Arbeitgeber: IG Metall spielt mit dem Feuer

Nach Ansicht von Südwestmetall gefährdet die Tarif-Forderung der Gewerkschaft Arbeitsplätze

Der Arbeitgeberverband Südwestmetall übt scharfe Kritik an der aktuellen Tarifforderung der IG Metall.

08.04.2016

Von ST

Reiner Thede.

Reiner Thede.

Reutlingen. Die Forderung der Gewerkschaft nach 5 Prozent mehr Lohn gefährde die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und fördere den Trend zu Produktionsverlagerungen, heißt es in einer Mitteilung des Arbeitgeberverbandes.

Südwestmetall fordere die IG Metall zu einer grundsätzlichen Kurskorrektur in der Tarifpolitik auf. „Die aktuell noch ordentliche Konjunktur darf nicht den Blick darauf verstellen, dass wir auf ähnliche strukturelle Probleme zusteuern wie bereits in den 1990er-Jahren“, wird Reiner Thede, Vorsitzender der Bezirksgruppe Reutlingen und Geschäftsführer bei Erbe in Tübingen, in einer Mitteilung zitiert.

In den vergangenen Jahren seien Entgelte auf der Basis von Erwartungen erhöht worden, die so nicht eingetreten seien, so Thede weiter. „Dadurch haben wir einen Wohlstand geschaffen, der bei vielen unseren Mitgliedsbetrieben gar nicht erwirtschaftet wurde.“ Die Folge sei ein massiver Wettbewerbsnachteil für die hiesigen Standorte.

Seit fünf Jahren seien in den Regionen Reutlingen/Tübingen, Neckar-Alb und Nordschwarzwald knapp 500 Arbeitsplätze abgebaut oder ins Ausland verlagert worden. Vor allem einfachere Produktionstätigkeiten seien am Standort zu teuer geworden, heißt es bei Südwestmetall. Eine Tarifforderung nach 5 Prozent mehr Lohn gefährde deshalb nun weitere Jobs.

Die Gewerkschaft operiere mit neuen Bezugsgrößen, kritisiert Südwestmetall. Bisher habe die IG Metall die Inflation plus den gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsgewinn den Lohnforderungen zugrunde gelegt. Jetzt seien diese Werte im Keller, nun zaubere die Gewerkschaft mit der Zielinflation der Europäischen Zentralbank und einer sogenannten „Trendproduktivität“ neue Bezugsgrößen aus dem Hut, so die Kritik. Dabei verwechsle sie Trend mit Durchschnitt und ignoriere, dass der Trend der Produktivitätsentwicklung nach unten gehe. Die Gewerkschaft blende aus, dass die Konjunktur derzeit vor allem durch das billige Geld, den schwachen Euro und den niedrigen Ölpreis „gedopt“ werde.

Nach Ansicht der Arbeitgeber spiele die IG Metall mit dem Feuer und ignoriere das Interesse ihrer Mitglieder am Erhalt von Beschäftigung. Ein Viertel der Unternehmen schreibe eine Schwarze Null oder gar rote Zahlen, so lautet die Rechnung der Arbeitgeber. Der Tarifabschluss müsse sich deshalb am gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsfortschritt orientieren und die Entwicklung der Arbeitskosten im internationalen Vergleich berücksichtigen, wie es in der Mitteilung heißt.

Südwestmetall verlangt auch eine Flexibilisierung des Flächentarifvertrags. Diese würde nach Ansicht der Arbeitgeber vielen Betrieben helfen, wenn sie zu einer dauerhaften Entlastung beim Entgelt führe. Wenn aber zusätzliche Kostenbelastungen nur zeitlich verschoben würden, dann werde das strukturelle Problem nicht gelöst.