Tübingen

Nicht außerhalb

Ein Plädoyer für Oberstufen an Gemeinschaftsschulen.

04.04.2017

Von Evelyn Ellwart, Tübingen

Meine Tochter geht in die achte Klasse der Gemeinschaftsschule West. In den Jahren, in denen ich sie dabei begleitet habe, ist mir bewusst geworden, wie sehr sich diese Schulform von der auch mir gewohnten unterscheidet. Es ist nicht einfach nur eine Schule wie Hauptschule, Realschule oder Gymnasium mit einer anderen Bezeichnung!

Sondern es handelt sich um ganz neue Form von Schule: Die Kinder werden von Anfang an variabel unterrichtet. Das heißt: Schwierigkeitsstufen zur Auswahl, Kinder üben Selbsteinschätzung, vergleichen mit der Fremdeinschätzung der Lehrer/innen. Die Schule gibt einen Rahmen, in dem Kinder mit unterschiedlichsten Voraussetzungen ihren Platz finden: von den intellektuell herausfordernden Kindern, den verträumten, motorisch unruhigen, bedächtigen, sozial aufgeweckten bis hin zu den verschlossenen Kindern. Die Kinder werden nicht einem Tempo konform gemacht, sondern entwickeln nebeneinander ihr eigenes Tempo und ihre eigenen Fähigkeiten. Schule wird hier zu einem Ort, wo nicht die gleichen sich nur unter gleichen aufhalten, sondern wo Unterschiedlichkeit ausgehalten und genutzt wird. Ein Lernort für die ganze Welt! Ohne Oberstufe funktioniert das neue Modell aber nicht. Die Kinder auszusondern, die gerne geistig anspruchsvoller arbeiten und ihre kognitiven Fähigkeiten weiter entwickeln können, wäre die Wiederherstellung der Zweiklassengesellschaft und ein Verrat an der Grundidee. Das Modell der Vielfalt braucht eine eigene Oberstufe im System und nicht außerhalb!

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Erstellt:
04.04.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 41sec
zuletzt aktualisiert: 04.04.2017, 01:00 Uhr

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