Bildung

Niemand darf krank werden

Zum zweiten Mal untersuchte das Kultusministerium den Unterrichtsausfall im Land. Die Horber Schulen liegen demnach im guten Mittelfeld.

17.01.2019

Von Philipp Koebnik

Eitel Sonnenschein? Im Landesschnitt fiel an den Grundschulen (hier ein älteres Bild aus Altheim) am wenigsten Unterricht aus. Bild: Karl-Heinz Kuball

Eitel Sonnenschein? Im Landesschnitt fiel an den Grundschulen (hier ein älteres Bild aus Altheim) am wenigsten Unterricht aus. Bild: Karl-Heinz Kuball

Das Kultusministerium hat vom 12. bis 16. November zum zweiten Mal den Unterrichtsausfall an allen öffentlichen Schulen in Baden-Württemberg erhoben. Die Rückmeldequote der rund 4500 Schulen im Land lag laut Ministerium erneut bei 100 Prozent. Über alle Schularten hinweg belief sich der Unterrichtsausfall bei der zweiten Vollerhebung demnach auf 3,6 Prozent aller Stunden des Pflichtunterrichts. Die häufigsten Gründe für die Abwesenheit von Lehrern waren Krankheit (53,4 Prozent) und Fortbildungen (16,7 Prozent). Rund 60 Prozent der Stunden konnten durch Kollegen vertreten werden.

Die beruflichen Schulen im Land haben mit 6,2 Prozent den höchsten Unterrichtsausfall zu verzeichnen. Laut der Stichprobe vom November steht die Gewerbliche und Hauswirtschaftliche Schule in Horb deutlich besser da: Hier fielen nur 2,24 Prozent des Unterrichts aus, berichtete Schulleiter Jochen Lindner der SÜDWEST PRESSE. „Das macht mich auch ein bisschen stolz“, sagte er. Es zeige außerdem, wie engagiert die Lehrer an seiner Schule seien. Denn von den 48 überwiegend krankheitsbedingt ausgefallenen Unterrichtsstunden in jener Novemberwoche konnten 19 „abgepuffert“ werden: Elf Stunden durch die Zusammenlegung von Gruppen, acht Stunden durch Mehrarbeit von Kollegen. Übrig blieben 29 Stunden, die nicht gehalten werden konnten – das entspricht den genannten 2,24 Prozent. „Wir strecken uns jeden Tag an die Decke, damit es gut läuft“, betonte der Schulleiter.

Nicht überall gibt’s Vertretungen

Die zweithöchste Ausfallquote im Land hatten die Gymnasien mit 4,9 Prozent. Minimal darunter lag das Horber Martin-Gerbert-Gymnasium mit 4,8 Prozent, so Schulleiter Georg Neumann gegenüber unserer Zeitung. Allerdings: Im Unterschied zu anderen Schularten (mit Ausnahme der beruflichen Schulen) gebe es an den Gymnasien keine eigenen Krankheitsvertretungen. Begründet werde das damit, dass die Schüler an Gymnasien tendenziell älter seien und weniger Aufsicht benötigten. Neumann findet den Zustand gleichwohl „nicht nachvollziehbar“. Mit Blick auf die Politik sagte er, eigene Vertretungslehrer seien „wünschenswert“.

Um die Schüler dennoch betreuen zu können, sei jeder Lehrer verpflichtet, drei unbezahlte Überstunden pro Monat zu leisten. So schaffe man es, dass regelmäßig Fachlehrer einspringen. Oder die Schüler bekommen einen Arbeitsauftrag, den sie unter Aufsicht eines Lehrers eines anderen Fachs erfüllen. Darüber hinaus gibt es eine Lese- und Spielkiste zur Beschäftigung. Sofern möglich, ziehe man den Nachmittagsunterricht vor, damit die Schüler nicht zwischendurch, am Vormittag, frei haben.

Die Pestalozzischule Horb ist ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Jedoch wurde der Unterrichtsausfall dort nicht erhoben, sagte Schulleiterin Angelika Pavlicek. An ihrer Schule sei die Lage derzeit entspannter als im vergangenen Frühjahr – weil es weniger Krankheitsfälle gibt. Grundsätzlich sei der Lehrermangel aber ein großes Problem.

Über null ausgefallene Stunden in der betreffenden Novemberwoche kann sich die Roßbergschule Horb freuen. Sämtliche 24 Stunden, bei denen der Fachlehrer nicht anwesend war, konnten vertreten werden – vor allem, indem andere Lehrer den Unterricht übernahmen. „Es läuft relativ gut“, sagte Schulleiter Joachim Straub. Indes gehen im nächsten Jahr zwei Lehrer in den Ruhestand. Wie es dann weitergehe, sei nicht gesichert.

„Ich wünsche mir eine bessere Ausstattung mit Lehrer-Wochenstunden“, sagte Götz Peter, Rektor der Horber Gemeinschaftsschule. An seiner Schule betrug der Ausfall rund 5 Prozent, lag also etwa doppelt so hoch wie im Landesschnitt. Damit möglichst wenige Stunden ausfallen, leisteten die Kollegen Mehrarbeit. Denn die Zusammenlegung großer Klassen sei „pädagogisch fragwürdig“. Als Ganztagsschule könne man indes nur Kinder nach Hause schicken, deren Eltern einverstanden seien. Die Zahl der Lehrer sei knapp bemessen, betonte Peter: „Eigentlich darf niemand krank werden.“

Der meiste Unterricht fällt an beruflichen Schulen aus

Den geringsten Unterrichtsausfall gab es laut Ministerium mit 1,0 Prozent an den Grundschulen, gefolgt von den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren mit Förderschwerpunkt Lernen mit 1,8 Prozent. Bei den Gemeinschaftsschulen lag der Unterrichtsausfall bei 2,5 Prozent und bei den Haupt- und Werkrealschulen bei 3,0 Prozent. Die beruflichen Schulen verzeichnen mit 6,2 Prozent den höchsten Unterrichtsausfall. Ihnen folgen die allgemein bildenden Gymnasien mit 4,9 Prozent und die Realschulen mit 3,9 Prozent. Die Abwesenheitsquote (Anteil des von den vorgesehenen Lehrern nicht erteilten Pflichtunterrichts) der Lehrkräfte betrug über alle Schularten hinweg 9,1 Prozent.

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Erstellt:
17.01.2019, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 17.01.2019, 01:00 Uhr

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