Freudenstadt · Bildung

Neugierde auf Physik geweckt

KIT-Studienbotschafterinnen besuchten Kepler-Gymnasium.

01.02.2023

Von NC

Matthias Schäfer regelt unter Anleitung von Michelle Gensmann den Photomultiplier, mit dem Photonen nachgewiesen werden, die von Myomen erzeugt werden. Bild: Kepler-Gymnasium Freudenstadt

Matthias Schäfer regelt unter Anleitung von Michelle Gensmann den Photomultiplier, mit dem Photonen nachgewiesen werden, die von Myomen erzeugt werden. Bild: Kepler-Gymnasium Freudenstadt

Es ist eine unendliche Geschichte: Die Naturwissenschaft Physik war stets von Männern dominiert und ist es auch heute noch. Daran ändert sich scheinbar nichts. Ist das ein Naturgesetz oder lässt sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern?

„Im Unterrichtsalltag brauchen sich Mädchen im Fach Physik keineswegs hinter ihren männlichen Mitschülern verstecken. Viele Mädchen, die im Fach Physik durch gute und sehr gute Leistungen auffallen, trauen sich aber nicht, das Fach in der Kursstufe zu belegen und wählen es dann ab. Jungs sind allgemein weniger ängstlich und trauen sich in der klassischen „Männerdomäne“ Physik einfach mehr zu“, so Albrecht Ortmann, Physiklehrer am Kepler-Gymnasium Freudenstadt.

Um den Ängsten und Bedenken der weiblichen Schülerschaft zu begegnen, und um den Anteil weiblicher Studenten in der Physik zu erhöhen, bietet die Universität Karlsruhe, das KIT (Karlsruher Institut für Technologie) nun schon seit einigen Jahren das Studienbotschafterinnen-Programm an. Im Rahmen dieses Programms kommen Physik-Studentinnen an die Schulen und halten Vorträge mit interessanten Experimenten aus ihrem Fach, stellen ihr Studium und ihre Universität vor und beantworten Fragen der Schülerinnen und Schüler.

Motivierende Beispiele

So kamen auf Einladung der Schule wieder zwei Physik-Studentinnen des KIT für jeweils drei Doppelstunden ans Kepler-Gymnasium Freudenstadt.

Luisa Rank hielt ihren Vortrag „Im Dunkeln sehen – ein Blick mit den Augen der Wärmebildkamera und was dahinter steckt“ in den Klassen 9c, 9d und 10a. Michelle Gensmanns Vortrag „Boten aus dem All“ richtetet sich an Oberstufenschüler. In dessen Genuss kamen dieses Mal die 11b, der Leistungskurs und der Basisfachkurs Physik der Jahrgangsstufe 2.

In ihren Vorträgen ging es den beiden Studentinnen ganz klar zuerst darum, Ängste abzubauen und zu motivieren, ihrem Beispiel zu folgen.

Michelle Gensmann wird oft gefragt, erzählte sie, warum sie Physik studiert. Und in einem Nebensatz werde dann gleich hinterhergeschoben „… das habe ich in der Oberstufe sofort abgewählt.“ Ein Grund für die Entscheidung für dieses Studium sei, dass sie schon immer neugierig gewesen sei, und wenn man Physik studiert, bekomme man später sogar Geld dafür. Ihr habe am Anfang mal jemand gesagt: „Wenn man Physik studiert, dann wird man umprogrammiert.“ Tatsächlich lerne man, seine Umwelt zu analysieren und sich schnell und selbstständig komplexe Themen zu erarbeiten, eine Fähigkeit, die überall sehr gefragt ist.

Rosige Perspektiven

Auch Luisa Rank wollte zuerst versuchen zu erklären, wieso sie sich in die Physik „verirrt“ habe. Es habe sie schon immer interessiert, wie die Dinge funktionieren, warum sie funktionieren. Sie habe durchaus Angst vor dem Studium gehabt, wollte es zumindest ausprobieren, mit der Bereitschaft, es abzubrechen, wenn es sich als die falsche Entscheidung herausstellen sollte. Sie ist aber dabei geblieben, hat es nicht bereut und steht nun kurz vor ihrem Master-Abschluss.

Nach der Vorstellung der Inhalte eines Physikstudiums wurden auch die vielfältigen Berufsperspektiven nach dem Studium aufgezeigt. Und die sind seit geraumer Zeit rosig, Physiker werden überall gesucht.

In einem Experimente wies Michelle Gensmann in einer gewöhnlichen Thermoskanne Myomen nach. Das sind vereinfacht gesagt fette Elektronen mit sehr kurzer Lebensdauer, die aus dem Weltall auf die Erde regnen und nur deshalb hier ankommen, weil laut Einsteins Relativitätstheorie für sie die Uhr anders ticke.

Luisa Rank hatte eine Wärmebildkamera mitgebracht und mit Schülerbeteiligung einige faszinierende Experiment vorgeführt. Mit einer Wärmebildkamera ist beispielsweise zu sehen, dass die Bewegungsenergie eines herabfallenden Steins beim Aufprall auf den Boden in Wärmeenergie umgewandelt wird, denn der Ort des Aufschlags erwärmt sich sichtbar.

Und eine durchsichtige Plexiglasscheibe lässt die Wärmestrahlung aufgrund der spiegelnden Oberfläche nicht durch, während ein undurchsichtiger Müllsack die Infrarotstrahlen fast ungehindert hindurch lässt.

Die Schülerinnen und Schüler waren während der jeweils 90 Minuten mit voller Aufmerksamkeit dabei, geschlechtsunabhängig. Die Hoffnung, dass die Frauenquote bei den Physikstudentinnen in naher Zukunft zunehmen könnte, scheint berechtigt.

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Erstellt:
01.02.2023, 16:32 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 58sec
zuletzt aktualisiert: 01.02.2023, 16:32 Uhr

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