördert. Kleinere Anschaffungen, beispielsweise Bälle oder Kleingeräte und Matten für Kurse, würden nicht unterstützt.

Dass Übungsleiter ab 2017 mehr Geld erhalten, hilft dem TVR. Wöchentlich sind rund 100 Übungsleiter im Einsatz. Maximal 200 Stunden können pro Übungsleiter abgerechnet werden. Dadurch kommt, selbst mit dem relativ niedrigen Verrechnungssatz von 2,50 Euro eine erkleckliche Summe zusammen. „Das brauchen wir auch zur Finanzierung“, sagt Vollmer. Der TVR bezahle seine Übungsleiter nach Lizenzstufen, wie Maier berichtet. „Wer eine Turngruppe leitet erhält natürlich weniger als jemand, der die Erste Volleyballmannschaft trainiert.“ Finanziert werden müssen auch Angebote an Schulen. Derzeit hat der TVR insgesamt 33 solcher Kooperationen laufen. Beispielsweise kommen die Grundschulkinder der Hohenbergschule in Rottenburg einmal pro Woche in die Bewegungslandschaft im Sportpark. An der Kreuzerfeld-Realschule gibt es ein Tanzangebot. „Wir finden allerdings nur im Glücksfall Ehrenamtliche für diese Tätigkeiten, da sie meistens tagsüber sind.“ Um die Kooperationen zu betreuen, hat der TVR auf eigene Kosten eine Personalstelle eingerichtet. In den Verein kommen normalerweise nur Leute, die von sich aus motiviert sind. Das sei an Schulen „unterschiedlich“, so Maier, und für die Übungsleiter eine neue Herausforderung.

Zusammen macht Sport mehr Spaß: Läufer des Tübinger Post-SV (Bild oben) und die Zumba-Mädels an der Kreuzerfeld Realschule in Rottenburg (Bild unten).

Zusammen macht Sport mehr Spaß: Läufer des Tübinger Post-SV (Bild oben) und die Zumba-Mädels an der Kreuzerfeld Realschule in Rottenburg (Bild unten).

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13.05.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 13.05.2016, 01:00 Uhr

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