Sulz · Corona

Mund-Nasen-Bedeckung sorgt für mehr Sicherheit beim Einkauf

Hieber zieht erste positive Bilanz zur Maskenpflicht. Die Stadt bietet jetzt „Sulz.Ja“-Masken und spezifiziert die Allgemeinverfügung.

22.04.2020

Von Cristina Priotto

Gerald Fauser vom Sulzer „Edeka“ (links) erhielt am Mittwochabend von Bürgermeister Gerd Hieber einige Mund-Nasen-Abdeckungen, die bei Kipp CCS auf Kastell hergestellt werden. Bild: Cristina Priotto

Gerald Fauser vom Sulzer „Edeka“ (links) erhielt am Mittwochabend von Bürgermeister Gerd Hieber einige Mund-Nasen-Abdeckungen, die bei Kipp CCS auf Kastell hergestellt werden. Bild: Cristina Priotto

Die Maskenpflicht ist in Sulz sechs Tage nach der Einführung angekommen: Nur vereinzelt trifft man in der Stadt Menschen ohne Mund-Nasen-Bedeckung. Bürgermeister Gerd Hieber zog beim Pressetermin am gestrigen Mittwochabend denn auch eine positive erste Bilanz: „Wir haben durch die Allgemeinanordnung große Aufmerksamkeit weit über die Stadtgrenzen hinweg erregt, und natürlich gab es auch einige kritische Stimmen, aber die Mehrheit hat sich positiv geäußert“, stellte Hieber zufrieden fest. Der Sulzer Weg habe eine Vorbildfunktion gehabt, und nach Baden-Württemberg, wo Bürger sich ab 27. April nur noch mit Gesichtsmaske im öffentlichen Raum aufhalten dürfen, ziehen in den nächsten Tagen alle Bundesländer nach.

Sehr bemerkenswert ist aus Sicht Gerd Hiebers, dass Menschen jeden Alters beim Einkaufen praktisch durchweg Masken tragen. Irritiert äußerte sich Hieber daher über einige Sulzer, die zur Umgehung der Mund-Nasen-Bedeckungs-Pflicht zum Einkaufen in Nachbarorte auswichen: „Das ist das Gegenteil des Beabsichtigten“, kritisierte der Bürgermeister und betonte, trotz der kreisweit höchsten bestätigten Corona-Infektionen sei es durchaus sicher, in Sulz einzukaufen.

„In der Öffentlichkeit ist das Coronavirus nicht mehr verbreitet als andernorts“, machte Hieber deutlich, vielmehr böte der zuerst in Sulz praktizierte „AHA“-Effekt (Abstandhalten, Hygiene und Alltagsmasken) sogar mehr Sicherheit als in anderen Kommunen.

Erfreut zeigte sich der Sulzer Bürgermeister, dass der Einzelhandel und die Supermärkte die Idee des Maskentragens „sehr konsequent mit umsetzen“ und damit in der Corona-Pandemie verantwortungsbewusst agieren.

Mit dem Bedarf an Mund-Nasen-Bedeckungen steigt auch die Nachfrage – und das Angebot: Nach dem rege gekauften „Sulzer Mauldäschle“ der Nähwerkstatt präsentierte die Stadtverwaltung gestern als neuestes Modell gestrickte, leicht schnabelförmige Baumwollmasken mit eingestricktem „Sulz.Ja“-Logo in den Stadtfarben Rot und Gelb.

Diese Masken werden von der Firma Stoll in Reutlingen hergestellt und sind ab dem heutigen Donnerstag über den Sulzer Handels- und Gewerbeverein im örtlichen Einzelhandel erhältlich. „Damit kann man ein positives Zeichen zur Stadt setzen“, verwies Frank Börnard von der Verwaltung auf den Schriftzug „Sulz.Ja“.

Zudem überreichte der Bürgermeister an „Edeka“-Marktleiter Gerald Fauser einen Karton mit einigen von Kipp CCS auf Kastell produzierten Mund-Nasen-Bedeckungen und unterstrich so die lokale Herstellungs- und Wertschöpfungskette. Weitere Verkaufsstellen sind in Sulz „biomammut“ und Sport Stiehle, in Bergfelden der Hofladen Schneckenburger und in Glatt das Lebensmittelgeschäft. Seit Inkrafttreten der Maskentragpflicht in Sulz hat „Edeka“ bereits rund 250 Einwegmasken an Kunden ausgegeben, die ohne Mund-Nasen-Bedeckung zum Einkaufen kamen. Die Abgabe erfolgt gratis, Spenden kommen dem Pestalozzi-Kinderdorf zu Gute. Fauser informiert Kunden am Eingang auf Bildschirmen über die Abstands- und Hygieneregeln, der Zugang wird durch Zählungen gesteuert, zur Not ist draußen Warten angesagt. „Die Maskenpflicht macht Sulz sicherer“, ist Gerald Fauser überzeugt.

Die Stadt hat die Allgemeinanordnung in einigen Punkten ergänzend fortgeschrieben. Zusätzlich zur Verfügung des Landes Baden-Württemberg verordnet Sulz Bürgern und Einpendlern, auch am Arbeitsplatz und auf Baustellen eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Ausgenommen sind Situationen, in denen der Mindestabstand von zwei Metern eingehalten werden kann und ein anderer Hygieneschutz besteht. Anstatt verwaltungsdeutsch-verschwurbelt von „baurechtlichem Außenbereich“ wurde als weitere Ausnahme von der Maskentrag- pflicht verständlicher definiert, dass bei Bewegung unter freiem Himmel, also bei Sport, Spaziergängen oder der Fahrt im eigenen Auto mit Menschen aus dem eigenen Hausstand oder wenn der Mindestabstand von zwei Metern gewahrt wird, ebenfalls keine Mund-Nasen-Abdeckung getragen werden muss. Fahrgemeinschaften mit Kollegen wertet die Stadt wie den ÖPNV, daher gilt auch dort eine Maskenpflicht.

Mit Attest nicht, in Schulen ja

Neu hinzugekommen ist zudem, dass diese Vorschrift nicht für Menschen gilt, die mittels eines ärztlichen Attests nachweisen können, dass ihnen aus gesundheitlichen Gründen das Tragen einer Maske nicht möglich ist.

Ausgedehnt wird die Mund-Nasen-Bedeckungspflicht auch auf die weiterführenden Schulen, wenn diese ab 4. Mai wieder sukzessive den Präsenzunterricht aufnehmen, und zwar in Schulbussen ebenso wie auf dem Schulhof und im Schulgebäude. Lehrer müssen in Sulz ebenfalls mit Maske unterrichten. Gesundheitsminister Manfred Lucha hatte am Dienstag dazu gemeint, dies sei „nicht sinnvoll“.

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Erstellt:
22.04.2020, 20:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 02sec
zuletzt aktualisiert: 22.04.2020, 20:00 Uhr

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