Horbs Immobilien-Vater

Nach 25 Jahren gibt Manfred Bok den Vorsitz von „Haus & Grund“ ab

Mit acht Gründungsmitgliedern fing es vor 25 Jahren an. Heute hat der Horber Verein „Haus & Grund“ über 600 Mitglieder. Auch der Vorsitzende ist mit Manfred Bok (74) noch der selbe. Nun gibt er dieses Amt am 15. März nach einem Vierteljahrhundert ab.

08.03.2016

Von Dagmar Stepper

Manfred Bok – hier vor einem Foto der ersten Vereinsmitglieder – ist seit der Gründung von „Haus & Grund“ deren Vorsitzender. Am 15. März gibt er dieses Amt nach 25 Jahren ab. Bild: Kuball

Manfred Bok – hier vor einem Foto der ersten Vereinsmitglieder – ist seit der Gründung von „Haus & Grund“ deren Vorsitzender. Am 15. März gibt er dieses Amt nach 25 Jahren ab. Bild: Kuball

Horb. „Wo ist sie nur?“ Manfred Bok steht vor seinem großen Aktenschrank und sucht die Gründungsurkunde von „Haus & Grund“. Schließlich findet er sie. Datiert ist sie auf den 3. Juli 1991 und mit acht Namen versehen – darunter Manfred Bok. „Doch ich bin der Einzige, der noch aktiv dabei ist“, sagt er nicht ohne Stolz. Bei der nächsten Mitgliederversammlung wird er nun als Vorsitzender abtreten. „Jetzt dürfen mal andere ran“, sagt er. Im Ausschuss wird er aber noch mitmachen.

Bok war die treibende Kraft für die Gründung des Vereins. Denn er glaubt daran, dass eine Stadt wie Horb das braucht. Das Ziel von „Haus & Grund“ fasst er so zusammen: „Wir wollen allen, die Grund und Boden besitzen, helfen.“ Dabei sieht er die Kommunen nicht als Gegner. „Kooperation ist heute wichtiger denn je“, betont Bok. Das war vor 25 Jahren auch nicht anders. Doch die Interessen haben sich zum Teil verschoben – genauso wie die rechtlichen Vorschriften. Oder das Angebot und die Nachfrage. „In den 25 Jahren gab es Höhen und Tiefen“, sagt Bok. Auf dem Wohnungsmarkt gab es Zeiten von Mangel und Zeiten von Überschüssen. Momentan steige die Nachfrage. „Horb hat einen stabilen Markt“, sagt Bok. Nicht vergleichbar mit dem spekulativen Tübingen.

Bok ist ein waschechter Horber. „Ich bin hier im Krankenhaus zur Welt gekommen“, erzählt er. Daher kennt er den Wohnungsmarkt hier gut. „Haus & Grund“ ist für ihn nicht nur ein Verein für Vermieter, sondern für alle Immobilienbesitzer. Bok kann einige Geschichten erzählen. Vor allem über Mietverträge. Konflikte gibt es häufig beim Auszug eines Mieters, wenn kein Protokoll beim Einzug gemacht wurde. Oder es gibt Streit um das Halten von Haustieren. „Die Rechtsprechung lässt Haustiere zu, wenn andere Partien dadurch nicht belästigt werden“, erzählt Bok. Doch in solchen Streitfällen setzt er lieber auf das Gespräch und die Vernunft der Menschen. „Ich sag’ dann: Was wollt ihr mit einem Hund in einer Mietwohnung, wenn ihr selber den ganzen Tag nicht daheim seid?“ Für Bok ist das keine Tierliebe. Auf der anderen Seite muss er Vermietern auch oft genug klarmachen, dass sie ihren Mietern nicht alles vorschreiben dürfen. „Vermieter wollen oft das Rauchen verbieten: Da muss ich dann sagen: Das geht nicht.“

Der Verein berät in allen Fragen rund ums Vermieten, aber auch bei Sanierungs- und Finanzierungsfragen oder bei Nachbarschaftsstreitigkeiten. Aber er mischt sich auch bei öffentlichen Debatten ein. „Immobilien-Eigentümer sind die Melkkühe der Nation“, sagt Bok. So hat sich der Verein gewehrt, als die Grundsteuer erhöht wurde. „Es hieß dann, das Geld fließt in den Ausbau der Breitband-Versorgung“, berichtet Bok, „das ist aber nicht Aufgabe der Kommune, sondern von Land und Bund.“

Bei der Erschließung von neuen Baugebieten ist Bok ebenfalls nicht d’accord mit der Stadtverwaltung. „Wir können nicht uferlos Bauland entwickeln“, sagt er, „sondern müssen die Ortskerne beleben.“ Hier wirft er der Verwaltung Halbherzigkeit vor. Vor allem was die Teilorte betrifft. Bok fordert ein Programm zur Schaffung von Bauplätzen in den Ortskernen. Das wäre nicht nur günstiger, sondern der Flächenverbrauch würde nicht so zunehmen. Doch er weiß, dass das noch dauern kann: „Der Luxus eines Neubaus steckt noch in uns drin. Wir sollten uns davon aber verabschieden.“

Bok findet stets markante Worte. Das gilt auch beim Stichwort „Sozialer Wohnungsbau“, über den momentan viel geredet wird. „Dank Grün-Rot hat Baden-Württemberg eine der schärfsten Landesbauordnungen“, kritisiert Bok. Dadurch steigen die Baukosten. „Überdachte und abschließbare Fahrradständer sind Humbug“, sagt Bok. Aber sie sind jetzt gesetzlich vorgeschrieben. Das führe dazu, dass ein Vermieter mindestens acht Euro pro Quadratmeter verlangen müsse, um Rendite zu erzielen. Vorwürfe, es würden nur noch Luxuswohnungen gebaut, regen ihn daher auf.

Die Arbeit geht „Haus & Grund“ also nicht aus, seinem Nachfolger wird es nicht langweilig werden. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Tilman Stroh sich als Vorsitzender zur Verfügung stellen wird. Und sehr wahrscheinlich auch gewählt wird. Einen Rat hat Bok für ihn: „Er sollte mehr denn je das Gespräch mit der öffentlichen Hand suchen. Und nicht nur über Gebührenschrauben meckern.“

Apropos Langeweile: Manfred Bok hat keine Angst, dass ihm etwas fehlen wird. Denn er wird sich bald wieder ein Pferd zulegen. „Ich will wieder reiten“, erzählt er, „ vor allem beim Leonhardsritt.“

Info: „Haus & Grund“ hat am Dienstag, 15. März, ab 19 Uhr Mitgliederversammlung im „Adler“ in Dettingen. Dabei wird der Vorstand und der Vereinsausschuss neu gewählt. Außerdem gibt es einen Vortrag des Geschäftsführers von „Haus & Grund Württemberg“, Ottmar Wernicke, zum Thema „Zweite Tranche der Mietrechtsreform und ihre Folgen“.

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Erstellt:
08.03.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 08.03.2016, 01:00 Uhr

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