Interview

„Noch vertraue ich auf die Zusage der DB“

Im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE erklärt Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle die wichtigsten Projekte für das Jahr 2018. Der Bau des Bahnhaltepunkts Nord wird die Verwaltung dabei ebenso beschäftigen wie die Suche nach neuen Gewerbegebieten und die Entwicklung neuer Wohnbaugebiete.

20.01.2018

Von Maik Wilke

Auf Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle kommen in diesem Jahr mehrere Großprojekte zu. Eines davon ist die 1,5 Millionen Euro teure Sanierung des Eutinger Rathauses. Bilder: Kuball

Auf Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle kommen in diesem Jahr mehrere Großprojekte zu. Eines davon ist die 1,5 Millionen Euro teure Sanierung des Eutinger Rathauses. Bilder: Kuball

SÜDWEST PRESSE: Herr Jöchle, Sie haben im Sommer beim Sportheimbau des SV Eutingen das „Jahr der Spatenstiche“ ausgerufen. Bei welchen Projekten geht es 2018 richtig los?

Armin Jöchle: Wir wollen bei drei Sachen auf jeden Fall dabei sein. Das ist der Start des Baus für das Pflegeheim auf dem bisherigen Sportgelände, natürlich der Verbrauchermarkt an der Stuttgarter Straße und beim Ausbau der Kreisstraße von Eutingen nach Göttelfingen, wo für unsere Gemeinde ja auch ein Radweg gebaut wird.

Den Spatenstich für den Verbrauchermarkt hatten Sie sich aber eigentlich bereits für Ende vergangenen Jahres vorgestellt.

Richtig, manchmal wünscht man sich, dass Projekte ein bisschen früher realisiert werden. Da muss ich mich mit dem Ehrgeiz und damit, die Ziele klar auszudrücken, vielleicht etwas zügeln.

Provokativ gefragt: Wie viele Ausschreibungen wird es 2018 bei der Planung für den Verbrauchermarkt noch geben?

Wir werden demnächst zum Satzungsbeschluss kommen, denn der Bebauungsplan kann trotz der Einwände so nicht komplett rückgängig gemacht werden.

Können Sie die Argumente des Einwenders nachvollziehen?

Es ist üblich, dass der Geschäftsführer eines Betriebs versucht, mögliche Nachteile für sein Unternehmen zu vermeiden. Dazu zählen mit Sicherheit auch fällige Erschließungskosten. Insofern sind die Anliegen schon nachvollziehbar, man darf aber nicht vergessen, dass der Betroffene nicht nur Nachteile hat. Durch den Bebauungsplan für den Verbrauchermarkt erhält die betroffene Person Planungsrecht für Grundstücke, das es so vorher nicht gegeben hat.

Ein anderes unerfreuliches Thema ist der Bahnhaltepunkt Eutingen-Nord. Welche Schritte wird man 2018 angehen?

Wir hoffen darauf, dass das Eisenbahnbundesamt noch in diesem Jahr die Planungsgenehmigung rausgibt. Dann hat die Albtalverkehrsgesellschaft die Zusage, zügig bauen zu dürfen.

Woran scheitert es derzeit? Das Projekt zieht sich ja bereits seit über einem Jahrzehnt.

An einer vermeintlichen Kleinigkeit. Im Dezember hatte unsere Verwaltung beim Besuch des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg in Stuttgart von Ministerialdirektor Dr. Uwe Lahl die Zusage erhalten, dass der Haltepunkt fahrplantechnisch bedient werden kann. Allerdings fehlt dafür noch die Zustimmung der DB Netz AG. Nachdem wir das Ziel, mit der Umsetzung 2017 fertig zu sein, verschieben mussten, lautet das neue Ziel nun 2019.

Mit ein Grund für die Verspätung ist auch, dass die Albtalverkehrsgesellschaft (AVG) Planunterlagen zu spät eingereicht hat. Wie kam es dazu?

Im Sommer 2015 hatte die AVG bereits erklärt, die Planungen seien fertig und eingereicht worden. Das Verfahren dauert dann zwölf bis 18 Monate – nun sind wir zwei Jahre später immer noch soweit wie damals. Erst im November 2017 waren die Unterlagen anscheinend vollständig.

Sie haben in einem früheren Gespräch deshalb angekündigt, die Handlungen der agierenden Institutionen genauer zu verfolgen. Wie lässt sich das konkret umsetzen?

Das ist schwierig: Wenn man niemandem mehr vertraut, ist das Überprüfen ungemein aufwendig und bindet viel Arbeitszeit. Aber wir haben unsere Erfahrungen gemacht und werden handeln: Wir haben alle Teilnehmer, also das Landratsamt Freudenstadt, die Stadtverwaltung Dornstetten, die ebenfalls betroffen sind, sowie die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg und die AVG zu regelmäßigen Treffen gebeten. So sitzen alle Beteiligten an einem Tisch und können besprechen, wie das Thema vorangetrieben werden kann. Das erste Treffen soll Ende Januar oder Anfang Februar stattfinden.

Vertrauen Sie überhaupt noch darauf, dass die DB Netz AG bei der Neuausschreibung der Fahrpläne dann wirklich wie angekündigt den Haltepunkt Eutingen-Nord berücksichtigt? Einige Gemeinderäte haben ihre Zweifel schon in einem Brief ans Ministerium zum Ausdruck gebracht.

