Tiefgründig gespielt, feinfühlig inszeniert: Ein heiterer Film über den Tod.

Moonlight Mile

Tiefgründig gespielt, feinfühlig inszeniert: Ein heiterer Film über den Tod.

24.11.2015

Von che

Moonlight Mile

Noch ehe die Hochzeitsglocken klingen, passiert die Katastrophe. Wenige Wochen vor der geplanten Heirat mit Joe wird die Braut von einem Wahnsinnigen erschossen. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Den anderen hält Joe (Jake Gyllenhaal) bis zur Mitte des Films tief in seinem Herzen verborgen.

Doch erst einmal hockt der kaum Zwanzigjährige mit eingezogenem Kopf im Haus seiner Quasi-Schwiegereltern herum. Die versuchen zwar nach Kräften, ihm eine Stütze zu sein, in Wirklichkeit sind sie jedoch mit ihrer eigenen Trauerarbeit heillos überfordert. Die Mutter (Susan Sarandon) macht verzweifelt auf Galgenhumor, der Vater (Dustin Hoffman) flüchtet in sinnlosen Aktivismus, will Joe unbedingt als Junior-Partner in seine Immobilien-Firma pferchen. Doch der fühlt sich zunehmend belästigt von der penetranten Vereinnahmung. Er praktiziert die Verlust-Bewältigung nach seiner eigenen Methode, indem er sein verwüstetes Herz an ein hübsches Barmädchen verliert.

Die Geschichte beruht auf authentischen Erfahrungen des Regisseurs Brad Silberling („Stadt der Engel?). Die liegen allerdings schon 15 Jahre zurück, weswegen der stechende Schmerz längt melancholischer Erinnerung gewichen ist. Die Distanz gibt ihm Gelegenheit, mit gebührendem Respekt die komischen und absurden Seiten der Tragik auszuleuchten.

In heiter-versöhnlichemTonfall berichtet er vom hohlen Kondolenz-Gestammel der Verwandten, den hilflosen Verdrängungs-Versuchen der Eltern und vor allem von den Gefühlswirren des im Grunde noch pubertierenden Joe, der im Zwiespalt zwischen Kummer, schlechtem Gewissen und neuer Liebe seine Reifeprüfung (durchaus als Anspielung auf den Dustin-Hoffman-Klassiker zu verstehen) durchlebt.

Obwohl es also viel zu Schmunzeln gibt, ist es Silberling doch auch ernst mit der Komik. Seine Kritik gilt den Verdrängungs-Ritualen, die eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem Verstorbenen und letztlich mit dem eigenen Leben blockieren. Zu loben ist neben dem intelligenten Drehbuch und den ausgezeichneten Darstellern auch die Musik, die einen Spezial-Oscar für den cleversten Einsatz Emotions-leitender Songs verdient hätte. Wer nach der finalen Hoffnungs-Hymne von Van Morrison trockenen Auges aus dem Kino kommt, muss ein arg roher Geselle sein.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 01sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Bob 28.06.200412:00 Uhr

Wirkt zwar manchmal schwer aber Jake Gyllenhaal sorgt immer wieder mit Mimik usw. für kleine Lacher! Sehr großes talent!!!