Flächenverbrauch

Neokolonialismus

Die Diskussion über den Flächenverbrauch in Tübingen geht weiter.

07.04.2016

Von Manuel Haus, Tübingen

Offensichtlich gibt es eine weitere „unbequeme Wahrheit”, die so unbequem ist, dass sie aller Orten verleugnet wird: Die Erde ist ein geometrisches Objekt, dessen Oberfläche definitiv nicht vergrößerbar ist.

Daher ist es ganz egal, ob Tübingen weiter wachsen will, oder nicht, ob es attraktiv ist, oder ob Leute aus welchen Gründen auch immer, nach Tübingen ziehen wollen. Es macht auch prinzipiell keinen Unterschied, ob nun weitere Flächen mit Firmen- oder Wohnhäusern oder auch Straßen hier oder anderswo überbaut werden.

Fakt bleibt: Wir leben schon seit langem einen Neokolonialismus. Pro Kopf bietet die Erdoberfläche 20 Ar urbaren Landes. Für unseren Lebensstil nutzen wir aber 30 Ar. Also nehmen wir pro Kopf 10 Ar anderen Leuten weg, die diese eigentlich für ihre eigenen Bedürfnisse brauchen. Und selber bauen wir unser eigenes Land weiter zu: In Deutschland jedes Jahr eine Fläche, die die BewohnerInnen von Tübingen ernähren könnte. Die ernähren sich dann halt von anderer Leute Land. Die können sich ja nicht wehren. Oder kommen die jetzt als Flüchtlinge zu uns ?

Es gab einmal ein schönes Motto: „Global denken, lokal handeln". Das ist offenbar völlig in Vergessenheit geraten. Das realistische Szenario ist doch, dass keine neuen Flächen mehr für Bautätigkeiten zur Verfügung stehen. Egal, wer alles noch was will.