Noch vertraue ich auf die Zusage der DB, ja. Auch, weil Herr Lahl uns das im Dezember noch einmal bestätigt hat.

Fühlen Sie sich vom Verkehrsministerium in Stuttgart im Stich gelassen?

Nicht direkt im Stich gelassen. Aber wie das Ministerium uns derzeit vorrangig hilft wie angekündigt, ist mir auch nicht ganz klar.

Ein wichtiges Thema wird 2018 auch die Suche neuer Gewerbegebiete sein. Welche Flächen stehen in Eutingen überhaupt zur Debatte?

Vor allem natürlich das Flugplatzgelände. Mit der Frage der Suche wird sich der Gemeinderat beschäftigen müssen – und da ist meiner Meinung nach auch nichts Verwerfliches dabei, auch wenn es sicher viele Betroffene geben wird wie die beiden Fliegervereine und den Nabu. Da muss man sachlich diskutieren und gegebenenfalls eine geeignete Form der Neuausschreibung finden. Da kommt es auch darauf an, was Rottenburg mit seinem Anteil, der 40 Hektar-Fläche, macht. Sollten die das im neuen Regionalplan als Gewerbegebiet deklarieren, sollte Eutingen nicht nachstehen.

Haben Sie Angst vor einem neuen Gewerbegebiet in Ahldorf?

Nein, Ahldorf tangiert uns nicht.

Auch nicht, wenn Firmen wir Norma über einen Umzug nachdenken?

Wenn ein Unternehmen einen Grund hat, aus Eutingen wegzugehen, dann weil es expandieren möchte und wir – zumindest aktuell – nicht die entsprechenden Flächen stellen können. Da muss man einfach auch akzeptieren, dass Betriebe gehen.

Aber damit gehen doch auch Arbeitsplätze und Steuereinnahmen vor Ort verloren.

Es gibt andere Betriebe in der Umgebung, die diesen Standort für attraktiv halten. Und ich nehme stark an, dass auch der Eigentümer der Norma-Fläche eine neue Nutzung anstrebt. Wie schnell das gelingt, ist natürlich nicht klar.

Im Gewerbegebiet Bahnhof West sind bislang nur Verträge für die kleineren Flächen unterschrieben. Gibt es keine Interessenten für die größen Grundstücke?

Doch, die gibt es. Wir haben einige Anfragen vorliegen, die wir gerade bearbeiten – auch für die 1,3 Hektar große Fläche. Dort wird sich wohl ein Unternehmen aus dem Logistikbereich ansiedeln, wir sind also gut unterwegs am Bahnhof West.

Von Gewerbe- zu Wohnbaugebieten: Im Jahresrückblick haben Sie erwähnt, dass die Gemeinde fast 100 Einwohner mehr zählt als im Vorjahr. Eine positive Entwicklung, doch wo sollen weitere Neubürger wohnen?

Leider haben wir in Eutingen immer noch einen nicht unerheblichen Anteil an innerörtlichen Leerständen. Da wäre es natürlich wünschenswert, dass sich der ein oder andere Eigentümer, der seine Immobilie selbst gar nicht nutzt, sich von dieser trennt oder sie vermietet. Die wohl wichtigste Fläche bei diesem Thema ist das Adler-Areal in der Dorfmitte in Weitingen. Dort könnte die Gemeinde als Zwischenerwerber einspringen, um mehr Zeit zu haben, einen passenden Investor zu suchen. Denn schade wäre es, wenn jemand dieses Areal zwar kaufen, dann aber nicht entwickeln würde.

Wird es neue Wohnbaugebiete geben?

Angedacht ist von der Verwaltung eine etwa zwei Hektar große Fläche nördlich von Eutingen. Etwa zwischen dem heutigen Gebiet „Stützen“ bis zur neuen Kreisstraße. Zudem wird in Göttelfingen Platz für klassische Einfamilienhäuser entstehen.

Zu Ihrem eigenen Haus: Die Rathaus-Sanierung steht an. Wie wird das die Arbeit in der Verwaltung beeinträchtigen?

Wir sind gerade in Gesprächen mit dem Architekten, ob es sinnvoll wäre, für die Zeit der umfangreichen Arbeiten aus dem Gebäude auszuziehen, da sogar das gesamte Treppenhaus rausgerissen werden muss, um das Gebäude barrierefrei zu machen. Bei einer Sanierung im laufenden Betrieb hätten sowohl die Verwaltungsmitarbeiter als auch die Handwerker und Kunden, also unsere Bürger mit Einschränkungen zu rechnen.

Wo würden Sie dann vorübergehend Ihr Büro beziehen?

Die Alternative ist die Schule in Eutingen. Aber natürlich nur der Teil, der leer steht, damit der Unterricht nicht vom Umzug betroffen ist.

Wenn Sie sich ein Projekt aussuchen dürften, das 2018 perfekt laufen soll: Welches ist es?

Da würde ich mich für die 1250-Jahr-Feier im Juni entscheiden. Dafür haben viele Mitarbeiter, viele engagierte Menschen harte Arbeit reingesteckt. Es wäre zu wünschen, dass sie mit einem tollen Fest den Lohn dafür erhalten.

„Noch vertraue ich auf die Zusage der DB“
„Noch vertraue ich auf die Zusage der DB“
„Noch vertraue ich auf die Zusage der DB“

Zum Artikel

Erstellt:
20.01.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 45sec
zuletzt aktualisiert: 20.01.2018, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!