Stadtentwicklung

Nach Kipp nun Reno

Die Stadt hat das ehemalige Reno-Gebäude in der Neckarstraße gekauft und will die Ladenfläche an den Mann bringen.

21.02.2019

Von Dagmar Stepper

Das Reno-Gebäude (links im Bild) ist seit dem Jahreswechsel im Besitz der Stadt. Investor Birk hatte das Interesse verloren. Bild: Karl-Heinz Kuball

Das Reno-Gebäude (links im Bild) ist seit dem Jahreswechsel im Besitz der Stadt. Investor Birk hatte das Interesse verloren. Bild: Karl-Heinz Kuball

Nach dem Kauf des Kipp’schen Gebäudeensembles am Marktplatz hat die Stadt nun einen weiteren Coup gelandet: Sie hat das ehemalige Reno-Gebäude in der Neckarstraße gekauft. Das bestätigt Oberbürgermeister Peter Rosenberger auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE. „Wir haben es zum Jahreswechsel für 100 000 Euro erworben.“

Damit könnte der Leerstand im kommenden Jahr Geschichte sein, wenn es nach dem Willen der Stadt geht. Ein Architekt erstellt gerade ein Gutachten, was möglich ist. Das Reno-Gebäude wurde in den 1950er-Jahren gebaut, in den 1970ern umgebaut. Hier wurde jahrzehntelang Schuhe verkauft, bis Reno im Mai 2016 überraschend die Schließung verkündete. Seither steht es leer.

Zu dieser Zeit war das Gebäude bereits im Besitz des Investors Hans-Jürgen Birk. Zur Erinnerung: Ihm verdankt Horb die Activ-Arkaden, die im Oktober 2017 eröffnet wurden. Im Zuge der Planungen und Verhandlungen mit der Stadt signalisierte Birk, dass er auch die Kernstadt beleben wolle. „Ich traue mir zu, auch in der Unterstadt was zu machen“, zitiert der OB den Investor. Daher hat er das Reno-Gebäude im Mai 2015 gekauft. Passiert ist allerdings nichts. Birk nutzte es lediglich als Büro während der Bauphase des Einkaufszentrums. Wie Rosenberger erklärt, hatten die Stadt und Birk gehofft, das Reno-Gebäude mit dem danebenliegenden Müller-Gebäude zu vernetzen. So hätte eine größere Ladenfläche entstehen können, kleinteilige Flächen schrecken Investoren ab. „Die Gespräche mit Peter Haipt sind aber am Preis gescheitert“, sagt Rosenberger. Dass sich im ehemaligen Müller nun etwas tut, begrüßt der OB ausdrücklich. Und er hat gehört, dass Haipt jetzt selbst „was mit Handel“ macht

Nachdem es zu keiner Einigung mit Haipt gekommen war, verlor Birk das Interesse. Die Stadt hatte im Kaufvertrag allerdings eine Klausel vorgesehen, die ihr bei einer weiteren Veräußerung das Erstkaufrecht einräumte. Im vergangenen Jahr kam Birk auf die Stadt zu, um das Reno-Gebäude loszuwerden. Die Activ-Arkaden hat er übrigens im vergangenen Jahr ebenfalls verkauft.

Die Stadt schlug also zu. Rosenberger sieht in dem Gebäude großes Potenzial: Die Grundstücksgröße beträgt zwar lediglich 200 Quadratmeter, doch das Gebäude könnte nach hinten erweitert werden. Dort liegt der sogenannte Meintel’sche Skulpturengarten, allerdings so versteckt, dass ihn kaum einer findet. Wer ihn aber findet, der möchte schnell wieder fliehen, denn die Betonwüste erinnert wenig an den einst gefeierten Maler und Bildhauer Johann Nepomuk Meintel. Rosenberger könnte sich ebenfalls einen schöneren Platz für die Skulpturen vorstellen. Kommt diese Fläche dazu, steigt die Verkaufsfläche auf 450 Quadratmeter und wäre damit für Mieter attraktiv. „Es ist eine 1a-Handelslage“, sagt Rosenberger.

Gibt es Wunschmieter? Rosenberger lacht: „Alles was Frequenz bringt.“ Freuen würde er sich über ein Bekleidungsgeschäft. Er sieht noch einen weiteren Vorteil des Standorts, da das Gebäude seit 2016 im Sanierungsgebiet „Fruchtkasten“ liegt. Der Förderrahmen beträgt 2,33 Mio. Euro, 1,4 Mio. Euro fließen an Fördermitteln. Der Umbau des Fruchtkastens liegt derzeit noch auf Eis. Der Neubau des Polizeigebäudes an der Hornaustraße muss nach der Präsidienreform neu geplant werden, Horb bekommt nämlich doch nicht die versprochene Verkehrswacht. Doch Anfang des Jahres gab es vom Land das Signal, dass die Planungen nun aufgenommen wurden. Das stimmt den OB optimistisch. Die Ergebnisse des Architekten sollen Mitte des Jahres vorliegen, dann werden die Möglichkeiten durchdiskutiert. Einen Abriss hält Stadtplaner Peter Klein für sehr wahrscheinlich, die Bausubstanz sei eher marode. Im kommenden Jahr könnte sich dann an der Stelle etwas tun.

Steigt die Stadt jetzt verstärkt ins Immobiliengeschäft ein? Erst Kipp, nun Reno. „Wenn es Entwicklungspotenzial gibt“, sagt Rosenberger und erwähnt den Boden-Teufel an der Gutermannstraße und das Areal der Gärtner Knödler. „Wir sind interessiert, aber momentan läuft ja noch der Familienbetrieb. Vertreiben wollen wir niemanden.“ Der Stadtplaner ergänzt: „Wir greifen ein, wenn ein Leerstand droht oder keiner aus der Privatwirtschaft es machen will.“ Aber die Käufe müssten wirtschaftlich sein. So wie im Fall des Reno-Gebäudes: Hier passten der Preis, die Lage und das Potenzial.