Nach einer wahren Geschichte

Nach einer wahren Geschichte

Psychothriller von Roman Polanski um eine Erfolgsautorin mit Schreibhemmung und um die Suche nach Wahrheit.

06.06.2018

Von Madeleine Wegner

Nach einer wahren Geschichte
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Ihre größte Angst ist weiß und leer. Die Schriftstellerin Delphine hat mit der berüchtigten Angst vor dem leeren Blatt zu kämpfen. Nach dem überwältigenden Erfolg ihres letzten Romans ist die Pariser Autorin wie ausgebrannt. Dennoch dirigiert sie ihr Agent von einer Lesung zur nächsten Veranstaltung. Wie kraftraubend und bedrohlich nah die Fans der Erfolgsautorin kommen, zeigt sich bei einer Signierstunde, die Delphine erschöpft abbrechen lässt. Doch dann steht wie aus dem Nichts eine Frau mit klarem Blick und rotem Mund vor ihr. Sie stellt sich als Delphines größte Verehrerin vor.

Roman Polanski hat mit „Nach einer wahren Geschichte“ den gleichnamigen Roman der französischen Schriftstellerin Delphine de Vigan („D’après une histoire vraie“) filmisch umgesetzt. In den beiden Hauptrollen begegnen sich Polanskis Ehefrau Emmannuelle Seigner als Delphine und Eva Green (die zuletzt in „Euphoria“ und in „Die Insel der besonderen Kinder“ zu sehen war) als bedrohliche Fremde.

Die geheimnisvolle Schöne stellt sich als „Elle, einfach nur Elle“ vor, das im Französischen schlicht für das Personalpronomen „sie“ steht. Als Delphine bekommt Seignier die Augen kaum auf. Es ist also kein Wunder, dass sie in ihrem Innenleben zu versinken und unterzugehen scheint. Elles große glasklare und meerblaue Augen hingegen scheinen Delphine längst mit düsteren Absichten durchschaut zu haben.

Elle drängt sich immer mehr in das Leben der anderen und nimmt der dankbaren Delphine Arbeiten ab, zieht sogar bei ihr ein und schottet sie mehr und mehr von der Außenwelt ab. Die beiden Frauen, zwischen denen eine eigentümliche Spannung herrscht, fahren schließlich aufs Land, um zur Ruhe zu kommen. Doch hier scheint die Gefahr, die von Elle ausgeht, hinter der alten Kellerluke zu lauern und ausbrechen zu wollen.

„Nach einer wahren Geschichte“ ist der vielleicht letzte Film des mittlerweile 84-jährigen Regisseurs. Polanski wurde im Zusammenhang mit der „MeToo“-Debatte (die Polanski selbst als „Massenhysterie“ und „heuchlerisch“ bezeichnete) vor wenigen Wochen wegen jahrzehntealter Missbrauchsvorwürfe aus der Oscar-Akademie geschmissen.

Oft vorhersehbare Geschichte, die sich quälend zäh entwickelt und auch nicht sonderlich überraschend endet.

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Erstellt:
06.06.2018, 12:23 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 04sec
zuletzt aktualisiert: 06.06.2018, 12:23 Uhr

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