Exotische Exil-Geschichte in pompöser Verpackung

Nirgendwo in Afrika

Exotische Exil-Geschichte in pompöser Verpackung

24.11.2015

Von Kathrin Wesely

Nirgendwo in Afrika

Vom letzten Geld hat sich Jettel Redlich ein weißes Abendkleid gekauft, Pailletten-besetzt mit roten Tupfen. Sie will es mit nach Kenia nehmen, wohin die jüdische Frau aus gutem Haus mit Mann und Kind 1938 emigriert. Sie weiß noch nicht, dass sie das Kleid dort nicht brauchen wird, weil sie nicht begreift, dass sie froh sein muss um?s nackte Überleben.

Prächtig assimiliert sich ihre Tochter Regina ans Landleben auf der kenianischen Farm. Auch Walter Redlich packt zu. Caroline Link erzählt in ihrem Epos von der Fremdheit, dem Auseinanderleben der Eheleute und der Angst um die Angehörigen in Deutschland. Es ist eine wahre Geschichte, die sich an die Biografie der Frankfurter Journalistin Stefanie Zweig anlehnt. Und es ist eine kleine, schon oft erzählte Geschichte, die mit großen Gefühlen und wenigen Überraschungen aufwartet.

Groß ist auch die Kulisse, vor der Link die Sorgen der Kleinfamilie ausbreitet: Weite Steppen und Felder, zwischen denen Antilopen galoppieren, Flamingos aufflattern. Die imposanten Bilder peppen den ausgebeinten Plot etwas auf, rechtfertigen aber keine zweieinhalb Stunden Filmlänge. Allerdings arbeitet diese Zeit für die Schauspieler: Jede der drei Hauptfiguren entwickelt sich in feinen, lebensnahen Nuancen.

Jettel Redlich wird ihr weißes Paillettenkleid am Ende doch noch tragen. Bei einer Stammesfete der Massai wird es sich fremd ausnehmen zwischen den nackten Leibern der Maissais, die mit den abgerupften Gliedmaßen eines Pelztieres winkend um Regen bitten. "Man muss das Fremdsein tolerieren", dröhnt der schmächtige Subtext. Zweieinhalb Stunden Unterhaltung bedürfen eben einer Moral. So ist die Regel fürs Mittelmaß.