Autorennen

Mordstempo im Killertal

In Hechingen steht ein junger Mössinger vor Gericht, der mit Tempo 230 auf der B 32 bei Jungingen geheizt sein soll.

14.12.2016

Von Eike Freese

Symbolbild: sp4764 - fotolia.com

Symbolbild: sp4764 - fotolia.com

Es war am 26. Mai 2016, dem Fronleichnahmstag: In ihren BMWs rasen zwei junge Männer durch das Tal der Starzel – und das ziemlich rücksichtslos: Rund 230 Stundenkilometer schnell sind die beiden Autofahrer, stellen Ermittler der Polizei später fest, Durchschnittsgeschwindigkeit wohlgemerkt. Auf ihrer sportlichen Tour waren die beiden in Balingen gestartet, rasten die B 27 bis Hechingen hinunter und setzten den Weg auf der B 32 über Jungingen fort. Dabei überholten sie andere Autos und gefährdeten Menschen: Ein Motorradfahrer etwa konnte gerade noch ausweichen. Es gibt auf der Strecke nur zwei Fahrstreifen.

Womit die Raser nicht gerechnet hatten: die aufmerksamen Zeugen des illegalen Autorennens. Einer war ausgerechnet Polizeibeamter – und er war auf einem Motorrad unterwegs. Der Polizist heftete sich an die Fersen der Raser. Und obwohl er nicht komplett zu ihnen aufschließen konnte und sie sogar irgendwann aus den Augen verlor, ging er nicht leer aus: Er hatte den Höllenritt mit seiner Handy-Kamera dokumentiert. Anhand dieses Videos konnten Ermittler später unter anderem die Durchschnittsgeschwindigkeit der zwei Raser näherungsweise ausrechnen.

In der kommenden Woche wird zunächst über einen der beiden BMW-Fahrer das Urteil am Amtsgericht Hechingen gefällt. Er war der Vorausfahrende in dem mutmaßlichen Raser-Duo – und ist angeklagt wegen vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs: ein Vergehen, das mit Freiheitstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe geahndet wird. Sein Verhalten nach der Tat im Mai steht im gleichen Zuge zur Verhandlung an: Der junge Mann soll nämlich auch nach dem Entzug seines Führerscheins mit dem Auto unterwegs gewesen sein.

Video-Bilder von der Fahrt

Wichtige Aussagen in der Verhandlung macht ein Zeuge, der mit der Tour der mutmaßlichen Raser direkt konfrontiert war: Im Killertal kam ein Motorradfahrer dem Duo entgegen, das die Fahrbahn während seiner Fahrt so breit belegte, dass er ausweichen musste. Das gelang mit knapper Not, der Biker blieb unverletzt. Der Zeuge will indes nicht nur damals den Raser erkannt haben – sondern ihn auch später, nachdem dessen Lappen von der Polizei kassiert worden war, beim Autofahren beobachtet haben. Der Motorradfahrer ist mithin Zeuge in beiden Teilen der Anklageschrift. Wichtig in der Aussage des motorradfahrenden Polizisten ist wiederum nicht nur das reine Tempo, das er auf Film dokumentierte – sondern auch die Bilder, die zeigen, wie die BMW-Fahrer auf ihrer Strecke drängelten und gewagt überholten.

Ausverhandelt wird der Fall Mitte kommender Woche vor dem Hechinger Amtsgericht. Der 22-jährige Angeklagte hat die Rennfahrt bereits gestanden. Allerdings weist er bislang von sich, er habe dabei übermäßig riskant gehandelt. Auch das spätere Fahren ohne Führerschein streitet er ab. Ein Video, das ihn zu der Tatzeit dieses späteren mutmaßlichen Vergehens an seinem Arbeitsplatz zeigt, soll das beweisen.