Reutlingen · Stellenabbau

850 statt 500 Stellen weniger? Neue Aufregung bei Bosch

IG Metall befürchtet mehr Stellenverluste als die 500 angekündigten Streichungen. Die Bereichsleitung widerspricht.

12.12.2019

Von Thomas de Marco

Düstere Zeiten bei Bosch in Reutlingen. Bild: Jonas Bleeser

Düstere Zeiten bei Bosch in Reutlingen. Bild: Jonas Bleeser

„Die angekündigten 500 Stellen beinhalten nicht die Fluktuation, die jährlich am Standort 50 bis 100 Menschen betreffen, sondern kommen on top dazu“, erklärte die regionale IG-Metall-Chefin Tanja Silvana Grzesch nach mehreren Betriebsversammlungen bei Bosch am Donnerstag. „Somit steigert sich die Zahl von 500 auf 650, im schlimmsten Fall sogar auf 800 Stellen bis Ende 2022, was für den Standort einen fast zehnprozentigen Abbau bedeuten würde.“

Dieser Sichtweise widerspricht eine Sprecherin des Unternehmens am Standort Reutlingen auf TAGBLATT-Nachfrage: „Diese Zahlen wurden so nicht genannt. Es bleibt bei den 500.“ Ohnehin habe es sich um turnusmäßige Betriebsversammlungen mit den verschiedenen Schichten gehandelt. Alles andere sei „hochstilisiert“. Es könne durchaus Stellen geben, die nicht nachbesetzt würden, weil sie nicht mehr benötigt würden, sagt die Sprecherin.

Bosch begründet den Abbau mit dem strukturellen Wandel, der schneller komme als gedacht. „Aber wer soll die Arbeit hier am Standort weiter machen?“, fragt der Betriebsratsvorsitzende Daniel Müller. „Wir haben keinen Beschäftigten zu viel.“ Bereichsvorstand Andreas Fischer habe angekündigt, zum Abbau der 500 Stellen gebe es keine Alternative, er solle aber sozialverträglich erfolgen. Jedoch sei klar geworden, dass nicht jeder gehen könne, der möchte, betont Müller. Wolle jemand freiwillig mit Abfindung gehen, entscheide der Arbeitgeber, ob das möglich sei.

Die Bosch-Sprecherin, die nicht namentlich genannt werden will, bestätigt dies: Beide Seiten müssten zustimmen. Werde ein Ingenieur bei Bosch gebraucht, werde ihm auch keine Abfindung angeboten. Andrerseits werde niemand entlassen, der den Betrieb nicht verlassen wolle, sagt die Sprecherin. Thorsten Dietter, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, kündigt derweil nach den Betriebsversammlungen an: „Wenn auch nur ein Hauch von Druck auf Beschäftigte ausgeübt wird, üben wir mit der IG Metall noch größeren Druck aus!“

„Wir wollen keinen Druck aufbauen, sondern alles in konstruktiven Gesprächen lösen“, sagt dazu die Bosch-Sprecherin. Sie habe ohnehin bei den Versammlungen den Eindruck gewonnen, die Belegschaft gehe „verständnisvoll“ mit dem Thema um.

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Erstellt:
12.12.2019, 17:23 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 12.12.2019, 17:23 Uhr

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