Leichtathletik

Nicht nur Reagenzgläser waschen

Elena Burkard steht vor ihrem letzen Semester in Kalifornien. Eine Rückkehr nach Deutschland ist wahrscheinlich. Doch bis dahin hat sie große Pläne.

10.01.2017

Von Sascha Eggebrecht

War sowohl beim Dornstetter Adventslauf als auch beim Silvesterlauf in Fluorn-Winzeln nicht zu schlagen: die Läuferin Elena Burkard von der LG Farbtex Nordschwarzwald. Bild: Ulmer

War sowohl beim Dornstetter Adventslauf als auch beim Silvesterlauf in Fluorn-Winzeln nicht zu schlagen: die Läuferin Elena Burkard von der LG Farbtex Nordschwarzwald. Bild: Ulmer

Wenn sich Elena Burkard morgen wieder auf dem Rückflug nach San Francisco befindet, dann hat die 24-Jährige auch Zeit, über ihre Zukunft nachzudenken. Denn nach fünf Jahren wird ihr Studium der Chemie in Übersee beendet sein. „Die Wahrscheinlichkeit, dass ich in Kalifornien bleibe, ist sehr gering“, sagt sie. Die Läuferin weiß aber auch, dass sie mit einem Bachelor-Abschluss in Chemie nicht weit kommen wird. „Da ich im Leben nicht nur Reagenzgläser waschen möchte, muss ich noch einen Master nachlegen.“ Doch dies sei in San Francisco schwierig, weil die Studiengebühren zu hoch seien. „Im Moment habe ich ja ein Stipendium, aber dies wird im Sommer auslaufen, ab dann müsste ich für alles selbst aufkommen“, erklärt Elena Burkard.

Daher hat die Athletin auch schon einen Plan B in der Schublade liegen. „Nach meiner Rückkehr werde ich wohl in Karlsruhe oder in Helsinki weiter studieren“, sagt sie. Am liebsten würde sie natürlich nach Finnland gehen, aber da gibt es schon wieder ein kleines Problem: Nur 15 Studenten werden dort für ihren Studiengang zugelassen. „Sicherlich wäre es ein Traum, dort studieren zu können, ich werde auch alles versuchen, um dort einen Platz zu kriegen. Aber, ich lebe auch nicht in einer Traumwelt.“ Und sie lebt auch nicht in der Zukunft, sondern in der Gegenwart und da verfolgt
die ehrgeizige Läuferin noch große Ziele. „Allen voran will ich mich für die National-Championships qualifizieren“, betont Elena Burkard. Ein ambitioniertes Vorhaben, denn bis jetzt hat die 24-Jährige den Sprung unter die zwölf besten Läuferinnen über 1500 Meter noch nie geschafft. „Da es nun meine letzte Chance ist, möchte ich dieses Ziel unbedingt erreichen.

Trotz des hohen Ziels wird die Baiersbronnerin ihren Körper aber nicht überbelasten. „Ich hatte in den vergangenen Jahren schon viele Ermüdungsbrüche, weil ich nicht auf meinen Körper gehört habe. Dies ist nun vorbei.“ Eigentlich würde sie auch viel lieber über die 5000-Meter-Strecke starten, aber dies macht derzeit ihr Körper nicht mit. Um zu den zwölf besten College-Läuferinnen im Land zu gehören, muss sie vorher bei der Regionalmeisterschaft einen vorderen Platz erreichen. „Ich werde komplett auf die Hallenrunde verzichten. In Kalifornien muss ich ja auch nicht unbedingt in der Halle laufen“, sagt sie. In den kommenden Wochen steht zunächst ein Grundlagenausdauer-Training auf dem Programm. Danach wird es auf die Bahn gehen – Tempoläufe. „Und dann werden wir sehen, ob es für die Nationals reichen wird.“

Auf jeden Fall wird Burkard topfit zur deutschen Meisterschaft im Juli in Erfurt erscheinen. Sollte sie über die 1500-Meter-Strecke starten, peilt sie schon eine Zeit von 4:12 Minuten an. „Über die 5000 Meter wäre ich mit einer Zeit unter 16 Minuten zufrieden“, sagt sie. Und sollte in der harten Vorbereitungszeit doch mal das ein oder andere Wehwehchen auftreten, wäre die Athletin in guten Händen. „Das ist wirklich der reine Wahnsinn hier an der Universität in San Francisco. Wir haben ein eigenes Physiotherapeuten-Team ganz für uns Läufer allein“, sagt sie und wird nicht nur dieses Team bald vermissen. „Ich will es noch gar nicht wahrhaben, dass die schöne Zeit in Kalifornien bald vorbei ist.“

Im Flugzeug wird sie aber auch dafür Zeit haben, um sich ihrer neuen Lage bewusst zu werden.