Frau Therons One-Woman-Show reicht bloß für ein mit Melo augeschwemmtes Sozialdrama.

Monster

Frau Therons One-Woman-Show reicht bloß für ein mit Melo augeschwemmtes Sozialdrama.

24.11.2015

Von che

Monster

Die beiden Fälle zählen zu den Aufsehen erregendsten der amerikanischen Kriminalgeschichte. In den Jahren 1989 und 1990 ermordete die Prostituierte Aileen Wuornos sechs ihrer Freier und wurde dafür zum Tode veurteilt und hingerichtet. 1999 erschossen zwei Jugendliche in der Kleinstadt Littleton zwölf Mitschüler, einen Lehrer und danach sich selbst. Die Filme, die sich diese Massenmorde vorknöpfen, könnten allerdings unterschiedlicher kaum sein.

Dem einen Teil der Öffentlichkeit galt Wuornos nach ihrer Verhaftung als mordlüsternes Monster, dem anderen als Opfer verheerender sozialer Verhältnisse. Patty Jenkins schlägt sich in ihrem Debütfilm eindeutig auf die Seite der Verteidiger. Sie verharmlost die Morde nicht, einige werden sogar als äußerst brutal und sinnlos geschildert, macht sie aber aus der Biografie einer Frau heraus verständlich, die zeit ihres Lebens von Männern gedemütigt und misshandelt wurde. Gewalt erzeugt Gewalt, so die etwas schlichte Formel. Wuornos Morde erscheinen allerdings weniger als Rachefeldzug, denn als verzweifelter Versuch, das kleine Glück, das ihr in Gestalt ihrer jungen Geliebten (Christina Ricci) erstmals zugelaufen ist, mit allen Mitteln zu behaupten.

Das Trumpf-As dieser mitfühlenden Sozialreportage alter Schule ist Hauptdarstellerin Charlize Theron, die allen Unkenrufen zum Trotz (den Oscar hätte eigentlich der Maskenbildner verdient, heißt es zuweilen hämisch) eine sehr überzeugende Performance liefert. Jenseits des Hüftspecks, des aufgedunsenen Gesichts und der struppigen Haare hat sie sich offenbar sehr genau mit dieser von Kindheitstraumata, Männergewalt und Alkohol geschädigten Persönlichkeit auseinandergesetzt. Die zwanghaften Ticks, die eruptive Aggression, das Schwanken zwischen Größenwahn und Niedergeschlagenheit ? das alles lässt an Glaubwürdigkeit nichts zu wünschen übrig.

Das Problem an „Monster? ist eher, dass spätestens nach einer dreiviertel Stunde alle Fakten auf dem Tisch liegen, dass es nichts mehr zu erklären gibt, und der Film sich fortan als quälerisches Melodrama über die Runden schleppt. Das hat dann allenfalls noch Fernsehserien-Format, zumal die sonst so famose Christina Ricci ihrem unreifen Monsterliebchen nur ganz verwaschene Konturen gibt.

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