Närrischer Zusammenhalt

Die Fünfte Jahreszeit kann genauso wenig ausfallen wie der Winter, darin sind sich die Macher der Horber Narrenzunft einig. Der alte Brauch des Winter-Austreibens, in dem die schwäbisch-alemannische Fasnet ihren Ursprung hat, wird auch die Corona-Pandemie überdauern.

„Als verantwortungsvolle Narren suchen wir deshalb einen coronakonformen Weg, der für alle vertretbar ist“, sagt Zunftmeister Alexander „Locke“ Guth. Und Narrenrat Peter „Lego“ Renz aus Altheim, Sprachrohr der Horber Zunft, kündigt an: Zumindest virtuell gibt es einen Eröffnungsball am Samstag, 23. Januar.

Ab 20 Uhr werden Alexander „Locke“ Guth und Stefan „Foxi“ Fox auf dem Youtube-Kanal der Narrenzunft ein „Best of“ der vergangenen 20 Jahre präsentieren. Sie kommentieren etwa zwei Stunden lang aufgezeichnete Live-Auftritte und Programm-Höhepunkte aus zwei Jahrzehnten, wechseln dabei immer wieder das Kostüm und sorgen mittels Live-Übertragung für närrische Stimmung.

Mit diesem Format sollen alle Horber Narren animiert werden, die Fasnetsfreude daheim auszuleben und, wenn möglich, im kleinen Familienkreis einen eigenen Eröffnungsball zu feiern.

Jeder kann sein eigenes Motto wählen, und alle sind eingeladen, den Moderatoren Bilder von der Deko daheim und seiner Verkleidung zu schicken. Damit einher geht ein Wettbewerb, bei dem die Sieger von einer Jury prämiert werden. Außerdem gibt es Ratespiele und Verlosungen.

Interesse ist da

Das Interesse der Horber Narren ist da, glaubt Renz. Denn schon das virtuelle Maskenabstauben, das am Dreikönigstag übertragen wurde, hat mittlerweile an die 1600 Aufrufe verzeichnet. Diese Resonanz übertreffe alle Erwartungen, so Renz.

Erleichtert stellt er fest: „Gott sei Dank gibt es heute die digitalen Möglichkeiten, viele zu erreichen.“ Als der 61-Jährige über seine Frau Carmina Brenner 1994 als Graf zur Horber Fasnet kam, so erinnert er sich schmunzelnd, wurde noch gefaxt und Fotos in Dunkelkammern schwarz-weiß entwickelt.

So wichtig wie damals ist dem Obernarr auch heute: Die Fasnet als Gemeinsamkeit verschiedener Leute in unterschiedlichen Positionen zu feiern, mit Alt und Jung das Brauchtum zu pflegen und gemeinsame mit Leuten zu finden, die man sonst das ganze Jahr über nicht sieht.

Die Musiker und der Musikverein Horb, die sonst beim Eröffnungsball in der Hohenberghalle einheizen, sollen auch dieses Jahr nicht vergessen werden. Für sie wird es einen Spendenaufruf geben, der eine Ausfall-Gage ermöglicht.

Selbst ist der Narr

Bei Peter Lego Renz und Carmina Brenner in Altheim kommen jetzt dann irgendwann die Fahnen vors Haus, werden die Orden und Masken aufgehängt und das diesjährige Motto festgelegt. „Es liegt an jedem selbst, zu überlegen, was ich jetzt als Narr tun kann“, so Renz. Wichtig ist ihm der Zusammenhalt über die Pandemie hinweg. Denn auch bei der Narrenzunft gebe es die Befürchtungen wie in jedem Verein, dass etwas auseinanderbricht und verloren geht.

Mit rund 750 Mitgliedern ist die Narrenzunft der größte Horber Verein. In einem regulären Jahr mit dem „Spass uff d’r Gass“ am Schmotzigen Donnerstag, dem Kinderball am Fasnetssamstag, der Narrenmesse am Sonntag und dem großen Umzug am Rosenmontag, bei dem an die 3500 Maskenträger und 8000 bis 9000 Zuschauer in Horb unterwegs sind, werden fehlen.

Tröstlich ist da für die Narren nur: Rein finanziell ist der Ausfall für die Zunft zu verkraften (der Jahresumsatz des Vereins belief sich in den Vorjahren auf 120 000 bis 140 000 Euro), da keine Ausgaben auflaufen.