Rosenmontag

Narren- und Schneetreiben an Rosenmontag in Horb

Wikinger, Pumuckl und Hopfenduschen: Am Horber Rosenmontag war wieder allerhand geboten. Tausende Schaulustige bestaunten 58 Zünfte.

13.02.2018

Von Nathanael Häfner

Es schneit, es schneit, kommt alle aus dem Haus, hieß es dieses Jahr beim Horber Rosenmontag. Manchem Besucher kam die Kälte aber gar nicht ungelegen, denn das weiße Konfetti verlieh dem Umzug einen besonderen Glanz.

Pünktlich zu den Startschüssen um 13.30 Uhr setzte das Schneetreiben ein, immer wieder kurz unterbrochen von Sonnenschein. Der Zug startete wie gewohnt in der Altheimer Straße, mit kraftvollen Trommelschlägen der „Luschdige Broat Göttelfingen“ eröffnet. Sodann schlossen sich die ersten tanzend den Rhythmen an; außer der Musik mag das wohl auch am Wetter gelegen haben.

Wenig später bestaunten die Horber und Angereiste Donald Trump und Angela Merkel, natürlich begleitet von staatsmännischer Security. Das Grafenpaar, bestehend aus Sabine und Götz Peter, wartete mit Dracula- und Pumucklbildern auf, ein nicht ganz unverdienter Seitenhieb auf einen in dieser Zeitung veröffentlichten Artikel. Passend dazu auch die roten Pumucklhaare der Narrenzunft, die hier lobend erwähnt
sein sollen.

Auch die Debatte um das Ahldorfer Gewerbegebiet begleitete den Umzug. Die Bürgerinitiative Hau und Holzwiese ließ es sich nicht nehmen, gegen die Planungen der Stadt Horb auch während des Umzugs zu demonstrieren. Ansonsten blieb Tagespolitik außen vor, was die leidgeprüften Parteivorsitzenden dieser Welt erfreut haben dürfte.

Stattdessen durften sich die Besucher am Straßenrand von den traditionellen Hexenmasken, etwa der Feuerhexen Balingen oder der Schlossberghexen verzücken lassen. Unachtsame wurden dabei leicht Opfer des einen oder anderen – harmlosen – Streichs. Auch die Hopfenzopfler waren zu Scherzen aufgelegt und schmissen Unvorsichtige beherzt in den vollen Hopfenzopflerhopfentopf. Humor ist bekanntlich, wenn man trotzdem lacht, und wer den Schaden hatte, brauchte für den Spott der Umstehenden nicht zu sorgen.

Insbesondere junge Damen mussten sich vor den Turmschurken in Acht nehmen: Die eine oder andere nahmen sie in ihrem Pranger oder ihrem Käfig gefangen. Vorübergehend, versteht sich.

Überhaupt fand der Umzug beim jungen Publikum hohen Anklang. Offensichtlich ließen es sich viele Schülerinnen und Schüler nicht nehmen, den freien Tag mit der Fasnet zu verbringen.

Dabei blieb jedoch alles im Rahmen, der Polizei sind keinerlei Ausschreitungen bekannt. Ein unerwarteter Böller hier, ein Peitschenknall dort erschreckten manchen Narren, das waren dann aber auch schon die lautesten Knalleffekte. Wem es bei der Kälte an Speis und Trunk mangelte, war entweder extrem kurzsichtig oder pleite: Eine bemerkenswerte Anzahl von Imbissbuden bot alles, um den Rosenmontag zu überstehen, von Currywurst über Glühwein bis hin zu alkoholischen Annehmlichkeiten. Findige Besucher sparten hierbei, denn die Alpirsbacher Mönche ließen es sich nicht nehmen, Besuchende an ihrem Klosterbräu teilhaben zu lassen – der Vorrat war allerdings begrenzt. Ganz im Gegensatz zu den Süßigkeiten; die Narren schleuderten sie mit bemerkenswerter Kraft und Elan in die Menge. Selbst Horber im zweiten Stock präsentierten stolz ihre Beute am Fensterladen. Mitten drin, obschon hinter
Fensterglas, saßen die Senioren
im Altenheim Ita von Poppenburg. Fröhlich winkten sie dem Umzug zu und bewiesen, dass Alter für die Fasnet wahrhaftig keine Rolle spielt.

Das gilt auch für die Alten Herren des FC Horb, die im vergangenen Jahr noch die siebziger Jahre hatten hochleben lassen. Am Montag präsentierten sie sich in stolzer Wikingermontur. Dabei animierten sie die Schaulustigen zum berüchtigten „Huh“-Klatschen, das seit den Glanztaten der isländischen Fußballmannschaft weltberühmt ist und nun auch seine Runden durch die Horber Gassen machte.

Diese befuhren auch allerlei seltsame Gefährte, die den TÜV wohl nicht überstehen würden. Farbenfroh verzierte Fahrräder und mit Boxen beladene Bikes drehten düsend ihre Runden inmitten des Zugs – verantwortlich dafür waren die „Mohopser Göttelfingen“.

Nahezu fehlerfrei und dabei stets unterhaltsam begleiteten die Umzugssprecher Joachim Lipp, Stefan Blank und Alex Guth die Festivitäten. Letzterer stachelte den im Schneetreiben tapfer vor sich hin belichtenden Fotografen Karl-Heinz „Charly“ Kuball ein ums andere Mal mit kecken
Sprüchen an.

Auch manch eine Hexenpyramide wäre vermutlich ohne einen zusätzlichen Motivationsschub aus den Lautsprechern weniger erfolgreich aufgebaut worden. Das Publikum jedenfalls applaudierte auch den teils bedenklich wackelnden Aufstellungen großzügig.

Geklatscht, geschunkelt und gelacht wurde dieses Jahr auch in einem neuen Partyzelt in der Neckarstraße, in welchem bis in den Abend ein buntes Potpourri an tanzbarer Musik lief. Direkt gegenüber hieß der Bäcker Saur Narren willkommen, die sich nach erfolgreichem Umzug mit einem frischen Kaffee belohnen wollten. Auch der nahegelegene Flößerwasen lud am Nachmittag noch zu geselligem Beisammensein ein, denn das Ende des Umzugs bedeutete freilich noch lange nicht das Ende der Feierlaune.

Jeder hat sein Päckchen zu tragen.Bilder: Kuball

Jeder hat sein Päckchen zu tragen.Bilder: Kuball

Horber Hexen halten sich bereit. Zum Sturm, zur Pyramide, zum Schabernack? Wenn man das vorher immer so genau wüsste, wäre die ganze Fasnetsüberraschung nur halb so groß.

Horber Hexen halten sich bereit. Zum Sturm, zur Pyramide, zum Schabernack? Wenn man das vorher immer so genau wüsste, wäre die ganze Fasnetsüberraschung nur halb so groß.

Tolle Turmschurken tummeln sich um ein Opfer. Solche und ähnliche Scherze mit Konfetti, Hopfen, Tannenbaumnetzen und dergleichen durften ausgewählte Besucher über sich ergehen lassen.

Tolle Turmschurken tummeln sich um ein Opfer. Solche und ähnliche Scherze mit Konfetti, Hopfen, Tannenbaumnetzen und dergleichen durften ausgewählte Besucher über sich ergehen lassen.