Prozess wegen vergifteter Babynahrung beginnt im Oktober

Mutmaßlicher Erpresser aus Ofterdingen bald vor Gericht

Der Prozess gegen den Ofterdinger, der Babynahrung vergiftet und mehrere Handelsketten erpresst haben soll, beginnt im Oktober.

07.08.2018

Von job

Ofterdingen: Polizei fasst mutmaßlichen Erpresser
© ST 01:29 min
Die Polizei verhaftete am Freitag einen 53-Jährigen in Ofterdingen. Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass er der seit Tagen intensiv gesuchte Supermarkterpresser ist. In seiner Wohnung fanden sie laut Polizeiangaben ein Fläschchen mit jenem Frostschutzmittel, mit dem mehrere Gläschen Babynahrung in einem Supermarkt am Bodensee versetzt worden waren. Video: Schneck/Bleeser

Der Fall hielt die Bodenseeregion im September 2017 in Atem: Ein Erpresser hatte in Friedrichshafen in Filialen von Lidl, Aldi, Edeka, dm und Rewe Gläschen mit vergifteter Babynahrung deponiert. Eines davon fanden die Ermittler im Süßigkeitenregal neben den Keksen. Der Erpresser forderte von den Handelsketten insgesamt 11,75 Millionen Euro – sonst werde er weitere Lebensmittel vergiften.

Die Gläschen enthielten Ethylenglycol, das als Frostschutzmittel eingesetzt wird. Die Dosis in der Babynahrung war so hoch, dass sie beim Verzehr Krämpfe, Nierenversagen und schwere Herz-Kreislaufprobleme hätte auslösen können. Für Kinder unter 18 Monaten wäre sie tödlich.

Die Polizei bildete die Ermittlungsgruppe „Apfel“ mit bis zu 220 Beamten. Die Behörden veröffentlichten das Bild einer Überwachungskamera aus einem Supermarkt, das den mutmaßlichen Erpresser in markanter Kleidung zeigte. Daraufhin gingen über 200 Hinweise bei der Polizei ein.

An der Kleidung erkannt

Die entscheidende Spur führte ins Steinlachtal: In Ofterdingen nahmen Spezialkräfte am 29. September 2017 einen 53-Jährigen fest. Seither sitzt er in Haft. Derzeit verbüßt er eine Freiheitsstrafe von 18 Monaten wegen versuchter Freiheitsberaubung, zu der ihn das Landgericht Nürnberg vor seiner Festnahme verurteilt hatte. In seiner Wohnung fand die Kripo ein Fläschchen mit Ethylenglycol, in dem etwa die Menge fehlte, die in der Babynahrung festgestellt worden war. In einem nahen Altkleidercontainer lagen ein Laptop und ein Paar auffallender Schuhe, die denen auf dem Bild der Supermarktkamera entsprachen. Die ebenfalls markante Jacke verschenkte der Mann nach der öffentlichkeitswirksamen Fahndung an einen Nachbarn, wie der dem TAGBLATT damals berichtete.

Beim Haftrichter legte der vorbestrafte Mann ein Teilgeständnis ab. Er räumte ein, die Gläschen in die Regale gestellt zu haben. Er habe aber nie die Absicht gehabt, jemanden zu töten.

Anklage lautet auf Mordversuch

Die Staatsanwaltschaft sieht das anders: Sie hat Anklage wegen fünffachen versuchten Mordes erhoben. Sie geht davon aus, dass der Mann aus Habgier und besonders heimtückisch gehandelt hat. Dabei habe er sich gemeingefährlicher Mittel bedient. Sie wirft ihm darüber hinaus besonders schwere räuberische Erpressung in sieben Fällen vor. Prozessbeginn am Landgericht Ravensburg ist am 1. Oktober. Insgesamt hat die Schwurgerichtskammer sieben Verhandlungstage angesetzt.

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Erstellt:
07.08.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 06sec
zuletzt aktualisiert: 07.08.2018, 01:00 Uhr

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