Handball-WM

„Natürlich ist mehr Druck da“

Rückraumspieler Kai Häfner spricht über seine neue Rolle im Nationalteam und darüber, was sich durch den EM-Titel verändert hat.

17.01.2017

Von SEBASTIAN SCHMID

Torjäger aus Württemberg in Diensten der deutschen Handballauswahl: der in Schwäbisch Gmünd geborene Kai Häfner. Foto: dpa

Torjäger aus Württemberg in Diensten der deutschen Handballauswahl: der in Schwäbisch Gmünd geborene Kai Häfner. Foto: dpa

Rouen. Kai Häfner hat ein unglaubliches Jahr 2016 hinter sich. Im Januar wurde er während des Turniers für die EM nachnominiert, warf Deutschland mit dem entscheidenden Treffer gegen Norwegen (34:33 n. V.) erst ins Finale und dort mit sieben Tore gegen Spanien (24:17) zum Titel. Im Juli folgte die Hochzeit mit Freundin Saskia, anschließend gewann der 27-Jährige bei Olympia Bronze. Bei der WM in Frankreich ist der gebürtige Schwäbisch Gmünder der einzige Linkshänder im Rückraum von Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Ein steiler Aufstieg für den Spieler, der bereits für Bittenfeld, Göppingen und Balingen gespielt hat.

Herr Häfner, gegen Chile gab es einen lockeren 35:14-Erfolg, jetzt folgen die Spiele gegen Saudi-Arabien und Weißrussland. Die Gegner werden nicht schwieriger.

Kai Häfner: Ja. Trotzdem heißt es konzentriert an die Aufgabe herangehen, die Sache ernst nehmen und genauso souverän zu Ende spielen wie gegen Chile. Dann wartet mit dem letzten Spiel gegen Kroatien ein Finale um den Gruppensieg.

Sie sind momentan der einzige Linkshänder im Rückraum, also quasi unentbehrlich. Vor einem Jahr bei der EM waren Sie Nachrücker. Überrascht es Sie manchmal noch, wie schnell der Aufstieg ging?

Nein. Ich versuche einfach, das zu genießen. Es ist jetzt meine erste WM, und die macht einfach Spaß.

Sie spielen nun eine wichtigere Rolle im Nationalteam. Macht sich das bemerkbar?

Bei Olympia hatte ich auch schon eine andere Rolle wie bei der EM, von daher ist das ähnlich wie im Sommer. Es macht auf jeden Fall Spaß, mit der Truppe zu spielen und so große Ereignisse sind immer etwas Besonderes.

Bei der EM war Deutschland Außenseiter. Als Europameister gehört man nun zu den Favoriten. Wie gehen die Spieler damit um?

Bei Olympia haben wir auch schon zum Favoritenkreis gezählt. Natürlich ist jetzt ein bisschen mehr Druck da, aber wir gehen damit gut um. Wir werden anders wahrgenommen, aber das ist doch etwas Schönes.

Ihr Vertrag beim TSV Hannover/Burgdorf läuft aus, zuletzt wurden Sie mit den Rhein-Neckar Löwen in Verbindung gebracht. Woran scheiterte der Wechsel?

Ich habe ja noch bis 2018 Vertrag, von daher bin ich ja auf jeden Fall noch eineinhalb Jahre in Hannover/Burgdorf.

Danach wäre ein Wechsel zu einem Champions-League-Klub der nächste Schritt.

Ja, das liegt nahe. Aber ich mache mir da keinen Kopf. Ich fühle mich in Hannover sehr wohl und bin jetzt hier bei der WM, obwohl ich nicht Champions League spiele. Ich kann auch in Hannover die nötige Spielpraxis sammeln. Die Bundesliga ist ein hartes Brot, um sich für das Nationalteam zu empfehlen.

Ist es vielleicht gar nicht schlecht, nicht international zu spielen, um dann frischer zum Nationalteam zu kommen?

Ich weiß nicht. Champions-League-Spiele sind natürlich etwas tolles, da misst Du dich mit den besten Teams Europas. Aber bei mir ist es gerade anders – und ich bin trotzdem zufrieden. Danach muss man sehen, was passiert.

Wie hat sich ihr Privatleben durch die Erfolge verändert?

Handball wird anders wahrgenommen. So viele Leute haben mich gefragt, wann die WM genau losgeht oder wo man sie anschauen kann. Viele Leute wollen das jetzt mitverfolgen, die haben da Feuer gefangen. Ich persönlich werde schon etwas mehr erkannt, aber das Gute an Hannover ist, dass die Fußballer uns da viel abnehmen und die Handballer noch unter dem Radar fliegen.

Werden Sie nur in Hannover oder auch außerhalb mehr erkannt?

Es hat sich insgesamt geändert. So viele Autogramme wie ich jetzt in fremden Hallen schreibe, habe ich davor noch nie gegeben. Das ist schon ein großer Unterschied, aber ein schöner. In meiner Heimat Schwäbisch Gmünd ist es auch nochmal was anderes, da kennt mich ja jetzt fast jeder.

Das Teamhotel in Rouen ist sehr abgeschieden. Was machen Sie, wenn Sie nicht in der Halle stehen?

An unserem freien Tag sind wir mit der Mannschaft in der Stadt gewesen und abends Essen gegangen. Alles ganz ruhig und entspannt – die nächsten Tage werden anstrengend.

Und hier im Hotel?

Da kannst Du nicht so viel machen. Du suchst dir eine Serie aus, die Du mit deinem Zimmerkollegen anschaust. Ansonsten haben wir eine Dartscheibe. Die restliche Zeit liegt man viel im Bett und versucht sich auszuruhen.

Zum Artikel

Erstellt:
17.01.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 10sec
zuletzt aktualisiert: 17.01.2017, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Prost Mahlzeit
Sie interessieren sich für gutes und gesundes Essen und Trinken in den Regionen Neckar-Alb und Nordschwarzwald? Sie wollen immer über regionale Gastronomie und lokale Produzenten informiert sein? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Prost Mahlzeit!