Horb · Fußball-Verbandsliga

Nils Schuon - der Königstransfer

Vom VfL Nagold kommt auch noch der frühere Kapitän des Regionalligisten TSG Balingen zum FC Holzhausen. Der 29-Jährige ist vom „Holzhauser Konzept“ überzeugt und bringt reichlich Erfahrung mit.

30.04.2021

Von Jürgen A. Klemenz

Gehen künftig gemeinsame Wege: FC-Vorstand Emanuele Ingrao (links) und Nils Schuon.Bild: Jürgen A. Klemenz

Gehen künftig gemeinsame Wege: FC-Vorstand Emanuele Ingrao (links) und Nils Schuon.Bild: Jürgen A. Klemenz

Nach Marcel Sieber vom VfB Bösingen und Furkan Sari vom FC 08 Villingen II (wir berichteten) stellte der FC Holzhausen in Nils Schuon am Freitag seinen dritten Neuzugang binnen einer Woche vor. Und der Neue ist zweifelsohne der Königstransfer des Verbandsligisten für die neue Saison. Denn der 29-Jährige bringt reichlich Erfahrung aus der Landes-, Verbands-, Ober- und Regionalliga mit. Deshalb ist es auch verständlich, dass FC-Sportvorstand Emanule Ingrao bei der Präsentation seines künftigen Führungsspielers sichtlich stolz war.

Nach Pascal Reinhardt als neuen Trainer, ebenfalls vom VfL Nagold (wir berichteten), nun also der nächste Nagolder: „Die Verpflichtung lief unabhängig von der von Pascal Reinhardt ab“, sagt Ingrao, und Nils Schuon pflichtet ihm bei. „Wir sind schon seit Februar im Gespräch gewesen, nachdem wir auch schon vor einem Jahr Kontakt hatten. Aber damals hab ich mich entschieden, zum VfL Nagold zurückzukehren.“

Nils Schuon trug schon zu A-Jugendzeiten das Trikot des VfL Nagold unter dem legendären und viel zu früh verstorbenen Trainer Walter Baur. Nach der Jugend wechselte er in die Verbandsliga-Elf des VfL, spielte nach dem Abstieg in der Landesliga und in seinem letzten Jahr in Nagold noch einmal Verbandsliga, ehe er dann eine neue Herausforderung beim damaligen Oberligisten TSG Balingen suchte. Allerdings hatte er in seiner ersten Saison gleich Riesenpech, denn am achten Spieltag zog er sich in Ravensburg einen Schien- und Wadenbeinbruch zu, der ihn zu einer monatelangen Pause zwang. „Dabei hatte ich bei diesem Pech noch Riesenglück, denn beim Spiel war zufällig der Chefarzt der Unfallchirurgie als Zuschauer da und hat sich sofort um mich gekümmert“, erinnert sich Schuon an die bisher einzig schwere Verletzung in einer Karriere.

Leistungsträger im Mittelfeld

Aber der damals 22-Jährige entpuppte sich als Kämpfer, arbeitete hart und schaffte wieder den Sprung in die erste Mannschaft. Vor drei Jahren stieg er mit den Balingern in die Regionalliga auf, war Leistungsträger im Mittelfeld, wurde Stellvertreter von Mannschaftskapitän Manuel Pflumm und nach dessen Wechsel nach Rangendingen zu Beginn der letzten Saison dann Kapitän der TSG. Vor einem Jahr dann die in Nagold groß zelebrierte Rückkehr mit der öffentlichen Unterschrift im Beisein von gleich einen halben Dutzend Funktionären des VfL. Kein Wunder, dass die Enttäuschung über Schuons Wechsel nach nur elf Spielen beim VfL jetzt riesengroß ist (siehe unten), wollte man um ihn doch eine Mannschaft aufbauen, die in die Verbandsliga aufsteigt. „Keine Mannschaft der Welt ist glücklich, wenn sie einen Führungsspieler verliert. Aber jeder muss nach sich selbst schauen“, sagt Emanuele Ingrao, und erinnert daran, dass er mit Schuon immer in Kontakt war, auch wenn vor einem Jahr der Wechsel nicht geklappt hat.

