Bundestrainer Weinbuch über Ambitionen der DSV-Athleten und Zukunft der Kombination

"Müssen wirtschaftlich mehr leisten"

Die Nordischen Kombinierer sind als Sieggaranten bekannt. Bundestrainer Hermann Weinbuch erklärt vor dem Saisonstart morgen im finnischen Kuusamo, was von seinem Team zu erwarten ist.

26.11.2015

Von MANUELA HARANT

Befindet sich mit drei Siegläufern in seinem Team in einer komfortablen Situation: Hermann Weinbuch. Foto: Joachim Hahne

Befindet sich mit drei Siegläufern in seinem Team in einer komfortablen Situation: Hermann Weinbuch. Foto: Joachim Hahne

Eine lange harte Saison mit Weltcup und WM liegt hinter ihnen. Ist der Sommer anders verlaufen als sonst, wurden die Jungs mehr geschont?

HERMANN WEINBUCH: Ja, wir haben vor allem die Spitzenleute, also Eric Frenzel und Johannes Rydzek, ein bisschen weniger trainieren lassen. Das heißt aber nicht, dass wir deswegen schlechter sein wollen. Aber wir wollten im Hinblick auf Olympia 2018 den Körper ein bisschen erholen lassen und werden im Hinblick auf nächstes und übernächstes Jahr nochmal voll anziehen. Meine Erfahrung zeigt, dass man nicht sieben bis acht Jahre immer Vollgas geben kann, von daher haben wir eine kleine Delle eingebaut.

Wer kann neben der deutschen Speerspitze in der neuen Saison, die morgen mit dem Sprint in Kuusamo beginnt, noch überraschen?

WEINBUCH: Nachdem Fabian Rießle gut aufgeholt hat in der letzten Saison, hoffe ich dass wir diesmal ein Dreigestirn an der Spitze haben. Und dann hoffe ich noch auf den einen oder anderen Jungen, der da heranschnuppert.

An wen denken Sie da speziell?

WEINBUCH: Mit Jakob Lange (WSV Kiefersfelden, Anm. d. Red.) hatten wir letztes Jahr schon einen dabei, der dieses Jahr bei der Junioren-WM Zweiter geworden ist. Er hat eine schöne, kontinuierliche Entwicklung hinter sich. Ich hoffe dass er den entscheidenden Sprung nach vorne macht.

Befindet er sich auf einem ähnlichen Weg wie Eric Frenzel und Johannes Rydzek, die schon sehr früh in die Spitze gestoßen sind?

WEINBUCH: Ja, speziell im Laufen ist er schon ziemlich weit. Und darum ist er immer für eine Überraschung gut. Ich kann als junger Athlet schnell mal gut springen, aber ich hab dann die Substanz noch nicht, dass ich im Laufen mithalten kann. Das ist die Regel. Aber er hat sich im Ausdauerbereich schon sehr stark entwickelt und jetzt haben wir im sprungtechnischen Bereich einiges auf den Weg gebracht. Wenn er das jetzt stabil in den Wettkampf reinbringt, kann er auch mal weit vorne landen. Von Vorteil ist bei uns, dass schon drei, vier Gute da sind, in deren Schatten sich die jungen Athleten in Ruhe entwickeln können.

Zum ersten Mal sind zwei Kombinierer vom Deutschen Skiverband (DSV) mit dem Goldenen Ski ausgezeichnet worden. Spüren Sie auch innerhalb des Verbands einen erhöhten Stellenwert im Wettbewerb mit den anderen Sportarten?

WEINBUCH: Wir sind natürlich schon gern gesehen, weil wir sehr erfolgreich sind und von den Persönlichkeiten her sehr umgänglich. Von daher haben wir unsere Position innerhalb des DSV zumindest gut gefestigt. Schade ist, dass wir wirtschaftlich noch nicht so richtig etwas beisteuern können. Das hängt uns noch ein bisschen nach, dass eben Skisprung zum Beispiel wirtschaftlich viel mehr leisten kann, weil das Interesse viel größer ist. Und da ist es unser Ziel, dass wir im wirtschaftlichen Bereich auch unseren Teil beitragen können.

Beziehen Sie das vor allem auf die Fernsehpräsenz?

WEINBUCH: Ja. Unsere Einschaltquoten sind in Deutschland zwar sehr gut, aber die Skispringer haben da viel mehr Möglichkeiten: Erstens haben sie mehr Wettkämpfe, dann haben sie viel mehr Highlights wie Vierschanzentournee, Skiflug-Weltmeisterschaften und, und, und. Von daher stehen sie vor allem international viel mehr im Fokus und können dadurch logischerweise erheblich mehr Vermarktungserlöse erzielen.

Sehen Sie da Ihre Disziplin in der Bringschuld?

WEINBUCH: Sicherlich. Die Kombination muss sich insofern verändern, dass man an der Schanze springen und laufen sollte, damit die Leute im Stadion bleiben können. Dann muss das zwingend innerhalb von einer halben Stunde passieren und nicht, wie jetzt, drei Stunden später. Und dann braucht man eben die richtigen Fernsehzeiten und Startzeiten. Da duellieren sich aber Alpin, Bob und Rodel, Skisprung und so weiter. So ist es schwer, sich eine günstigere Position zu ergattern. Daran liegt es oft: Wenn man in der Früh um 9 Uhr springen muss, weil um diese Zeit das Fernsehen kann, und dann ist man erst wieder um 16 Uhr mit dem Laufen dran, kann man nicht erwarten, dass wir viele Zuschauer haben - die kommen dann nur zum Laufen, und das ist für die Kombination nicht förderlich.

Wer kann am besten etwas ändern?

WEINBUCH: Das muss das Management der Fis (Ski-Weltverband, Anm. d. Red.) mit den Veranstaltern und in Verbindung mit dem Fernsehen machen.