„Ich hatte sechs erfolgreiche Jahre in Balingen, aber für mich ist der Aufwand zusätzlich zum Beruf jetzt einfach zu groß“, begründet Schuon vor einem Jahr seinen Abgang aus Balingen. Der 29-Jährige stammt ursprünglich aus Haiterbach, wohnt in Wurmlingen bei Rottenburg und arbeitet in Stuttgart-Feuerbach in einer Agentur als Strategie- und Kommunikationsberater. Schuon räumt ein, dass er indirekt durch Corona nach einem Jahr in Nagold nun nach Holzhausen gekommen ist. „Ich bin damals nach Nagold gegangen, weil wir den sofortigen Aufstieg in die Verbandsliga angestrebt haben. Wir waren in Nagold auf einem guten Weg dahin, aber durch Corona wurde bekanntlich nicht daraus. Nun stand ich vor der Entscheidung, nochmal ein Jahr Landesliga zu spielen oder zu wechseln. Ich werde bald 30, also habe ich mich für die Verbandsliga entschieden. Ich habe mir die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht und sie hat mich viele schlaflose Nächte gekostet. Aber noch einmal ein Jahr warten, das war keine Option für mich“, begründet Schuon seinen Wechsel. „Natürlich weiß ich, dass ich beim VfL damit keinen Begeisterungssturm ausgelöst habe.“

„Standards sind meine Stärke“

Schuon sagt weiter: „Das Holzhauser Konzept hat mich überzeugt. Der FC gibt jungen Spielern aus der Region eine Chance. Ich bin ein alter Hase und habe ein paar Erfahrungen gesammelt, die ich den jungen Spielern weitergeben kann. Ich sehe mich als Spieler, der vorangehen möchte.“ Auf die Frage nach seinen Stärken antwortet Schuon ohne zu zögern: „Standards wie Eckball und Freistöße“ (und Elfmeter), „Ruhe und Übersicht am Ball.“ Der Neue sieht seine Position im Mittelfeld: „Am liebsten auf der Sechs, früher hab ich aber auch auf der Zehn oder der Acht gespielt, im Laufe der Jahre ging’s immer weiter nach hinten. Hauptsache, ich werde nicht als Innenverteidiger aufgestellt“, meinte Schuon schmunzelnd.

Holzhausens Sportvorstand nahm ihm diese Sorge sofort: „Wir haben mit Nils einen klaren Plan. Er solle auf der Position spielen, auf der er sich am wohlsten fühlt, und ich denke, das ist in der Zentrale. Auf dieser Position kann er die Mannschaft noch weiter verstärken.“ Sichtlich zufrieden sagt Ingrao: „Ich bin überglücklich, Nils geholt zu haben. Er war der absolute Wunschspieler und wir sind froh und stolz, dass so ein Spieler zu uns kommt. „ Und dass Schuon bald 30 wird, kommentiert Ingrao so: „Man kann nicht nur auf junge Spieler setzen. Man braucht auch Führungsspieler, und Nils ist einer.“

Nils Schuon freute sich schon auf das erste Training mit den neuen Kollegen, von denen er übrigens allein zehn Spieler aus gemeinsamen Balinger Zeiten kennt. Wenn’s nach ihm geht, könnte die neue Runde gleich morgen beginnen. „Während der Coronapause hab ich sehr, sehr viel gemacht. Joggen, Fahrradfahren, Krafttraining, ich bin gerade fitter als jemals zuvor. Ich könnte mich schon morgen voll reinhauen, und das erwarte ich auch von meinen künftigen Mitspielern.“

Alles andere als Begeisterung löste es beim VfL Nagold aus, als Nils Schuon bekanntgab, dass er den Verein verlässt – vor allem, dass er nach Holzhausen geht. „Oberliga oder Regionalliga hätte ich ja noch verstanden, aber ein Wechsel nur eine Klasse höher sorgt nicht nur bei mir für völliges Unverständnis. Zumal wir ja auch dran waren, in die Verbandsliga aufzusteigen“, sagt VfL-Trainer Armin Redzepagic. Der bescheinigt Schuon allerdings, dass er „sich immer korrekt verhalten hat. Er hat rechtzeitig gesagt, dass er bei uns mit einer Vertragsverlängerung noch warten will. Und hat jetzt auch rechtzeitig gesagt, dass er gehen wird.“

Nagold rechnete mit einem längerfristigen Engagement von Nils Schuon und keinesfalls damit, dass „er uns schon nach gerade mal elf Spielen wieder verlässt.“ Redzepagic: „Zumal er sich ja auch sehr engagiert hat, er war im Mannschaftsrat, hat sich auch bei der Kaderzusammenstellung mit eingebracht, deshalb hat es mich umso mehr gewundert, dass er jetzt plötzlich geht. Auf dem Feld war er unser Dreh- und Angelpunkt. Als er vor einem Jahr aus Balingen zu uns gekommen ist, war er ausgelaugt. In Nagold hat er wieder den Spaß am Fußball gefunden. Wir akzeptieren seine Entscheidung, aber die Beweggründe muss man nicht nachvollziehen können. Bei mir sorgt sie für Kopfschütteln. Nils hinterlässt in Nagold viele enttäuschte Personen, denn diesen Schritt können viele nicht nachvollziehen“, sagt Redzepagic und fügt an: „Aber der Weggang von einer Person wird uns nicht umhauen. Wir sind mit unserem Kader inklusive den möglichen Neuzugängen mehr als zufrieden.“